"Ich will mir einen Rest an Selbstachtung bewahren und nicht jede Beschädigung meines öffentlichen Standings auch noch mit Argumenten wegerklären, an die ich selbst nicht mehr glaube". So hat Josef Broukal diese Woche seinen Rücktritt als Wissenschaftssprecher der SPÖ begründet. Damit schafft er den Absprung, bevor seine Partei das Wahlversprechen und den Umfaller der Wahlen 2006 wiederholt: Die (nicht vollzogene) Abschaffung der Studiengebühren. Für diesen Schritt verabschieden wir Broukal mit dem Hirn der Woche.

"Für eine Volksabstimmung braucht man zuerst ein Gesetz. Das geht nur mit Einstimmigkeit durch die Regierung. Damit kann es ohne ÖVP keine EU-Volksabstimmung geben." Auf einmal geht es dann doch nur mit der ÖVP. Josef Cap, Klubobmann der SPÖ, ruderte am Donnerstag in der Frage nach einer Volksabstimmung über künftige EU-Verträge zurück. Ist Cap sauer auf seine SPÖ-Chefs weil er im Vorfeld - angeblich - nicht über den Krone-Leserbrief an Hans Dichand informiert worden war? Er ist jedenfalls reichlich spät dran mit seiner Ankündigung und hat sich den Hirni der Woche verdient.

Foto: standard/cremer

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Homosexuelle dürfen keine Familien gründen, weder durch Adoption noch durch künstliche Befruchtung. Das ist zumindest die Ansicht der ÖVP-MinisterInnen Andrea Kdolsky, Martin Bartenstein, Wilhelm Molterer und Günter Platter. Letzerer will im Lebenspartnerschaftsgesetz das Adoptionsverbot verankern. Dabei ist die Adoption in dem von Justizministerin Maria Berger vorgeschlagenem Gesetz ohnehin de facto auszuschließen. Die doppelte Absicherung Platters bezeichnen HomosexuellenvertreterInnen als "überflüssig und Verhöhnung." Für den Vorschlag zeichnen wir den Innenminister mit dem Hirni der Woche aus. (red)

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Freitag Nachmittag, kurz vor Ankick der Euro gelangt der erste Entwurf der Novelle des Universitätsgesetz an die Öffentlichkeit. Vorgenommen hat man sich Verbesserungen, dahergekommen sind Verschlechterungen. So sollen die Unis künftig selbst bestimmen, wie viel sie Studierenden aus Nicht-EWR-Ländern fürs Studieren verrechnen. Nicht nur, dass AusländerInnen damit diskriminiert werden – auch wird mit dieser Maßnahme der Weg für eine allgemeine Erhöhung der Gebühren bereitet. Vom versprochenen gestärkten Mitspracherecht für den Mittelbau und Betriebsräte will man plötzlich nichts mehr wissen. Ob Minister Johannes Hahn schon an sein Leben nach der Politik gedacht hat, als er die Entsendungskriterien für Ex-PolitikerInnen in den Uni-Rat gelockert hat, beleibt vorerst unklar. Für des Wissenschaftsministers Verständnis von Uni-Autonomie, der bei der UG-Novellierung "aus Höflichkeit das Parlament miteinbezogen hat" (Gertrude Brinek) gibt es jedenfalls den Hirni der Woche. (red)

Foto: apa/techt

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Sie sehen richtig: Sozialminister Erwin Buchinger zählt schon die Sekunden bis zur EM. Immerhin hat er 90 Tickets ergattert – was viele EURO-Fans wohl nicht mehr so sozial finden. Denn während DurchschnittsbürgerInnen in unzähligen Gewinnspielen ihr Glück versuchen, um zumindest eine Karte zu bekommen, bekommen die Regierungsmitglieder 1.600 Stück geschenkt. Dabei war Buchinger mit Abstand der Gierigste und schaffte es dadurch auch noch in die Financial Times Deutschland. Auch wenn die Hälfte der Regierung die Tickets wieder zurückgegeben hat: Im Namen aller Fußball-Fans mit weniger als 90 bis null Tickets verleihen wir Buchinger den Hirni der Woche.

Foto: apa/Gindl

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Heinz-Christian Strache ist bekannt dafür, dass er sich dem Kampf um das Wohl der Österreicher verschrieben hat. Was er unter mitmenschlicher Fürsorge versteht, zeigt ein Vorschlag, den er diese Woche präsentiert hat. Strache forderte eine Rechtsschutzversicherung für „denunzierte“ Österreicher, um dem „Rassismus gegen Österreicher“ entgegentreten. Schließlich gäbe es, so Strache, eine zunehmende „Inländer- diskriminierung“, sowohl durch Ausländer als auch Behörden. Die Versicherung sei dazu da, „sich vor Denunzierungen und Diffamierungen schützen zu können“. Dieser „engagierte“ Vorschlag ist uns einen Hirni wert.(red)

Foto: APA/ Oczeret

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Was einen Vizekanzler oder Finanzminister dazu qualifiziert, eine Rede zur Lage der Nation zu halten – wir wissen es nicht. Wilhelm Molterer bezeichnet es jedenfalls als „Geschenk und Gnade“, vor seinen Parteikollegen am Jahrestag der Unterzeichnung des Staatsvertrages im Jahr 1955 und einen Tag nach seinem 53. Geburtstag vor seinen ParteikollegInnen zu sprechen. Und die finden das so aufregend, dass sie den Rest der nicht anwesenden Nation mit Live-Blog und Video-Stream auf den Laufenden halten, wenn Molterer einen "neuen Patriotismus" fordert. Wenn der Minister über Privatisierungen philosophiert, braucht der natürlich Schutz. Sogar soviel, dass Fotografen und Security sich gegenseitig bei der Arbeit störten. Für seine andächtige Rede erhält Molterer das Geburtstags-Hirni der Woche (red).

Foto: APA/ÖVP

Ja, nein, vielleicht. Die SPÖ und die Studiengebühren, das ist eine Geschichte voller Missverständnisse. "Wir schaffen sie ab", hieß es vor einigen Wochen, und die SPÖ brachte auch einen dementsprechenden Antrag im Parlament ein. Dem wurde erwartungsgemäß nicht zugestimmt. Jetzt bringt die FPÖ einen ähnlichen Antrag ein - und was tut die SPÖ? "Wir werden diesem Antrag, den wir inhaltlich mehr als unterstützen, aus Koalitionsräson nicht zustimmen", teilt SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal in einer Aussendung mit. Für diese "Prinzipientreue" gibt es von uns den Hirni der Woche.

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"Es ist ja so, dass am Standesamt zur schönen Jahreszeit besonders gerne geheiratet wird - das führt automatisch zum Kontakt zwischen heterosexuellen und homosexuellen Paaren. Ob das so gut ist, sei dahingestellt." Das sagte der zweite Nationalratspräsident Michael Spindelegger (ÖVP) diese Woche im Kurier-Interview. Und er hat es offenbar ernst gemeint. Es regnet Hirnis. (2.5.2008)

Foto: APA/Artinger

Eigentlich dachten wir, das BZÖ nimmt sich unsere gesammelten Hirnis zu Herzen und versucht sich zu bessern. Und was ist? Nichts da. "Das Verständnis Jörg Haiders nach Wien tragen" möchten die drei Kärntner BZÖ-Nationalratsabgeordneten Sigisbert Dolinschek, Josef Bucher und Gernot Darmann - und starten zu diesem Anlass eine eigene Internetplattform. Der Titel: www.3musketiere.at. Man habe sich das Motto "Einer für alle, alle für Einen" eben zu Herzen genommen. Außerdem sehe man es durchaus als ein Kompliment, vom politischen Gegner als "Haiders Jünger in Wien" tituliert zu werden, versicherte Bucher. Wir können nicht anders. Dafür gibts den Hirni der Woche.

Montage: derStandard.at

Keiner hat ihn gelesen, aber jeder meint zu glauben, dass er des Teufels ist, der neue EU-Vertrag. Da ist bei der Vermittlung gründlich was schief gegangen. Während Krone-Dichand die Protestbewegung anführte und Vorurteile von Läusejoghurts bis Gentechnik-Überschwemmung wieder auffrischte, beschloss die Regierung erst in letzter Sekunde eine Charmeoffensive. Zu spät. Für den jahrelangen Eiertanz, der um diesen Vertrag gemacht wurde verleihen wir einen Hirni. Und wir schieben ein Hirn für den Vertrag selbst nach, der - längst überfällig - die EU wieder handlungsfähiger machen wird. Irgendwann.

