Nach 22 Jahren an der Spitze von Sun Microsystems legt Scott McNeally die Führung des kalifornischen Computerunternehmens nieder. Der 51-jährige war bisher einer der profiliertesten Manager der IT-Industrie und machte sich international einen Namen mit seiner beißenden Kritik an der Dominanz des Software-Marktführers Microsoft. McNeally behält lediglich sein Amt als Chairman, also als Vorsitzender des Verwaltungsrats.

Nettoverlust von 217 Mio. Dollar

McNeally zieht mit seinem Schritt offenbar die Konsequenzen aus einem kontinuierlichen Umsatzrückgang seit 2001. Er verband die Bekanntgabe seiner Entscheidung mit der Veröffentlichung der Zahlen für das dritte Quartal des bis Ende Juni reichenden Geschäftsjahrs 2005/06. Für den Zeitraum von Jänner bis März wies das Unternehmen einen Nettoverlust von 217 Mio. Dollar (175 Mio. Euro) aus, verglichen mit 28 Mio. Dollar im gleichen Vorjahreszeitraum. Die Börse hat McNeally seit einiger Zeit vorgeworfen, sich nicht an neue Marktbedingungen anpassen zu können.

McNeally geht - die Aktien steigen

Die Börse reagierte höchst erfreut auf den Abgang des Managers. Sun-Aktien stiegen nachbörslich zeitweise gar um 9 Prozent.


Bild: Scott McNeally und Jonathan Schwartz

Die Aufgaben des Vorstandsvorsitzenden übernimmt bis auf weiteres Sun-Präsident Jonathan Schwartz. Dieser sagte, er habe zunächst noch keine Pläne für eine Neuorganisation. Mit 38.000 Mitarbeitern stellt Sun Microsystems Hochleistungsrechner mit dem eigenen Betriebssystem Solaris her. Außerdem ist Sun auch die treibende Kraft der Software-Plattform Java.

Die Ursache

Die Troubles bei Sun haben hauptsächlich eine Ursache: Linux. Das freie Betriebssystem hat in den letzten Jahren eine starke Stellung im IT-Markt eingenommen und wildert im Kernmarkt von Sun. So werden Unix-Server meist von Linux in der Kombination mit AMD- oder Intel-Prozessoren ersetzt. Diesen Trend konnte Sun bisher nichts entgegen setzen, obwohl das Unternehmen sein Unix Solaris 10 kostenlos abgibt und auch günstige AMD-Server anbietet.

Wer braucht diese Rechner

Das Magazin Wired beschrieb das Dilemma wie folgt: Sun´s High-End Rechner, samt dem Sun-Unix Solaris und den von Sun entwickelten Sparc-Prozessor kosten eine Million Dollar. Pro Stück. Doch wer braucht diese Rechner, wenn man um weniger Geld Wagenladungen voller billiger Linux-Server mit Intel- oder AMD-Prozessoren bekommt. (APA/sum)