Ebbe in den Entwicklungsabteilungen
Trotz weltweit sich immer weiter verbreitender gegen die herkömmlichen Antibiotika resistenter Bakterien sind die Pipelines der Pharmakonzerne bei den Antibiotika in den vergangenen Jahren immer mehr "ausgetrocknet". Tigecycline ist somit das vorerst letzte Antibiotikum, das von einem internationalen Pharmakonzern (Wyeth) entwickelt wurde. Sonst sind die Entwicklungsabteilungen der Konzerne auf diesem Gebiet derzeit leer. Es handelt sich um ein Antibiotikum, das per Infusion verabreicht wird und speziell gegen resistente Spitalskeime eingesetzt werden soll.
Gegen resistente Bakterien
Tigecycline ist mit dem seit Jahrzehnten bekannten Tetrazyklin verwandt. Das neue Antibiotikum wirkt auch gegen Bakterien, die eine mehrfache Resistenz gegen unterschiedliche Antibiotika aufweisen. In Europa wird das Medikament in der neuen Biotech-Anlage von Wyeth in Grange Castle bei Dublin in Irland produziert.
Weniger Neuzulassungen
In den USA wird geschätzt, dass Infektionen mit resistenten Bakterien in Spitälern pro Jahr Kosten von bis zu fünf Milliarden US-Dollar (4,14 Mrd. Euro) verursachen. In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Neuzulassungen für Antibiotika um mehr als die Hälfte abgenommen, wenn man den Zeitraum zwischen 1983 und 1987 beziehungsweise 1998 bis 2002 zum Vergleich hernimmt.
Verabreichung per Infusion im Spital
"Das neue Medikament ist das derzeit am breitesten wirksame Antibiotikum. Es wird bei komplizierten Haut- und Weichteilinfektionen und bei schwierigen Infektionen im Bauchraum (zum Beispiel bei Entzündungen des Blinddarms oder Darmperforationen, Anm.) eingesetzt werden", sagte Wenisch. Bei dem Medikament handelt es sich um ein Arzneimittel, das ausschließlich für den Spitalsgebrauch gedacht ist. Es muss per Infusion verabreicht werden. Die Erstdosis beträgt 100 Milligramm, dann wird die Behandlung zwei Mal täglich mit je 50 Milligramm fortgesetzt.
Starker Wirkstoff
Der Wirkstoff ist der erste aus der Reihe der so genannten Glycylcycline. Auch zwei verschiedene Resistenzmechanismen von Bakterien - "Pumpen", welche den Wirkstoff schnell aus der Zelle transportieren und der Schutz von Zielen der Antibiotika (Ribosomen, Anm.) - können die Wirkung des neuen Medikaments offenbar nicht abschwächen oder ganz hemmen.
In USA bereits zugelassen