Foto: Montage derStandard.at/Cremer

"Am Standesamt, wo denn sonst?" Für den Präsidenten der Österreichischen Rechtsanwaltskammer, Gerhard Benn-Ibler, ist die Frage müßig, wo gleichgeschlechtliche Partnerschaften besiegelt werden sollen. Zudem sollten Homosexuellenpaaren "alle Standesämter" für die Eintragung offenstehen; andere Lösungen seien "automatisch diskriminierend", sagte Benn-Ibler dem STANDARD. Angesichts des unwürdigen Eiertanzes, den die ÖVP seit Jahren zur Thematik auufführt, ist die Meinung des nach Eigendefinition "bekennenden Konservativen" eine Wohltat. Dafür gibt es von uns das Hirn der Woche

Montage: derStandard.at

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ÖVP-Justizsprecher Heribert Donnerbauer gibt sich kulant in Sachen Gleichberechtigung von homosexuellen Partnerschaften. Wie feierlich jemand seine standesamtliche Trauung begeht, das müsse "jedem selbst" überlassen bleiben. Eine gesetzliche Festschreibung freilch werde es mit der ÖVP nicht geben. Statt so pseudoliberal zu tun, als würde man sich "nicht einmischen" wollen, sollte Donnerbauer sich lieber doch einmischen. Der Vorschlag der Perspektivengruppe zum Thema ging nämlich um etliches weiter als das, was die ÖVP nun tatsächlich beschließen möchte. Hirniverdächtig.

Foto: APA/Gindl

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Der konservative Medien-Milliardär Silvio Berlusconi tritt bei der vorgezogenen Parlamentswahl am 13. und 14. April in Italien mit seiner neugegründeten Partei "Volk der Freiheit" an. Seine neue "Geheimwaffe" für den Wahlkampf: 100 Riesen-Lkws, die rund um die Uhr mit dem Partei-Logo und dem Slogan "Italia, rialzati!" (Richte dich wieder auf, Italien!) über Italiens Autobahnen rollen. Kosten wird das Projekt zwei Millionen Euro. In Anbetracht der Feinstaub-Problematik halten wir das für keine gute Idee. Von uns gibt es den Hirni der Woche. (21.3.2008)

Foto: AP/Alessandra Tarantino

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Es gibt Tage, an denen selbst der versessenste Monarchist nur froh sein kann, dass die Kaiserzeiten vorbei sind. Als der letzte Kaisersohn Otto Habsburg am Montag auf Einladung der ÖVP den österreichischen Opfermythos wieder aufleben ließ, war genau so ein Tag. Es bleibt abzuwarten, ob der 95-Jährige noch eines Besseren belehrt werden kann, nachdem er sich jahrzehntelang erfolgreich gegen eine richtige Erkenntnis gewehrt hat. Den Hirni der Woche hat er sich auf jeden Fall redlich verdient.

Foto: Reuters/Bader

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"Sollte nicht demnächst ein Ausweg gefunden werden, könnte am 8. Juni gewählt werden." Mit dieser Ankündigung, die Neuwahlen auf den Tag des Eröffnungsspiels der EURO 2008 zu legen, ließ Sportstaatsekretär Reinhold Lopatka diese Woche aufhorchen. Doch ernst gemeint hat er seinen Vorschlag offenbar nicht, denn nur einen Tag später schwächte er schon wieder ab: "Fix ist nur, dass ich hoffe, dass Österreich gegen Kroatien am 8. Juni sein Auftaktspiel gewinnt." Das hoffen auch wir und verleihen Lopatka ein Hirni. Mit der Terminkoordination von Neuwahlen sollten sich künftig andere befassen. (7.3.2008)

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

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Ein regelrechter Geistesblitz von Karlheinz Klement ließ uns diese Woche keine große Wahl für den Hirni der Woche. Um den FPÖ-Parlamentsabgeordnete kamen wir einfach nicht herum, will der doch alle Kinderlosen aus dem Pensionssystem werfen. Weil sie ja den Generationenvertrag brechen würden und "nichts einzahlen", meint Klement. Da werden sich die Leute jetzt aber wundern, was sie Monat für Monat auf ihrem Gehaltszettel für seltsame Abzüge stehen haben... (29.2.2008)

Foto: APA/Jaeger

So sehen also die „Jugendtorheiten“ heutiger Nachwuchspolitiker aus. Michael Raunig, Vorsitzender der SJG Kärnten, forderte diese Woche, während der Fußball-EM ein generelles Alkoholverbot zu verhängen. Mit dieser Hirni-Hall-of-Fame-verdächtigen Aussage provozierte der Jungsozialist sogar eine Reaktion der sonst so stillen Jungen Volkspartei. Wir gratulieren.

Foto: SJG Kärnten

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Dass die Grazer Grünen nicht prinzipientreu sind, kann man ihnen nicht vorwerfen. Immerhin würde nicht jede Partei weit fortgeschrittene Koalitionsverhandlungen wegen 21 gefällten Bäumen im Stadtpark unterbrechen. Lisa Rückers Team hat in dieser Woche genau das gemacht. Mittlerweile ist die Sache zwar geklärt und die Verhandlungen gehen weiter. Weil das aber trotzdem unbestreitbar zum Schmunzeln anregt, bekommt Lisa Rücker von uns einen wunderschönen Hirni verliehen. (15.2.2008)

Foto: Reuters/Neubauer

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Herwig Haidinger hat gesprochen. Und was der ehemalige Direktor des Bundeskriminalamts von sich gab, gefällt der ÖVP gar nicht. Der parteinahe Mann erhebt gleich mehrere schwere Vorwürfe gegen das Innenministerium. Er soll unter anderem Zeuge von Vertuschungen im BAWAG-Skandal und im Fall Kampusch gewesen sein. Selbst gesprochen hat Haidinger jedoch nur kurz. Den Rest erledigt Peter Pilz, Sicherheitssprecher der Grünen und Hobby-Aufdecker für ihn. Ob die Vorwürfe nun stimmen oder nur eine Retourkutsche für Haidingers Karriereknick sind: Er hat die Diskussion über Korruption im Innenministerium ins Rollen gebracht. Dafür verdient er das Hirn der Woche.

Foto: Reuters/Bader

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Weitblick ist was anderes. Die Freiheitlichen drehen sich im Kreis und schmeißen sich wieder einmal auf ihr Leibthema: Barbara Rosenkranz, Volkserhalterin und Sicherheitssprecherin der FPÖ brachte im Nationalrat den Antrag ein, Zuwanderung nur noch für Personen „mit entsprechendem Hintergrund und Ausbildung“ zu ermöglichen. Nach den Aussagen der Frau Winter im Grazer Wahlkampf also wenig überraschend eine weitere ausländerfeindliche Blitzidee. Da die Freiheitlichen offenbar nichts Sinnvolles zu sagen haben, sind auch hier weitere Worte reine Verschwendung. Das Hirni geht an die Partei, die Österreich die längste Zeit gequält hat.

Foto: REUTERS/HERWIG PRAMMER

Margit Uray-Frick

Kurz vor der Nationalratswahl 2006 traf Karin Gastinger beim BZÖ die Erkenntnis, dass ihre eigene Partei ihr gar nicht mehr so sympathisch war. Ganz ähnlich geht es nun der Grazer FPÖ-Politikerin Margit Uray-Frick. Nach den Aussagen ihrer Spitzenkandidatin Susanne Winter fühlt sie sich in der FPÖ nicht mehr wirklich wohl, und hat ihren Rücktritt angekündigt. Das islamophobe Potential der FPÖ erst jetzt zu bemerken, ist zwar eher keine Glanzleistung, aber auch kleine Schritte zum Besseren sollten gewürdigt werden. Dafür gibt es diesmal das Hirn der Woche. (18.1.2007)

Foto: Stadt Graz/Pachernegg

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Pflegedebatte, Schulreform, Eurofighter, und das waren noch lange nicht alle Themen, worüber die Regierung im vergangenen Jahr gestritten hat. Damit soll nun Schluss sein. Die Ärmel werden hochgekrempelt, fürs Volk wird zur Abwechslung mal gearbeitet. Das verkündeten Gusenbauer und Molterer beim Bilanzgespräch. Solange sie darunter nicht verstehen, weiterhin im Eilverfahren Gesetze zu beschließen, die den Bürger in seinen Grundrechten einschränken (siehe Sicherheitspolizeigesetz) ist dagegen nichts einzuwenden. Aber wenn Regierungsspitzen ernsthaft ankündigen müssen, in Zukunft zu arbeiten, ist das erstaunlich. Als Verantwortliche dieses Häkelns des Bürgers gibt es das Hirni für Gusenbauer und Molterer. Was für ein Team.

