Wien - Die kubanische Schriftstellerin Zoe Valdes hat vor den Auswirkungen der neuen Achse zwischen dem kubanischen KP-Regime und den linkspopulistischen Präsidenten Venezuelas und Boliviens gewarnt. Dass Politiker wie Hugo Chavez und Evo Morales an die Macht gekommen sind, habe "Auswirkungen auf den Rest der Welt", sagte Valdes, die "mit sieben- bis zehnstündigen Reden Fidel Castros aufgewachsen" ist und seit 12 Jahren im mexikanischen Exil lebt, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien, an der auch der tschechische Senator Karl Schwarzenberg und der CDU-Abgeordnete Arnold Vaatz sowie ein Vertreter von "Reporter ohne Grenzen" (RSF) teilnahmen.

"Lateinamerika ist ein Kontinent, der kocht. Niemand weiß, in welche Richtung er sich entwickelt", fürchtet Valdes. Der designierte Nachfolger des alternden Staatschefs Fidel Castro, dessen Bruder Raul, "hat kein Charisma, ist ein kranker Mann". Es bestehe sogar die Gefahr, dass Kuba "ein Teil eines 'befreundeten' Staates werden könnte". Den "Maximo Lider" beurteilte sie so: "Fidel Castro ist ein Diktator, der in keine Form passt. Er hat Argumente für die Rechte ebenso wie für die Linke."

Mit den ehemals fließenden Sowjet-Geldern habe Castro die militärische Ausbildung junger Lateinamerikaner finanziert, so Valdes. Unter ihnen waren Chavez, jetzt Venezuelas Staatschef, und der berüchtigte kolumbianische FARC-Guerilla-Führer "Tirofijo". Auch dem Faktum, dass Kuba Scharen von Ärzten und medizinischem Fachpersonal in andere Länder Lateinamerikas schickt, kann die Exil-Kubanerin nichts abgewinnen. In Venezuela etwa müssten die kubanischen Ärzte ihre Gehälter abliefern: "Sie arbeiten wie Sklaven, um das Öl (aus Venezuela) abzuzahlen." Venezolanische Ärzte hätten gegen den "Ärzte-Import" protestiert.

Vaatz, selbst in der kommunistischen DDR aufgewachsen, nannte die Menschenrechtslage "weiter katastrophal". Sein Erfahrungsaustausch mit Kubanern, egal aus welchem politischen Lager, habe eindeutig ergeben: "Die Aussetzung der diplomatischen Sanktionen hat dem Menschenrechtsprozess nicht gut getan." Gegenüber der APA verwies Vaatz auch auf die Aussagen kubanischer Studenten in der DDR, die schon damals über die Missstände zu Hause erzählt hatten - und von "Aufpassern" deswegen unter Druck gesetzt wurden.

Schwarzenberg verwies auf die Tatsache, dass das kubanische Regime "in fast 50 Jahren nie durch Wahlen demokratisch legitimiert wurde". Im Vorjahr hatten er und Vaatz in Kuba an einem Dissidenten-Treffen teilnehmen wollen; nach einigen Tagen Aufenthalts wurden sie von den Behörden in Havanna ausgewiesen.

Benoit Hervieu von "Reporter ohne Grenzen" (ROG) rief in Erinnerung, dass in Kuba und China weltweit die meisten Journalisten inhaftiert sind. Allein im so genannten "Schwarzen Frühling" 2003, bei einer groß angelegten Aktion gegen Dissidenten, waren in Kuba 27 Journalisten verhaftet worden. Der ROG-Vertreter bedauerte, dass Länder wie Kuba und China soeben Mitglieder des neuen UNO-Menschenrechtsrates geworden seien. (APA)