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Mythos Ederer-Tausender. Ob Brigitte Ederers Versprechen eingehalten wurde, ist schwer nachvollziehbar.

Foto: APA/Jäger

EU-Staatssekretärin Brigitte Ederer setzte sich im Jahr 1994 mit ihrem Rechenstift, einigen Prognosen von Wirtschaftsforschungsinstituten und viel Optimismus an ihren Schreibtisch und verfasste folgenden Gleichung: Nimmt man die prognostizierte Einkommensentwicklung unselbstständiger Arbeitnehmer und dividiert den erhaltenen Schillingbetrag durch die Anzahl der Familienerhalter unter ihnen, ergibt sich ein durchschnittlicher Betrag von 1000 Schilling für jede Familie an zusätzlichem Einkommen. Der "Ederer-Tausender" war geboren.

Enttäuschte EU-Erwartungen

"Das ist damals natürlich sehr grob von ihr berechnet worden", gibt Fritz Breuss vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung zu bedenken. Die mediale Eingängigkeit dieser Rechnung war allerdings vorhanden. Der Begriff des "Ederer-Tausenders" gilt heute als Synonym für enttäuschte EU-Erwartungen. Ob diese Enttäuschung berechtigt ist? "Es ist fast unmöglich, die tatsächlichen Auswirkungen der EU-Mitgliedschaft herauszufiltern," gibt Breuss zu bedenken, ist persönlich aber davon überzeugt, dass sich das Realeinkommen in den letzten 10 Jahren mindestens um diesen Betrag erhöht hat. Natürlich immer im Durchschnittswerten gesehen.

Zu Brigitte Ederers Glück

"Seit 1995 ist das Bruttoinlandsprodukt real um 4,5 Prozentpunkte gestiegen," zitiert Breuss die Statistik. "Die Ostöffnung und die EU-Mitgliedsschaft hat das Wirtschaftswachstum zusätzlich um 0,5 bis 1 Prozent pro Jahr erhöht, wobei die Effekte der Ostöffnung größer waren". Dass man als ArbeitnehmerIn das Gefühl hat, dass der Ederer-Tausender ein reiner Marketing-Gag war, liege an verschiedensten Gegeneffekten. Durch die Ostöffnung seien zum Beispiel viele Arbeitsplätze ausgelagert worden. "Parallel zum EU-Beitritt beeinflussen internationale Prozesse wie die Globalisierung die wirtschaftliche Entwicklung," relativiert Breuss: "Fakt ist, dass man nicht sagen kann, was wäre gewesen wenn." Zu Brigitte Ederers Glück. (mhe)