Foto: APA/Roland Schlager

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Französische Minister haben es nicht leicht mit Ihnen, Herr Saskozy. Jetzt wollen Sie angeblich deren Leistung benotet. Erfolgsnachweis schön und gut, aber nach diesen Kriterien? Beispielsweise soll laut Le Monde Einwanderungsminister Brice Hortefeux u.a. daran gemessen, wie viele Ausländer ohne Aufenthaltsgenehmigung abgeschoben worden seien. Da hat Außenminister Bernard Kouchner ja noch Glück, der daran gemessen werden soll, wie oft er an Brüsseler Ministerkonferenzen teilgenommen hat. Wenn Sie dürfen, dürfen wir auch, Herr Sarkozy. Benotung: Hirni.

Foto: Reuters

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Ganz schön ungemütlich wurde es diese Woche für den bisherigen Justiz- und Polizeiminister Christoph Blocher von der Schweizerischen Volkspartei. Seine sonst eher als freundlich-neutral bekannten KollegInnen in der Bundesversammlung haben ihn im Zuge der Neuwahl der Schweizer Regierung gnadenlos abgewählt. Blocher hatte im Rahmen des Wahlkampfes mit der Kampagne "Volksinitiative zur Ausschaffung krimineller Ausländer" Aufsehen erregt. Besonders umstrittenen war ein Plakat mit dem Slogan "Sicherheit schaffen". Darauf zu sehen sind drei weiße Schafe, eines von ihnen tritt ein weiteres schwarzes Schaf von der Schweizerflagge. Die ersten Karikaturen auf denen das hinausgetretene Schaf das Gesicht Blochers trägt, ließen nun nicht lange auf sich warten. Für die Abwahl Blochers erhält die Vereinigte Bundesversammlung das Hirn der Woche. (14.12.2007)

Foto: reuters/Balibouse

Als er mit der SPÖ selbst noch in Opposition war, regte sich Bundeskanzler Alfred Gusenbauer gehörig über die schwarz-blaue Regierung auf. Der Vorwurf: Gesetze würden zu schnell und ohne ausreichende Begutachtung beschlossen. Gusenbauer kritisierte die "Allmacht" der ÖVP. Und was erleben wir jetzt, knapp ein Jahr, nachdem Gusenbauer Bundeskanzler wurde? Es werden ohne Debatten und Expertenanhörungen Gesetze beschlossen – siehe Sicherheitspolizeigesetz. Gusenbauer vergisst die inhaltliche Auseinandersetzung. Kaum Bundeskanzler ist ihm sein Zeitplan wichtiger. Dafür gibt’s einen Hirni. (7.12.2007)

Foto: Standard/Cremer

Die russischen "Schakale"

Der "lupenreine Demokrat" Wladimir Putin mag seine politischen Gegner nicht. Sie seien "Schakale" und nur auf Provokation und ausländisches Geld aus, schimpfte der russische Präsident vor 5.000 Anhängern in Moskau. Um zu zeigen, was hingegen er vom Ausland hält, ließ er ausländische Journalisten dann prompt nicht zur Veranstaltung kommen. Nur Tage vorher war im Südkaukasus ein oppositioneller Menschenrechtskämpfer niedergeschossen worden. Angesichts solcher Vorkommnisse verdienen die bösen Schakale ein derStandard.at-Hirn.

Montage: derStandard.at

Sie können es einfach nicht lassen. Wir würden unsere Hirnis ja gerne gerechter verteilen, aber das BZÖ überzeugt uns immer wieder. Diesmal startet die Kleinpartei mit dem Slogan "Nur ein sauberes Graz ist ein sicheres Graz" in den Gemeinderatswahlkampf. Graz solle "gesäubert" werden, so BZÖ-Spitzenkandidat Grosz. Umgesetzt wird die Kampagne auf Plakaten, die unerwünschte Subjekte - Ausländer, Asylwerber, Bettler - anprangern. Da hat sich wieder einmal jemand den Hirni der Woche verdient.

Foto: BZOE/Montage:derStandard.at

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Werner Amon

Ein ÖVP-Sozialsprecher sorgt sich um das Steuergeld der Bürger. Werner Amon kämpft sogar bis zum letzten Cent. Er wittert eine „Hompeage-Affäre“ um Sozialminister Erwin Buichinger (SPÖ), weil dessen Blog von seinem Ministerium betrieben wird. Dass auch Reinhold Lopatka, als Parteifreund des besorgten Aufdeckers, sich sein Blog von Mitarbeitern betreiben und vom Bundeskanzleramt bezahlen lässt, hat er nicht erwähnt. Und dass der "Mr. Homepage" schlechthin noch im Vorjahr als Kanzlerkandidat der ÖVP gehandelt wurde, bestärkt unsere Einschätzung: Klassisches Eigentor, klassischer Hirni. (9.11.2007)

Foto: APA/Schlager; Montage: derStandard.at

Regimekritiker in Russland zu sein, ist nach den Morden an Anna Politkowskaja und Alexander Litwinenko 2006 nicht ungefährlich. Der prominenteste Ankläger ist Gerri Kasparow, ehemaliger Schachweltmeister und Vorsitzender des Oppositionsbündnisses "Anderes Russland". Der 44-Jährige ist sich des Risikos bewusst, das er mit seinem Engagement gegen das Putin-Regime eingeht, aber "wenn ich die Opposition führen will, dann muss ich das gleiche Risiko tragen wie tausende Aktivisten im ganzen Land, die nicht auf den Schutz eines bekannten Namens bauen können." Nun appelliert Kasparow an seine Landsleute, bei der Parlamentswahl am 2. Dezember ungültige Stimmzettel abzugeben, als "ein Gradmesser für die Unterstützung der Opposition". Für diesen Einsatz verleihen wir das Hirn der Woche.

Foto: Hendrich

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"Wir streiken" - "Wir streiken nicht" - "Wir streiken doch". Österreichs Ärzte machen es Andrea Kdolsky nicht leicht - und sie es ihnen auch nicht. Beide Seiten halten im Streit um die Gesundheitsreform starr an ihrer Meinung fest: Die Ärzte werfen der Gesundheitsministerin vor, das Gesundheitssystem verstaatlichen zu wollen, Kdolsky aber akzeptiert die Kritik der Ärzte nicht. Unser Appell an die Betroffenen: Setzt euch zusammen und redet miteinander. Zur Unterstützung geben wir euch allen einen Hirni mit auf den Weg. (19.10.2007)

Monatge: derStandard.at/APA/Österreichische Ärztekammer

Der oberösterreichische Soziallandesrat Josef Ackerl stellte sich am Montag gegen die SPÖ-Parteilinie und forderte ein Bleiberecht für alle Familien, die auf einen Asylbescheid oder auf Abschiebung warten. Am Mittwoch folgte der nächste Vorstoß: Er habe die Polizeiabteilung des Landes und die nachgeordneten Bezirkshauptmannschaften per Weisung damit beauftragt, alle betroffenen Asylverfahren "in Richtung humanitären Aufenthalts zu entwickeln". Für seine Forderungen musste Ackerl viel Kritik einstecken - auch aus den eigenen Reihen. Für den Mut, sich gegen die Parteilinie zu stellen, verleihen wir das Hirn der Woche. (12.10.2007)
Am Montag ist der Soziallandesrat übrigens Gast im derStandard.at-Chat.

Foto: SPÖ

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Es gehört schon eine Menge Mut dazu, in der Militärdiktatur auf die Straße zu gehen und dort zu protestieren. Als die Proteste vor eineinhalb Monaten begannen, brachten einige Menschen diesen Mut dennoch auf und demonstrierten gegen die massive Erhöhung der Energiepreise. Dass das Regime statt mit Gewalt "nur" mit Verhaftungen reagierte, ist wenig beruhigend, werden dem Regime doch schwere Menschenrechtverletzungen und gar die systematische Anwendung von Folter vorgeworfen. Umso bewundernswerter sind die Menschen, die sich davon nicht abhalten ließen und inzwischen zu zehntausenden auf die Straße gehen. Für dieses unerschrockene Engagement gebührt den demonstrierenden Burmesen mehr als nur ein "Hirn der Woche".

