So lautete der Titel des 1968 erschienen Buches des sozialdemokratischen Wirtschaftsjournalisten, Nationalökonomen und späteren Mitglieds des Generalrats der Österreichischen Nationalbank, Karl Ausch.

Er schilderte die Reihe von Bankenskandalen und -krachs der Zwanziger- und Dreißigerjahre des vorigen Jahrhunderts und wies die Schuld - großteils zu Recht - den Machenschaften kapitalistischer Glücksritter und Spekulanten sowie der verblendeten Deflationspolitik ("Zu-Tode-Sparen") der konservativen Regierungen zu. Der Untertitel des damals Aufsehen erregenden Werkes lautete "Zur Soziologie der politischen Korruption" - und bezog sich auf die rechtsextremen und reaktionären Kräfte, die zum Teil hinter den krachenden Banken standen. Was Ausch zum Fall Bawag gesagt hätte, bleibt offen.

Die damaligen Regierungen, nicht nur in Österreich, sondern auch in den meisten Demokratien, sahen nicht nur hilflos den Krachs der Banken zu, die wie die Dominos umfielen, sondern hielten das auch noch für eine wirksame Rosskur: Man müsse eben den Kräften des Marktes ihren Lauf lassen, staatliche Eingriffe wären systemwidrig, und im Falle des nicht für lebensfähig gehaltenen Kleinstaates Österreich wäre auch gar kein Geld dafür vorhanden. Begleitet wurde diese selbstbeschädigende Haltung noch durch eine überaus restriktive Geld- und sonstige Wirtschaftspolitik besonders in den USA und in Deutschland. Geldverknappung durch die Notenbanken (in den USA 30 Prozent des Geldumlaufs!) und staatliches "Gesundsparen" führten zu einer Spirale negativen Wachstums und exponentieller Arbeitslosigkeit. Diese Politik des Abwürgens war in hohem Masse mitbeteiligt am Aufkommen Hitlers (allerdings: Die USA, wo die Arbeitslosigkeit noch viel höher war, widerstanden der Versuchung des Faschismus). Der gravierende Unterschied zu heute besteht darin, dass die Regierungen, die Notenbanken und der gesamte wirtschaftliche Apparat eines Landes heute ganz anders reagieren würden. Sie würden die Bawag - oder, was das betrifft, die Kärntner Hypo Alpe-Adria - , nicht untergehen lassen. Wenn man etwas aus den Dreißigerjahren gelernt hat, dann das, dass es Wahnsinn wäre, eine große Bank (die Bawag ist die viertgrößte Österreichs) mit frommen marktwirtschaftlichen Sprüchen vor die Hunde gehen zu lassen.

Konkret: Falls es notwendig werden sollte, wird die Österreichische Nationalbank die Bawag und die Hypo Alpe-Adria mit einer massiven Geldinfusion retten. Keine Regierung kann es sich leisten, 1,5 Millionen Bankkunden um ihr Geld kommen zu lassen, Penthouse-Sozialismus hin oder her. Die Folgen für die Gesamtwirtschaft wären verheerend - so haben sich auch wichtige "schwarze" Banker wie der Chef der Raiffeisen-Zentralbank, Rothensteiner, geäußert.

Rettungsaktionen dieser Art gibt es immer wieder. 1998 musste Alan Greenspan, der Chef der US-Notenbank, gemeinsam mit einer Reihe von Privatbanken einen riesigen Hedgefonds auffangen, dessen Pleite das internationale Finanzsystem erschüttert hätte. Mitte der 80er-Jahre musste die Verstaatlichte Industrie mit 100 Milliarden Schilling saniert werden, beinahe gleichzeitig aber auch die CA, die durch ihren Industriekonzern in Troubles geraten war (sieben Milliarden Schilling).

Im Übrigen lautet der volle Name der Bawag "Bawag P.S.K.". Die Republik haftet noch für 5,5 Milliarden Euro P.S.K.-Einlagen und wickelt einen Großteil ihres Zahlungsverkehrs über die P.S.K. ab. Die Banken werden also nicht fallen. Aber ein Buch mit dem Titel "Als die roten Bastionen fielen" könnte man schreiben. (DER STANDARD, Printausgabe, 2.5.2006)