325 Quadratmeter großes Penthouse mit Pool am Dach der Bawag-Zentrale in Wien.

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Vertreibung aus dem Paradies: Das Ehepaar Ruth und Helmut Elsner soll sein Domizil in luftigen Höhen über der Bawag-Zentrale in den nächsten zwei Wochen verlassen müssen.

Fotos: Christian Fischer, News/Stögmüller; Collage: Otto Beigelbeck

Wien – Es dürfte dem Sozialdemokraten und Bawag-Vorstandschef Ewald Nowotny ein besonderes Anliegen gewesen sein. Während sich der Bawag-Chef in der Öffentlichkeit durch ziemlich genau nichts aus der Ruhe bringen lässt, regte ihn im Rahmen der Causa Bawag ein Deal sichtbar auf: Der Kauf des Penthouses auf dem Dach der Bawag-Zentrale durch Ruth Elsner. Die Ehefrau von Helmut Elsner, der die Bank bis 2003 geleitet hat und gegen den Vorerhebungen laufen, soll die luftige Bleibe (325 Quadratmeter) im Vorjahr um den Schnäppchenpreis von 470.000 Euro gekauft haben. Wert sein dürfte sie rund das Achtfache.

Gestern hat Nowotny seine Ankündigung "rechtlicher Schritte" wahrgemacht: Die Bawag hat beim Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien (Geschäftszahl: 3 Cg 121/06w) Räumungsklage eingebracht, wonach die Wohnung mit der Adresse Tuchlauben 7, Top 12 "binnen 14 Tagen bei sonstiger Exekution" zu räumen ist.

Deftiger Schritt

Die Begründung für den deftigen Schritt: Der Verkauf an Ruth Elsner sei "unwirksam, da das Optionsrecht zum Erwerb nicht rechtzeitig ausgeübt wurde. Überdies wurde ohne Genehmigung durch den Aufsichtsrat Vermögen unter dem wahren Wert verkauft."

Zudem hat die Bawag eine einstweilige Verfügung beantragt, die "verhindern soll, dass Frau Elsner im laufenden Verfahren Transaktionen über die Liegenschaft tätigt." All das gab die ansonsten nicht ganz so auskunftsfreudige Bank am Donnerstag per Presseaussendung bekannt.

Derzeit in Südfrankreich

Dass Elsner und seine Frau, die sich derzeit in Südfrankreich aufhalten, demnächst auf der Straße stehen werden, ist aber nicht zu erwarten. Elsners Rechtsanwalt, Wolfgang Schubert, übt sich in Gelassenheit ("Ich lese die Klage jetzt einmal.") und weist die Darstellung der Bawag und die von ihr erwähnten Klagsgründe allesamt zurück.

Der Vertrag, in dem "die Genehmigung zur Veräußerung" der Wohnung festgeschrieben wurde, stamme aus dem Jahr 2001 und ist laut Anwalt "von beiden Bankeigentümern, dem Vorstandschef der Bayerischen Landesbank (sie war damals mit 46 Prozent an der Bawag beteiligt, Anm.) und vom ÖGB unterschrieben". In dem Vertrag sei festgehalten worden, dass "Elsner selbst oder ein von ihm zu bestimmender Dritter" kaufen dürfe. Der Kaufvertrag sei dann 2005 abgeschlossen worden, Ruth Elsner habe 570.000 Euro bezahlt.

Mietzahlungen addieren

Allerdings, so erklärt Schubert, seien zum Kaufpreis auch jene Mietzahlungen zu addieren, die Elsner in den Jahren davor geleistet habe. In Summe habe der Kaufpreis, der schon 2001 festgeschrieben worden sei, 11,7 Mio. Schilling (850.000 Euro) betragen. Dass die Bawag- Chefs recht schön und recht günstig wohnen, sei "System gewesen, und zwar schon seit den Sechzigerjahren", so Schubert zum Historischen. Und: "Elsner hat sich nichts unter den Nagel gerissen, er hat auch nicht um Wohnversorgung gebeten, sondern man hat ihm das angeboten." Kurzum: "Das alles ist Theaterdonner". Um mehr als das geht es in der Bank selbst. In den nächsten Tagen soll der US- Vergleich stehen, die Aufsichtsratssitzung, die für heute, Freitag, anberaumt war, wurde abgesagt. Dafür will man am 12. Mai Nägel mit Köpfen machen. In dieser Sitzung soll die Bilanz 2005 (mit einer schwarzen Null) präsentiert werden – und ein Finanzchef. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.5.2006)