AP Photo/Mizzima, HO/Montage: derStandard.at

"Ein großer Tag für Österreichs Familien" sollte der vergangene Mittwoch werden, kündigte Familienministerin Andrea Kdolsky an. Doch da war sie wohl etwas voreilig. Denn die Kindergeldnovelle wurde beim Ministerrat nicht wie geplant beschlossen, sondern verschoben. Frauenministerin Doris Bures will Kdolsky überzeugen, ihre Vorschläge noch in den Novelle aufzunehmen. Die beharrt jedoch auf ihren Entwurf. Uneinig sind sich die beiden auch darüber, ob sie ein Kommunikationsproblem haben oder nicht. Ihr Hick-Hack tragen sie mediengerecht in der Öffentlichkeit aus. Den Streit soll nun das Regierungskoordinations-Team Werner Faymann und Josef Pröll schlichten. Für die streitigen Ministerinnen gibt’s von uns den Hirni der Woche.

Fotos: Cremer/Montage: derStandard.at

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Eine Tonbandaufnahme von einer Rede von Landeshauptmann Herwig van Staa sorgt für Aufregung. Hat er "Schweigen" gesagt oder Joschka Fischer als "Schwein" bezeichnet? Die Schwein-Variante klingt plausibler, alles andere ergibt keinen Sinn -> hören Sie selbst. Natürlich streitet van Staa ab. Doch wir können ihm nicht glauben und verleihen ihm für die Dementierungsaktion einen Hirni. User asdf 1234 hilft uns bei der Rechtfertigung: "Wir wollen aber doch auch nicht vergessen, welche Anschuldigungen der Tiroler Landeshauptmann gegenüber Alexander van der Bellen machte, welche sich als völlig haltlos erwiesen."

Foto: APA/Land Tirol/Fotowerk Aichner

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Wissenschaftsminister Johannes Hahn war sich sicher, "noch am Vormittag" mit Unterrichtsministerin Schmied darüber gesprochen zu haben, als diese jedoch ihr Unwissen kundtat war dann doch alles "offensichtlich ein Missverständnis". Letzten Endes stand Hahn dann jedenfalls alleine damit da: „Mentoring“ sei von jetzt an der einzige Weg, von den Studiengebühren befreit zu werden, "Selbstassessements" und "Schulchecker" sollen den AHS-Schülern künftig den Weg in die richtige Studienrichtung weisen. Trotz aller hippen Anglizismen ist die einzige Anerkennung, die der Minister mit seinen Vorschlägen bis jetzt erhaschen konnte, unser Hirni der Woche. (31.8.2007)

Foto: APA/Jaeger

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Die Entscheidung für das Hirn der Woche fällt leicht. Maria Berger hat mit ihrem Vorschlag, Ersatzfreiheitsstrafen durch gemeinnützige Leistungen "abarbeiten" zu können, zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: zum einen wird durch das Modell Geld gespart, zum anderen müssen Verurteilte, nur weil sie nicht genug Geld haben, nicht ins Gefängnis. Alle Beteiligten profitieren also. Ein weiterer wichtiger Vorstoß der SPÖ-Justizministerin, die uns nicht zum ersten Mal positiv auffällt. (24.8.2007)

Foto: AP/Ronald Zak

Die österreichischen Rechtsanwälte
Es gibt noch Hoffnung: Es ist also doch nicht unmöglich, zum Thema "gleichgeschlechtliche Partnerschaften" einen konstruktiven, durchdachten und halbwegs wertungsneutralen Vorschlag beizutragen, ohne in ideologisches und parteipolitisches Hick-Hack zu verfallen. Und wer hats geschafft? Die österreichischen RechtsanwältInnen. Und schon ist das Thema Gleichstellung wieder Thema. Von uns gibts dafür das Hirn der Woche.

Foto: pressefotos.at/Niko Formanek

Die ÖVP steht seit neuestem "Mitten im Leben": Jünger, offener und lebenslustiger will man bei der WählerInnenschaft ankommen. Eigentlich ist das mit der Neupositionierung durch die Arbeit der Perspektivengruppe aber eh schon länger am laufen. Wie gut die Erarbeitung der Reformkonzepte funktioniert, hat die ÖVP diese Woche bewiesen: Katharina Cortolezis-Schlager äußerte Ideen für eine Bildungsreform, ohne diese zuvor der restlichen ÖVP zu präsentieren. Es folgten Dementierungen, Abschwächungen und Verwirrung. Anscheinend gibt es innerhalb der ÖVP ein Kommunikationsproblem - vielleicht sollte man hierfür eine Perspektivengruppe einrichten. Uns bleibt nichts anderes übrig, als der gesamten ÖVP schonwieder einen Hirni zu verleihen. (3.8.2007)

Foto: ÖVP

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Politikerpärchen sind in den meisten Fällen ein Graus. Öffentliche Liebesbekundungen, penetrantes Händchenhalten und die unerträglichen Beteuerungen - in der Realität meistens der Frauen -, dass sie trotz des neuen Amtes des Partners nicht zum bloßen Anhängsel verkommen werden. Die neue First Lady Frankreichs Cecilia Sarkozy bildet keine Ausnahme. Seit Monaten betont sie, dass sie nur noch die entsprechende Aufgabe sucht. Jetzt hat sie als Gesandte des französischen Präsidenten ohne Mandat des Volkes in Tripolis "verhandelt". Der Ausgang wurde von den meisten Medien überschwänglich bejubelt. Vorarbeit haben andere geleistet. Der Erfolg der Freilassung der bulgarischen Geiseln war nicht der Verdienst der Sarkozys. Aber willkommener Anlass um sich vor den Kameras zu produzieren. Für so viel eheliche Penetranz gibt es den Hirni.

Foto: Getty Images/Sean Gallup

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Ob der Bawag-Prozess seinen Zweck erfüllen wird, kann man noch nicht sagen. Was jedoch schon zu Beginn positiv auffällt, ist die Richterin Claudia Bandion-Ortner. Den neun männlichen Angeklagten, die auf der Bank vor sich hin schwitzen, die Beine hochlegen und Sauerstoffmasken benötigen, sitzt eine kompetente Frau gegenüber. Ihr Ziel: Klarheit zu schaffen rund um verschwundene Millionen und Karibik-Investitionen. Dass es nach Jahren der männlichen Dominanz in Spitzenpositionen eine Frau ist, der diese alten Herren Rede und Antwort stehen müssen, ist ein gutes Zeichen. Wir ernennen Bandion-Ortner daher zu unserem Hirn der Woche, stellvertretend für immer mehr Frauen in Top-Positionen.

Foto: AP/RONALD ZAK

Die SPÖ neigt in der jüngsten Vergangenheit dazu, Bonuspunkte zu verspielen, Vorteile zu verschenken und Fettnäpfchen gezielt anzusteuern. Jetzt hat sich die Kärntner Landesgruppe offenbar überlegt, dass sie auch gern mal ein bisschen präsenter in den Medien wäre. Folge: Man streitet öffentlich, leerte wüste verbale Schmutzkübel übereinander aus und steuert auf eine Parteispaltung zu. Liebe Kärntner Rote! Was ist bitte los mit euch? Ist die Kärntner Politik nicht ohnehin schon getraft genug? Reichen euch die blau-orangen Querelen nicht? Dafür gibt es von uns den Hirni der Woche.

Montage: derStandard.at

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Die Entscheidung über den/das Hirn(i) der Woche fiel diesmal nicht schwer: Polens Premier Jaroslaw Kaczynski ließ im Rahmen des EU-Gipfels mit einer interessanten Begründung, warum Polen ein stärkeres Stimmrecht innerhalb der EU haben soll, aufhorchen. Er verlangte, dass auch die Kriegstoten aus dem Zweiten Weltkrieg berücksichtigt werden sollen. "Wenn wir nicht die Jahre 1939-1945 durchgemacht hätte, wäre Polen heute ein Land mit einer Bevölkerung von 66 Millionen", erklärte er in einem Interview mit der "Financial Times". Anscheinend sind dem polnischen Premier, der sich seit Wochen gegen die angestrebte Stimmgewichtung innerhalb der EU sträubt, ernstzunehmende Argumente ausgegangen. Wir verleihen ihm den Hirni der Woche. (22.6.2007)

Foto: Reuters/YVES HERMAN

In jedem PolitikerInnenleben kommt er einmal: Der Tag, an dem man sich entscheiden muss. Schweigt man brav, wenn man anderer Meinung ist als der Parteivorsitzende; oder bleibt man bei seiner Überzeugung und versucht sie durchzusetzen? Kulturministerin Claudia Schmied hat ihre Hürde mit Bravour gemeistert: Sie setzte sich gegen Alfred Gusenbauer mit ihrer Wunschbesetzung der Wiener Staatsoper durch. Und hat dabei einen guten Teil der Fachwelt auf ihrer Seite. Sollte eigentlich Standard in der Politik sein, dass sich die sachlich besten Lösungen durchsetzen. Ist es aber leider nicht. Und darum bekommt Schmied auch ein Hirn für ihre Durchsetzungsfähigkeit.

