Auf dieses wachsende Segment exportfreudiger mittelständischer Unternehmen hat sich das internationale Steuerberater-Netzwerk Ecovis spezialisiert. Ausgehend von Deutschland, wo es im Jahr 2004 aus einer Fusion der vor allem in Bayern und Sachsen tätigen BayLa-Gruppe und der vorwiegend in Norddeutschland starken Grieger Mallison-Gruppe hervorgegangen ist, wurde mittlerweile eine international tätige "strategische Allianz" von Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungs- gesellschaften daraus.
Strategie
"Wir wussten: Für eine eigene bundesweite Expansion gehen 20 Jahre ins Land", erzählt Peter Lüdemann, Geschäftsführer bei Ecovis Deutschland, am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Wien. Bei der internationalen Expansion wurde deshalb eine ganz bestimmte Strategie verfolgt: "Wir haben gezielt nach Firmen gesucht, die auf dem selben Level waren wie wir: kurz vor dem Sprung ins Ausland." Die ersten Schritte dazu wurden vor fünf Jahren unternommen, seit 2004 firmieren die Mitgliedsfirmen unter der Marke "Ecovis". Heute unterhält das Netzwerk in Deutschland mehr als hundert Standorte und setzt rund 120 Millionen Euro im Jahr um, man zählt damit zu den Top 10 der deutschen Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften.
In 13 weiteren Ländern weltweit (zehn in Europa sowie USA, China und Mongolei) gibt es bereits Partner, jedes Jahr sollen drei bis sechs "weiße Flecken" auf der Ecovis-Landkarte verschwinden. In Kürze werden etwa mit Kanzleien in Belgien und Großbritannien Kooperationsverträge unterzeichnet, schwerpunktmäßig will man sich aber auch im Osten breit machen: "Balkan und Baltikum" nennt Lüdemann als vorrangige Ziele.
Expansion auch in Österreich
In Österreich gibt es Ecovis seit 2004, als die in Wien und Niederösterreich tätige S&P Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft m.b.H. - mit 65 Mitarbeitern an den Standorten Wien, St. Pölten, Scheibbs und Wieselburg tätig - Partner wurde. Die Kanzlei firmiert heute als Ecovis Austria und gehört laut eigenen Angaben zu den Top-20-Steuerberatungsunternehmen in Österreich. Wachsen will das Netzwerk auch hierzulande: Laut den beiden Geschäftsführern David Gloser und Gottfried Scholler gibt es derzeit schon sehr konkrete Gespräche mit Kanzleien im südlichen Burgenland und in Graz, auch Innsbruck wird als mögliches Expansionsziel genannt.
Die Strategie heißt auch hier: Konzentration auf den Mittelstand. "Der Mittelstandspartner will nur einen Ansprechpartner haben", weiß Lüdemann. Dieser begleite ihn oft über viele Jahre und zu diesem habe er Vertrauen. Allerdings: "Die Fragen werden ständig mehr: Personalwesen, Controlling, Expansion… Der lokale Partner ist da oft überfordert."
Begleitung ins Ausland
Vor allem dann, wenn ein mittelständischer Kunde ins Ausland gehen will, komme das größer werdende Partner-Netz zum Tragen: "Durch die Anbindung an das internationale Ecovis-Netzwerk können wir die Auslandsengagements unserer Klienten steuerlich optimieren und dabei auf das gesamte Know-how der internationalen Spezialisten von Ecovis zurückgreifen", so Gloser. Oder, wie Lüdemann es ausdrückt: "Das 'Front Office' bleibt lokal, der Rest wird zentral gesteuert."
Chancen biete überdies auch der umgekehrte Weg: Neue Mandate von Firmen, die nach Österreich expandieren und von einem ausländischen Ecovis-Partner vermittelt werden, sind so leicht möglich, berichtet Gloser.
Lizenzgeber
Ecovis fungiert nur als Lizenzgeber, die Mitgliedsfirmen zahlen 4,8 Prozent ihres Umsatzes in den gemeinsamen Topf ein und können dann unter der Marke Ecovis firmieren sowie alle Vorteile des internationalen Netzwerks nützen.
Bei der Auswahl neuer Partner will man aber nichts überstürzen. In Frage kommende Unternehmen nimmt man sehr genau vor Ort unter die Lupe, die potenziellen Mitglieder werden dann noch vor der Vertragsunterzeichnung zu den regelmäßigen Partnertreffen eingeladen - so wie an diesem Wochenende in Wien, wo sich die Vertreter von 35 Mitgliedsbetrieben treffen. Die Entscheidung, ob ein Partner ins Netzwerk aufgenommen wird oder nicht, trifft schließlich eine dreiköpfige "Arbeitsgruppe International" in der Berliner Zentrale – allerdings stets nach eingehenden Beratungen mit den Mitgliedern, wie Kay Thomsen, Vorstand der Ecovis Europe AG, betont. Der Partner in Ungarn sei etwa gemeinsam mit den Österreichern ausgewählt worden.
Etwas schwieriger gestaltet sich die Partner-Suche in den USA, wo Ecovis derzeit nur in New York vertreten ist. In Frage kommende US-Partner seien meist schon zu groß, räumt Thomsen ein: "Die sagen dann: Okay, aber machen wir's doch unter meinem Namen."