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Wirbel um Rainhard Fendrich

Foto: APA/ HERBERT PFARRHOFER
Wien - Wer Wien kennt, weiß, welches Lokal gemeint ist, wenn man von "einem Nobelrestaurant im Wiener Regierungsviertel" spricht. Schließlich ist die "erste Garnitur" der "Seitenblicke" dort, ganz nahe am Bundeskanzleramt, oft genug zu finden. Aber natürlich hat trotzdem niemand je - oder gar am 24. März 2006 - mitbekommen, dass der Lokalbesitzer Rainhard Fendrich Kokain zugesteckt hätte: Manche Dinge, so sie vorfallen, fallen halt niemandem auf.

Und so sind das Entsetzen und die Überraschung umso glaubwürdiger und größer, wenn News in seiner aktuellen Ausgabe verkündet, dass Rainhard Fendrich im Polizeiverhör gestanden haben soll, über mehr als 15 Jahre hinweg regelmäßig Kokain konsumiert zu haben: Er habe "einen Ferrari" verschnupft, zitiert News Polizeiakten. Und keiner hat's gemerkt . . .

Koksübergabe im Nobelhotel

Den Kriminalisten ging der Austropopper ins Netz, als diese einen Dealer observierten: Der 50-jährige Manfred B., der laut Drogenfahndern mehrere Lokale in Wien mit Koks versorgt haben soll, wurde festgenommen. Die Ermittlungen liefen seit Oktober 2005, am Montag, den 8. Mai 2006 wurden fünf weitere Personen dingfest gemacht. Fendrich selbst wurde angeblich im Nobelhotel "Triest" mit Kokain erwischt. Im Verhör soll er "gesungen" haben: Über einen "bekannten Filmproduzenten, einen namhaften Regisseur, einen wortgewandten Journalisten, einen prominenten Heurigenwirt", orakelt News.

Promi-Anwalt von Ereignissen überrollt

Dem Bericht zufolge riskiert Fendrich nach Paragraf 27 des Suchtmittelgesetzes "bis zu sechs Monate Haft oder Geldstrafe bis 360 Tagessätze". Laut diesem wird bestraft, wer "Suchtgift erwirbt, besitzt, erzeugt, einführt, ausführt, einem anderen überlässt oder verschafft". Detaillierteres wusste auch Fendrich-Rechtsvertreter Manfred Ainedter dem STANDARD nicht mitzuteilen. Der Promi-Anwalt bezeichnete sich als "von den aktuellen Ereignissen überrollt".

Fest steht, dass die Droge Kokain nicht zum ersten Mal mit dem Umfeld des Austropop-Barden in Zusammenhang gebracht wird. Im Dezember 1985 stand ein enger Verwandter Rainhard Fendrichs wegen des Bezugs und Weiterverkaufs von fünf Kilo Koks vor Gericht. Er wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt und saß die Strafe ab.

Zwanzig Jahre später findet in Sachen Rainhard Fendrich nur einer aus dem weiteren Umfeld klare Worte - wenn aus Karrieregründen auch anonym: "In Österreich galt man ja immer als Arschloch, wenn man sich seinen Problemen stellt - und so wie das klingt, rechnet der Rainhard da jetzt ab." (Thomas Rottenberg, Irene Brickner, DER STANDARD Printausgabe 11.5.2006)