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Es gibt sie ja doch: ÖVP-Politiker, die abseits der Parteilinie denken und ihre Gedanken dann auch noch offen kundtun. Bernd Schilcher ist so einer und hat sich jetzt in der bildungspolitisch jenseits liegenden Volkspartei in die Nesseln gesetzt. Schilcher befürwortet eine Gesamtschule und ist von Bildungsministerin Schmied (SPÖ) zum Leiter der Schulreformkommission bestellt worden. In dieser Position will der ehemalige steirische Landessschulratspräsident die ÖVP von den Vorteilen eines solchen Systems überzeugen. Wir wünschen ihm viel Glück und ernennen ihn für diesen Mut in dieser Woche zum „Hirn“.

APA/STUHLHOFER-WOLF

StudentInnen, die dieser Tage kommunistisch wählen wollte, hatten sich bei den ÖH-Wahlen zwischen zwei Fraktionen zu entscheiden. Die eine, die sich als "der Original-KSV" bezeichnete. Die andere, die mit neomarxistischen Ideen begeistern wollte. Beide wandten viel Energie dafür auf, Medien und WählerInnenschaft davon zu überzeugen, dass sie die echten, die besseren KommunistInnen seien. Die Konsequenz: die Stimmen der kommunistischen Wählerschaft teilte sich auf zwei Fraktionen auf - Und Der KSV verlor sein einziges bundesweites Mandat. Soviel Uneinigkeit verdient den Hirni der Woche.

Foto: derStandard.at/Burgstaller

ÖVP-Wirtschaftssprecher Mitterlehner übte am Dienstag bei einer Tagung in Salzburg Kritik an der Ausländerpolitik der eigenen Partei und bekam dafür von seinen ÖVP-Parteikollegen gleich mehrere Rügen: ÖAAB-Generalsekretär Amon bezeichnete die Kritik Mitterlehners schlicht als "entbehrlich", der ehemalige Innenminister Strasser bemerkte: "Mitterlehner kennt sich anscheinend nicht aus." Wir stellen fest: Die ÖVP ist sich nicht einig, hat in Sachen Ausländerpolitik keine einheitliche Linie, und lernt außerdem nicht dazu: Vor zwei Wochen wurde die Partei von uns mit der Verleihung des Hirnis an Hannes Missethon für seinen Äußerungen zur Ausländerpolitik vorgewarnt, hat es bis jetzt aber nicht geschafft, das Thema Ausländer seriös zu diskutieren. Deshalb gibt es diese Woche den Hirni gleich für das gesamte Team der ÖVP. (18.5.2007)

montage: derStandard.at

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Eigentlich wollte sich der Wiener BZÖ-Landesobmann Günther Barnet nicht so einfach an die Weisung des BZÖ-Chefs Peter Westenthaler halten. Nach einem Gespräch kam dann der plötzliche Meinungsumschwung: Barnet akzeptierte seine Absetzung und gab bekannt, einfaches Parteimitglied zu bleiben. Was bei dem Gespräch vor sich gegangen ist, lässt sich nur erahnen. Fest steht, dass Peter Westenthaler ParteikollegInnen, die ihm Paroli bieten, nicht gerne sieht. Und anscheinend findet er immer wieder einen Weg, diese rechtzeitig "loszuwerden". Das wusste auch Günther Barnet: Im derStandard.at-Interview sprach er von "bekannten Methoden" und sagte voraus, dass er nachgeben werden müsse. Westenthalers Methode bleibt unbekannt, unsere aber wird nicht verheimlicht: Wir verleihen Peter Westenthaler den Hirni der Woche. (11.5.2007)

Foto: APA/Fohringer

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ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon fordert einen sofortigen Zuwanderungsstopp für Wien. Es sei es nur eine Frage der Zeit, "bis es überhaupt mehr Kinder mit nicht deutscher Muttersprache gibt", ließ er am Donnerstag in einem Zeitungsinterview aufhorchen. Laut Missethon ist die Integrationspolitik in Wien völlig missglückt: "Da sind viel zu viele hereingekommen", erklärt er und begründet damit seine Forderung nach einem Zuwanderungsstopp, der gelten solle, "bis eine Lösung gefunden wird". Wir haben die passende Lösung schon gefunden und verleihen Hannes Missethon den Hirni der Woche. (4.5.2007)

Foto: APA/Gindl

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Er flößt einem schon Respekt ein, in seinem Hermelin, der Verfassungsgerichtshof-Präsident Karl Korinek. Anscheinend auch dem Innenminister Günther Platter, der sich zumindest umgehend zu einer Reaktion veranlasst sah, als Korinek die Ansicht vertrat, langjährige Asylwerber hätten ein automatisches Bleiberecht. Platter hat nun zumindest angekündigt, dass künftig ein Asylverfahren nicht länger als ein Jahr dauern wird. Möglich machen soll das ein Asylgerichtshof ab kommenden Jahr. Daraus folgt ein Hirn für Korinek für das regelmäßige Auslösen von Politstreits und Diskussionen.

Foto: Reuters/Foeger

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Der im Londoner Exil lebende Milliardär und Kreml-Kritiker Boris Beresowski hat in einem Interview mit der online-Ausgabe von „The Guadian“ zum gewaltsamen Sturz der Moskauer Regierung aufgerufen."Wir müssen Gewalt einsetzen ("use force"), um dieses Regime zu stürzen, denn (...) dieses Regime ist nicht verfassungsgemäß", sagt er. Obwohl die Tonbandaufnahme im Internet steht, dementiert der Geschäftsmann seine Aussagen. Dafür hat er sich den Hirni redlich verdient.

foto: AP/SANG TAN

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Werner Amon Schade: Endlich hat sich die ÖVP durchgerungen, eingetragene Partnerschaften für Homosexuelle mehrheitlich zu dulden. Genau in diesem Moment kommt Neo-Sozialsprecher Werner Amon und bezeichnet diese Idee als "undenkbar." Begründung: "Der Schutz und die Absicherung der Familie" müssen weiterhin "im Vordergrund" stehen. Als wäre es ein Widerspruch Familien zu fördern und gleichzeitig homosexuelle Partnerschaften anzuerkennen. Klare Angelegenheit: Dafür bekommt Amon den Hirni. (6.04.2007)

foto:AP/Zak

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Claudia Schmied

Ein Erlass der Bildungsministerin, der kleinere Fremdsprachenklassen zur Folge haben soll, scheint nicht ganz durchdacht zu sein: Die Teilung der Klassen soll ab Herbst pro Jahrgang klassenübergreifend durchgeführt werden. Die Folge: Es profitieren nur Klassen mit unter 30 SchülerInnen. In allen anderen Klassen sitzen im Fremdsprachenunterricht künftig mehr SchülerInnen als bisher. Rechenbeispiel: Nach der alten Regelung - Teilung ab 30 SchülerInnen - saßen in Fremdsprachenklassen oft nur 15 Kinder. Nach der neuen Regelung sind es bis zu 24. Dafür gibt es einen Hirni. (30.3.2007)

Foto: APA/Artinger

Die Rumpolds
Wenn Schweigen Gold ist, dann sind die beiden richtige Goldesel: Bisher brachte der Eurofighter-U-Ausschuss im Zusammenhang mit der Familie Rumpold außer abgehobenem Gehabe nur wenig Interessantes zu Tage. In Society-Blättern breitete die schrecklich nette Familie Details über ihren luxuriösen Lebensstil aus - und Gernot Rumpold selber pflegt diesen offenbar nicht nur privat: 96.000 Euro habe angeblich eine EADS-Pressekonferenz gekostet, behauptete er steif und fest. "Undenkbar", so der PR-Verband. Da hat sich aber wer seinen Hirni redlich verdient. (23.3.2007)

