IT-Business
Nasdaq wieder im Aufwind
Vorjahresbilanz: 118 Nasdaq-Firmen in Konkurs
New York - Die Kurse an der New Yorker
Technologiebörse Nasdaq
steigen wieder, obwohl viele
der Internet-Unternehmen nach wie vor keinen Groschen Gewinn machen. Nachdem
der Nasdaq-Composite-Index zwischen Oktober vergangen Jahres und Ende Januar
1999 um rund 80 Prozent geklettert war, folgte eine zweimonatige
Schwächephase. Inzwischen aber ziehen die Kurse der noch vor wenigen Tagen
als überteuert geltenden Technologiewerte wieder an. Das trieb den Index in
dieser Woche auf neue Rekordstände.
Für Makler wird die wilde Spekulation problematisch, wenn die Anleger bei
einer Kurswende die Nerven verlieren. "Unser Handelssystem ist schon bei
steigenden Kursen überlastet, auf dem Weg nach unten ist es viel schlimmer",
klagt Bernhard L. Madoff, Besitzer eines Maklerbüros. Im Januar beschloß
Madoff
vier Titel - Amazon, Yahoo, Infoseek
und Egghead - nicht mehr zu handeln, denn die Kurssprünge dieser Aktien
lösten zu oft Panikreaktionen bei den Kleinanlegern aus. Auch andere Händler
verzichten bereits auf bestimmte Geschäfte. So machen es die Brokerhäuser
DLJDirect, Schwab, Salomon Smith Barney und Waterhouse Securities zum
Beispiel ihren Kunden schwer, den Kauf von Internet-Aktien mit Krediten zu
finanzieren.
Für das kalifornische Silicon Valley und die gesamte Technologiebranche
bleibt die Nasdaq der wichtigste Börsenplatz mit 94 Prozent Marktanteil bei
Softwarefirmen, einem kaum weniger hohen bei PC-Herstellern (89 Prozent),
Gentechnologie-Unternehmen (87 Prozent) und Herstellern von
Kommunikationsausrüstungen (86 Prozent). Die mehr als 5000 an der Nasdaq
gelisteten Unternehmen haben zur Zeit einen Kurswert von rund 2,6 Billionen
Dollar (4,68 Billionen DM), ein Zuwachs von mehr als 44 Prozent gegenüber
1997. Die Nasdaq führt keine Statistiken darüber, wieviele der zur
Börsengründung Anfang der 70er Jahre gelisteten Firmen heute noch an Bord
sind. Über die Zahl der Konkurse gibt die Bostoner Forschungsfirma New
Generation Research Auskunft. Sie kommen demnach an der Nasdaq wesentlich
häufiger vor als an der Leitbörse Nyse. Im vergangenen Jahr meldeten 118
Nasdaq-Firmen Konkurs, und lediglich zwölf an der Nyse. Doch wächst die
Nasdaq doppelt so schnell wie die Nyse. Zwar haben die an der Nasdaq
gelisteten Firmen insgesamt noch einen wesentlich niedrigeren Börsenwert als
die 3000 an der New Yorker Börse notierten Gesellschaften, die auf insgesamt
8,6 Billionen Dollar kommen, doch ist Nasdaq-Chef Frank Zarb zuversichtlich,
diesen Vorsprung schnell einzuholen. Er setzt dabei vor allem auf das
Ausland. So hat Zarb 30 Nasdaq-Vertreter in allen Ecken der Welt geschickt,
um für die Börse Unternehmen anzuwerben. (pte)