Annette Isabella Holzmann und Sabine Osthoff

Foto: Hundsturm/© Petra Torky
Seit 1993 feiert das Kunstkollektiv monochrom sämtliche Dissonanzen der marktökonomischen "Fortschritt ist sexy"-Schlachtgesänge. Nun hat die Truppe, allen voran Gründungsmitglied Johannes Grenzfurthner, ihre Gruppenerkenntnisse in Buch und Regie von "Warten auf Goto" fließen lassen und entführt des Volkstheaters Hundsturm in eine menschenferne Zukunft. Das Stück entfleucht erfrischend schnell der zu Beginn befürchteten Genreparodie in eine Studentenbude vom nur oberflächlich anderen Stern. Dort warten Annette Holzmann und Sabine Osthoff als Studentinnen, die sich - ein suboptimaler Job - ihren Körper mit mehreren Ideologiestraftätern teilen. Der intrapersonelle Kampf um Sprechsekunden führt die Schauspielerinnen an die Grenzen minimalistischer Figurenkonstruktion. Inmitten dieses meist nahtlos, jedenfalls aber körperbetont gebotenen Drahtseilakts entfaltet sich ein herrlicher Abgesang handelsüblicher Fortschrittsdogmen: "Das Unmögliche ist mir zu möglich, da draußen", lautet die galaktische Version des Beckett'schen Sinnstillstands, der schon aus dem Stücktitel sprießt. Fürs Grübeln ist diese Zukunft aber zu rasant - ein gelungener Erlösungsüberfall. (pet/ DER STANDARD, Printausgabe, 25.04.2006)