Montage: derStandard.at

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Manuel Barroso

Soviel ist klar: Nicht immer können PolitikerInnen in jedem Themenfeld die großen Vorbilder sein. Auch die österreichische PolitikerInnenriege fuhr in der vergangenen Woche schadstoffarm und medienwirksam per Zug zur Regierungsklausur in Linz. Und wechselte am nächsten Tag gleich wieder in die Limousinen. "Wasser predigen, Wein trinken", das sind wir schon gewohnt. Die Ausrede von Kommissionspräsident Manuel Barroso verdient aber trotzdem eine Hirni-Auszeichnung. Er könne nicht etwa wegen Repräsentationspflichten nicht von seiner Limousine lassen, sondern einfach deswegen, weil er nie "behauptet hatte, "ein Vorbild zu sein". Aha. (9.3.2007)

Foto: AP/Charlier

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Justizministerin Maria Berger

Nachdem der freiheitliche Justizminister Dieter Böhmdorfer gegen alle Vernunft und gegen die Empfehlungen aller Fachverständigen im Jahr 2003 den Jugendgerichtshof abschaffen ließ, wurden jugendliche Untersuchungshäftlinge gemeinsam mit Erwachsenen untergebracht. Reintegration und Resozialisierung der junge Leute wurde damit erheblich erschwert. Maria Berger denkt jetzt - hoffentlich ernsthaft - über die Reaktivierung eines eigenen Jugendgerichts nach. Dafür gebührt ihr ein Hirn. Sollte aus dem Projekt doch nichts werden, hagelt es allerdings Hirnis.

Foto: AP/Punz

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Edmund Stoiber

"Ich habe es als wohltuend empfunden, dass die Bundeskanzlerin gegenüber dem amerikanischen Präsidenten Breschnew Guantanamo kritisiert hat". CSU-Chef Edmund Stoiber setzt die legendäre Serie seiner sprachlichen Patzer fort. Nach 30 Jahren als Spitzenpolitiker brachte er in seiner letzten großen Rede zum Aschermittwoch die Staatschefs der Großmächte USA und der verblichenen Sowjetunion durcheinander. Was der verstorbene Leonid Breschnew und George W. Bush gemeinsam haben, dass man sie insgeheim verwechselt? Frisch mit Hirni dekorierten Herrn Stoiber fragen.

Foto: APA/dpa/Frank Leonhardt

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Der Zivildienst wird auf sechs Monate verkürzt, kündigte die SPÖ vor den Wahlen an. Jetzt ist - wie bei so vielen SPÖ-Versprechen - alles anders. Der Zivildienst bleibt bei neun Monaten, wie Verteidigungsminister Norbert Darabos im Ö1-"Morgenjournal" angekündigt hat. Für diesen Umfaller bekommt der frühere notorische Waffenverweigerer einen Hirni der Woche.

foto:APA/Hans Klaus Techt

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Karl Öllinger

Ohne "den Ermittlungen der Polizei vorgreifen zu wollen", äußerte Karl Öllinger die Vermutung, dass es bei dem Einbruch im Grünen Parlamentsklub "nicht um Wertgegenstände gegangen ist, obwohl welche verschwunden sind". "Ich sehe einen Zusammenhang mit dem Untersuchungsausschuss", meinte Öllinger damals verschwörerisch. Österreich hielt den Atem an. Grünes Watergate? Wenn, dann ein gründlich missglücktes. Geheime Akten fehlten nicht, dafür neben Videokamera und Co ein "Weekend-Bag" mit Hemden und T-Shirts. Für voreiliges Staub aufwirbeln gibt es einen Hirni.

Foto: AP/Punz

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Jacques Chirac

Iranische Atombombe, na und? Das sei ohnehin nicht "gefährlich", meinte Frankreichs Noch-Präsident Jacques Chirac im "International Herald Tribune". Und argumentierte munter drauflos: Die Bombe würde nämlich keine 200 Meter zurücklegen, und Teheran wäre schon dem Erdboden gleich gemacht. Alles nicht so gemeint, wollte Chirac tags darauf den Medien klar machen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir Teheran dem Boden gleichmachen könnten". Außerdem wäre diese "Redensart" nicht zum Zitieren gedacht gewesen. Sein Fazit: "Ich hätte besser auf meine Worte achten sollen". Das meinen wir auch, Herr Präsident.

Foto: Reuters/Tessier

Fritz Neugebauer

Zuerst nicht einmal bei der Wahl anwesend sein, und sich dann über das Ergebnis aufregen, ts ts ts. Für den GÖD-Chef gibt es den HIRNI der Woche. Bundeskanzler Gusenbauer, der nur knapp am HIRNI-Hattrick vorbei geschrammt ist, sei zu den Strache-Fotos folgender Link ins Stammbuch geschrieben. Ob die Krautsuppe an seiner Performance schuld ist?

foto: standard/cremer

Alfred "endlich bin ich Kanzler" Gusenbauer
Nein, das ist kein Irrtum. Alfred Gusenbauer hatte auch vergangene Woche schon die Ehre. Er hat es sich aber auch redlich verdient: Sich von der ÖVP alle wichtigen Ressorts wegschnappen zu lassen ist das Eine, danach auch noch alle restlichen Prinzipien über Bord zu werfen, das Andere. Der neue Kanzler beschimpfte die eigene Parteijugend als "gewaltbereite Demonstranten", behauptete die Studiengebühren seien ja "quasi abgeschafft" und verkaufte sein Studiengebührenmodell so schlecht wie ein (unbegabter) Lehrling am ersten Lehrtag. Zu seinem Angebot, selber Nachhilfe geben zu wollen, kann man eigentlich nicht viel sagen. Außer: Das sollte für zwei HIRNIS reichen.

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Alfred "The Conqueror" Gusenbauer

Dass die SPÖ ihre Wahlversprechen "Abschaffung der Studiengebühren" und "Abbestellung der Eurofighter" nicht einhalten wird, war abzusehen. Dass der Wahlsieger jedoch bei den Koalitionsverhandlungen alle Schlüsselressorts dem Wahlverlierer überlässt und dann auch noch meint, er habe "die Hälfte aller Ressorts erobert", ist völlig unverständlich. Zur Angelobung gibt es für den Bundeskanzler deshalb den HIRNI.

foto: apa/schlager

Michael Genner

"Die gute Meldung zum Jahresbeginn: Liese Prokop ... ist tot", ließ der Obmann von Asyl in Not nach dem Tod der Innenministerin aussenden. Den HIRNI der Woche gibt es dafür, dass er damit den Ruf seiner und anderer NGOs gefährdet hat, indem er nicht fähig war, Kritik an Prokops Amtszeit zu üben, ohne dabei letztklassige Niveaulosigkeiten von sich zu geben. Mittlerweile wurde der Text auf der Homepage zwar geändert, trotzdem waren diese Aussagen unentschuldbar.

foto: standard/cremer

Alexander Baumann

Sie haben rassistische Schmierereien an Ihrer Hauswand? Kein Problem! Der Baumann macht das weg. Und zwar noch dazu kostenlos. Guter Mann, der Baumann. Und ein würdiges HIRN der Woche am Ende von 2006, das jede Menge HIRNIS hatte.

foto: www.bau-mann.com

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Barbara Prammer

"Ich bin es leid, hin und her zu diskutieren, ob die Gesetze oder ihre Interpretation zu den Härten geführt haben", meint die Nationalratspräsidentin und hat eine Kommission zur Überprüfung des Fremdenrechts angekündigt. Für diese Aktion gibt es das HIRN der Woche, auch wenn die SPÖ mitverantwortlich für das Gesetz ist, weil sie diesem zugestimmt hatte. Prammers Wunsch zeugt von Vernunft, die über Parteiinteressen hinweg eine Politik einfordert, die auf den Menschen und nicht auf blinde Rechtsauslegung (siehe Haubner-HIRNI von der Vorwoche) schaut.

foto: ap/RONALD ZAK

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Ursula Haubner

Die Sozialministerin, die für ihren unmenschlichen Erlass zur Streichung des Kindergeldes für In- und Ausländer den HIRNI der Woche bekommt, gibt sich stur. "Solange das BZÖ in der Regierung ist, wird dieser Erlass nicht geändert", sagt ihr Sprecher. Wir sagen: Nikolo! Der du jetzt eh mehr Zeit hast, weil du im Kindergarten Hausverbot hast, bring uns doch so schnell wie möglich eine neue Regierung, auch wenn's eine Große Koalition ist. Schlimmer kann's schließlich nicht mehr werden. Und sag dem Krampus, er soll das BZÖ holen!

foto: apa/jaeger

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Josef Broukal

Zum Vergleich:

"Wir brauchen nicht kostendeckende Studiengebühren, sondern keine." Broukal, 26.9.2006, vor der Uni (Bild).

"Ich frage mich, ob wir am Ende des Tages nicht vor einer schweren Entscheidung stehen werden: Mehr Geld für die Unis bei mehr Stipendien und sozial besser abgefederten Studienbeiträgen oder weniger gute Unis ohne Studiengebühren..." Broukal, 23.11.2006, in einem Posting auf derStandard.at.

Für den Zick-Zack-Kurs des SPÖ-Bildungssprechers gibt es den HIRNI der Woche.

foto: apa/schmid

Die Brückenbauer

Wie schön! Die Volkspartei ist bereit, Brücken zu bauen, Hände auszustrecken und auf die SPÖ zuzugehen. Bei so vielen herrlichen Euphemismen aus der Welt der Harmonie und Glückseligkeit kommen uns fast die Tränen. Die der Verzweiflung. Wird bei nächster Gelgenheit die augestreckte Hand schneller wieder zurückgezogen werden, als die SPÖ "Eurofighter" sagen kann? Für diese sprachliche Verschleierung einer potentiellen Hinhaltetaktik bekommt die gesamte ÖVP-Mannschaft (außer Franz Steindl) einen HIRNI.

Vorschläge für den nächsten Hirn/i? Ein Mail bzw. Posting genügt.

Foto: Standard/Cremer

Wolfgang Zanger

Einerseits "gute Seiten" an der Zeit, als "der Führer gekommen ist", zu sehen, für die Gräuel der Nazi-Zeit aber nur ein "Ja, das mag sein. Das - wie gesagt - kann ich nicht beurteilen, ich war damals nicht auf der Welt" übrig zu haben – aus der Richtung der FPÖ bzw. des Schülercorps "Austria zu Knittelfeld" weht ein Wind, der einen Ekel erregenden Duft mit sich bringt. Wir verleihen dem Neo-Parlamentarier und Fechtlehrer für seine Ansichten den Hirni der Woche und geben ihm ein Tucholsky-Zitat mit auf seinen politischen Weg, der hoffentlich kein allzu langer wird.

Montage: derStandard.at

Josef Pühringer

"Die ÖVP wird ganz sicher, ganz sicher nicht den Fehler machen, dass sie den Verhandlungstisch wegen des Eurofighter-Vertrags oder wegen des Untersuchungsausschusses verlassen wird. Denn dann würden wir ein Signal senden, das nicht stimmt, dass wir etwas zu verbergen haben".

Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer analysierte am 15. Oktober die Untersuchungsausschuss-
Problematik messerscharf – dafür gibt es ein HIRN.

Montage: derStandard.at

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Salman Rushdie

Der britisch-indische Autor hat im STANDARD-Interview einen Satz gesagt, für den er das HIRN der Woche am Kaschmir-Band bekommt: "Ich habe immer noch Probleme, religiöse Eiferer ernst zu nehmen." Er meint auch völlig zu Recht, dass "Romane derzeit sehr wertvoll sein können, weil wir das Persönliche momentan komplett aus den Augen verlieren. Vor lauter Theorien, Ideologien und großen Konflikten tritt der einzelne Mensch in den Hintergrund." Lesen statt Streiten ist angesagt.

foto: apa/epA7EPA/HELMUT FOHRINGER

GEHRER UND WESTENTHALER
Elisabeth Gehrer zieht sich aus der Politik zurück, Peter Westenthaler weiß noch nicht, ob er wieder BZÖ-Klubchef werden wird. Zwei, sagen wir mal, schillernde Persönlichkeiten verabschieden sich damit voraussichtlich aus der österreichischen Innenpolitik. Die eine fiel mit radikalen bildungspolitischen Ideen auf, der andere mit radikalen Bodyguards.

Zu diesem Anlass verleihen wir ausnahmsweise diese Woche gleich zwei Abschieds - Leih - HIRNE auf einmal. Geliehen deshalb, weil wir sie zurückhaben wollen, sollte einer der beiden doch wieder in die Politik einsteigen ...

Veit Schalle und Mainoni

Wahlkampf-Stress sorgte dafür, dass die Auszeichnung in der vergangenen Woche leider ausfallen musste. Dafür gibt es diese Woche gleich zwei Stück auf einmal und beide BZÖ-Vertreter haben sich die HIRNIS wirklich redlich verdient. Der eine für die lobenden Worte zur NS-Wirtschaftspolitik und der andere für die fast schon ungarische Offenheit zum Geschäft mit der Angst, das die Rechtspopulisten betreiben. (Bild: Der BZÖ-Fan)

foto: standard/corn

"Haben wir denn keine anderen Sorgen"

Selten wurde ein Politiker derart zum HIRNI gemacht, wie durch das HIRN der Woche. Die Künstlergruppe "Haben wir denn keine anderen Sorgen" hat BZÖ-Chef Peter Westenthaler einen gefälschten Brief untergejubelt, in dem es hieß, dass ein SPÖ-Politiker Sicheln statt Kreuze auf Berggipfeln fordert. Der BZÖ-Chef zitierte dieses Schreiben im TV-Duell gegen Gusenbauer, obwohl laut der Aktionisten "jeder sehfähige Mensch erkennen hätte müssen, dass es sich um einen Fake handelt, wie sie im ihrem Kommunique auf www.datum.at bekanntgeben. Großartig.

montage: derStandard.at

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Liese Prokop

"Man muss schon auch klar sehen, dass dieser Mann wegen eines schweren Drogendelikts bestraft war", meinte die Innenministerin zu Armin Wolf auf die Frage, ob bei Bakary J. keine Entschuldigung notwendig sei, nachdem vier Polizisten vor Gericht zugaben, ihn verprügelt zu haben, weil ihnen "die Nerven durchgegegangen" sind. Dass Bakary J. bei der Prügelorgie seine Strafe für das Drogendelikt schon abgesessen hatte, störte den HIRNI der Woche beim Versuch die Exekutive für Fehlleistungen auch noch zu verteidigen, nicht weiter.

foto: reuters/prammer

Reinhold Lopatka

Dass sich die ÖVP über den Verlust von Monika Lindner als ORF-Generaldirektorin nicht freuen wird, war klar. Dass die Entscheidung zu Gunsten von Alexander Wrabetz dem schwarzen Generalsekretär aber derart an die Nieren geht, dass er ernsthaft vor einer "Eritrea-Koalition" nach der Nationalratswahl warnte, erzeugt bei uns fast schon einen Mitleidseffekt. Fast. Für seine angefressene Reaktion verleihen wir ihm den HIRNI der Woche, weil sie zeigt, wie sehr die Schwarzen den Funk bereits als ihren Besitz betrachtet hatten.

montage: derStandard.at

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MARTIN HUBER

"Bestellte Wahrheiten" ist der Buch-Titel eines Klassikers von Herbert Riehl-Heyse, der die Abhängigkeiten der Medien kritisch hinterfragte. Solche "Wahrheiten" würde sich der ÖBB-Chef wohl gerne bestellen können: Er wollte aus Protest gegen Berichte über sein Unternehmen, die seiner Meinung nach "kaum recherchiert" und "einseitig" waren, vier Tageszeitungen die Inserate streichen. Für diesen Versuch, auf die Berichterstattung einwirken zu wollen, gibt es den HIRNI der Woche.

foto: apa/gindl

DIE BLAUEN ORANGEN

Unser HIRNI geht heute an die orangen Blauen. Nein, Moment, an die blauen Orangen. Oder waren das die Freiheitlichen Freunde Kärntens? Der Club Jörg? Die Liste Westenthaler und andere?

Dass die beiden Klein-Parteien sich gegenseitig die Wähler wegnehmen, ist uns ja eigentlich egal. Aber dennoch: Wer eine neue Partei gründet, sämtliches Personal der alten Partei abwirbt, sich eine neue Farbe und einen neuen Namen gibt, um dann der Rest-Ex-Partei doch wieder ihre Identität streitig zu machen, der hat irgendwie nicht verstanden, wie Politik funktioniert.

ALFRED GUSENBAUER

Es ist heiß, der Schweiß tropft, und allerorten drängen bleiche Männerbeine in kurzen Hosen ans Sonnenlicht. Auch Alfred Gusenbauer trat seine Sommerwanderung im schmucken, gelben (!), hautengen (!!) Radlerdress an – ganz im Stil des gelben Tour de France-Sieger-Trikots. Da wollten die Wahlkampfstrategen wohl "Siegeswillen", "Sportlichkeit" und "Männlichkeit" signalisieren. Nun ja. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und eine gelbe Radlerhose noch keinen Spitzensportler. Nach diversen wenig schmeichelhaften Fotos pfiff der SP-Chef auf die Strategen, entledigte sich des Plastikbeinkleides und stieg auf solide beige knielange Shorts um. Danke! Dafür gibt’s auch ein HIRN von uns.

fotos: standard/newald spoe/zinner

DIE GRASSERS

Bei sommerlicher Hitze versagt schon manchmal das Gedächtnis. So auch bei Minister Grasser, der sich zuerst partout nicht an einen Bootstrip auf der Meinl-Yacht erinnern konnte, danach bestritt, mit Pleitier Flöttl geurlaubt zu haben. Als auch das bewiesen war, wurde immer noch behauptet, man hätte nicht miteinander geredet.

Grassers Gattin Fiona dazu: "Wir wollten die meiste Zeit allein sein". Junge Liebe in allen Ehren, aber dass man auf einer Sechs-Personen-Yacht mit den anderen Passagieren zwei Tage lang kein Wort wechselt - das glauben wir weder einem Finanzminister noch einer "Kristallerbin"...

Montage: derStandard.at

GERTRUDE BRINEK
Ja, es ist Wahlkampf. Und ja, wir wissen dass die ÖVP sich gerne mit einer scharfen Anti-Ausländer-Politik die Wähler von Rest-BZÖ/FPÖ holen will. Dass Wissenschaftssprecherin Brinek jetzt aber Zuwandererkinder ohne ausreichende Deutschkenntnisse für ein Jahr in eigene "Ausländerklassen" stecken will, hat ihr den HIRNI der Woche gesichert.

"Man sammelt im städtischen Bereich alle, die nicht genügend Deutsch können", so Brineks Idee. Klar, wenn wir wollen dass unsere Kinder Fremdsprachen lernen, dann schicken wir sie ja auch in eine Sprachschule, in der nur ÖsterreicherInnen sitzen – durchgefallen, Frau Brinek!

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LINZER "FAMILIENFEST"

Die Spitzen von SPÖ und ÖGB ziehen für die versammelte Presse gemeinsam an einem Strang - schön. Auffällig nur, dass das Seil durchhängt. Gegen welchen kaum Widerstand leistenden Gegner kämpfen Gusenbauer, Haberzettl, Kalliauer, Haider, Prammer und Hundstorfer da wohl an? Für diese peinliche Selbstinszenierung ("mit ganzer Kraft der Reform des ÖGB widmen", "mit vollem Einsatz für eine arbeitnehmerfreundliche Politik im Parlament"), statt Sachthemen zu präsentieren, deren es genug gäbe, gibt es unsere Auszeichnung der Woche.

Foto: AP/Rudi Brandstätter

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U.S. SUPREME COURT

Das oberste Gericht der Vereinigten Staaten erklärte gegen die Stimmen der Höchstrichter Antonin Scalia, Clarence Thomas und Samuel Alito am Donnerstag die Militärtribunale im Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba für unrechtmäßig. Dass diese Sondertribunale komplett dem Pentagon unterstehen und der Verteidigung nur eingeschränkte Rechte gewähren, verstößt gegen die Genfer Konventionen und das US-Militärrecht. Für diese mutige, mit fünf gegen drei Stimmen aber auch knappe Entscheidung gibt es unsere Auszeichnung der Woche.

Montage: derStandard.at/Fotos: epa/Reuters

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Bruno

Der Braunbär aka "JJ1", der nun schon seit Wochen vor finnischen Hunden und österreichisch/bayrischen Jägern auf der Flucht ist, hat es nun auch bis in die New York Times geschafft. Dafür das HIRN der Woche (aber bitte nicht mit einem unnötig gerissenen Lämmchen feiern). Wolfgang Schüssel versteht die Aufregung um Bruno nicht. Wir schon: Es geht hier methaphorisch um das Verschwinden von Braun. Der Pelzträger schenkt uns damit einen politischen Hoffnungs- schimmer.
Lauf Bruno, lauf!

foto: apa/dpa/dpaweb

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Dietmar Guggenbichler

Dass es in der Schlammschlacht zwischen FPÖ und BZÖ immer noch eine Stufe tiefer geht, hat ehrlich gesagt sogar uns überrascht. Beide Seiten geben jetzt ihr Bestes, um das Thema in den Medien zu halten – schließlich ist schlechte Publicity immer noch besser als gar keine.

Der Kärntner Privatdetektiv erhält unsere Auszeichnung der Woche dafür, dass er aus diesem schmutzigen Spiel trotz lukrativer Angebote auf halbem Weg ausstieg.

Foto: APA

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Ségolène Royal

Auf der Suche nach Wählerstimmen am rechten Rand der Gesellschaft ist offenbar nicht nur Österreichs PolitikerInnen jedes Mittel recht: Die französische Präsidentschaftskandidatin schlug am Mittwoch vor, Jugendlichen ab 16 Jahren, die zum ersten Mal mit dem Gesetz in Konflikt kommen, eine "Betreuung mit militärischer Dimension" angedeihen zu lassen.

Außerdem verlangte sie eine Aussetzung von Sozialleistungen für Familien, die ihre Kinder nicht zu einem regelmäßigen Schulbesuch bewegen: "Mehr Härte" sei nötig. Im Gegensatz zu Österreich gab es aus der französischen Linken überwiegend ablehnende Reaktionen auf Royals Annäherung an die Positionen ihres Gegners Nicolas Sarkozy.

Foto: AP

HARALD STEFAN

Der FPÖ-Gemeinderat wusste diese Woche von einem "Negativbeispiel in Sachen Integration" zu berichten: "Zugewanderte Fußballfans". Wenn sich diese nämlich bei einem Match der Türkei gegen Österreich mit türkischen Fahnen blicken ließen, sei eines klar: "Diese Leute sind nicht integriert. Sie sind nicht loyal gegenüber unserer Gesellschaft." Wenn dem so ist, dann ist aber der HIRNI der Woche auch nicht integriert, schlägt sein Burschenschafter-Herz doch bekanntermaßen für "die Deutschnationalen" und nicht für Österreich. Für diesen Integrationsunwillen sollte ihn seine Partei des Landes verweisen!

montage: derStandard.at

LIESE PROKOP

Schon klar, dass sich im Wahlkampf mit Hetze gegen Randgruppen leicht Punkte sammeln lassen (bei dieser Gelegenheit sei an eine ähnlich brillante Stellungnahme aus den Reihen der SPÖ erinnert).

Aber zuerst den normalerweise in rechtsextremen Kreisen verwendeten Begriff "Integrationsunwilligkeit" aus der Schublade zu kramen, obwohl das Wort in der zitierten Studie nicht einmal vorkommt, um dann zu argumentieren, die Formulierung des Studien-Autors Mathias Rohe, dass einige Muslime ein "großes Maß an Distanz zur Mehrheitsbevölkerung" zeigten, bedeute ohnehin das gleiche, bringt der Innenministerin unsere Auszeichnung der Woche.

Montage: derStandard.at

DEN BZÖ-SPITZENKANDIDATEN

Wir sind ja Erheiterndes von der Mini-Regierungspartei gewöhnt, aber was sie sich in Bezug auf die Kür ihres Spitzenkandidaten zur Nationalratswahl leisten, ist selbst für die Orangen eine kabarettistische Meisterleistung. Mausi Lugner? Peter Westenthaler? Oder unser aller Finanzminister Karl-Heinz Grasser? Wechselnde Gerüchte, die Kolportierten reden von "Blödsinn". Alles Absicht, um krampfhaft in die Medien zu kommen? Möglich, aber auch egal. Denn es ist nicht spannend, wer HIRNI genug ist, um sich in den Schleuderstuhl zu setzen. Sorry, Max!


Bisherige Auszeichnungen >>>

montage: derStandard.at