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Bekannte wurde Rockstar Vienna durch die Portierung des Actionfeuerwerks "Max Payne".

Foto: Archiv
Als die rund 100 Mitarbeiter von Rockstar Vienna, einem der größten Spiele-Entwickler im deutschsprachigen Raum, am Morgen des 10. Mai ihr Büro im Business Park Vienna betreten wollten, erlebten sie eine böse Überraschung: Einige ihrer Schlüssel sperrten nicht mehr. Sie erhielten ein Stück Papier in die Hand gedrückt, das so informierte, dass der Eigentümer das Unternehmen ab sofort geschlossen habe. Schwarz gewandete Sicherheitsleute verwehrten ihnen den Zugang zu ihren Schreibtischen und führten sie in kleinen Gruppen in den Versammlungsraum. Dort wurden sie im Beisein von Anwälten und Bodyguards von den anwesenden Managern informiert, dass dies keineswegs ein Spaß sei. Dies berichten betroffene Mitarbeiter in Weblogs (Online-Tagebücher).

Keine Homepage, keine Firmenschilder

Die Homepage des Unternehmens wurde vom Netz genommen, die Firmenschilder sind bereits abmontiert. Über die Hintergründe der Schließung ist nichts bekannt. Weder Mitarbeiter der Firma noch das Unternehmen selbst haben sich bis dato offiziell zu den Vorgängen geäußert.

Aufwendiger

Auch Brancheninsidern wie Michael Furtenbach, Chefredakteur des österreichischen Spielemagazins consol.at erschließen sich keine offensichtlichen Gründe für die plötzliche Schließung. Bei Rockstar Vienna habe es sich bisher immer um eine Topfirma gehandelt, die in den vergangenen Jahren bei der Umsetzung einiger Spitzenspiele wie etwa "Grand Theft Auto" mitgearbeitet habe. Die Entwicklung neuer Spiele werde mit der neuen Konsolentechnik (z. B. Xbox 360, Sony Playstation 3) allerdings immer teurer und aufwändiger.

Schließung nach "amerikanischem Muster"

Die Schließung nach "amerikanischem Muster" ist nicht der erste Fall im Bereich der Konzernmutter Take 2. Bereits Ende April dieses Jahres löste der US-Spielehersteller seine in Salt Lake City ansässige Tochter Indie Built ohne vorherige Ankündigung binnen weniger Stunden und ohne Begründung auf.

Kein Betriebsrat

Vorausgesetzt, dass alle Ansprüche der Arbeitnehmer vollständig abgelöst werden, ist das Vorgehen einem Rechtsexperten der Arbeiterkammer Wien zufolge durchaus rechtens. Die Kündigungsfrist könne damit umgangen werden, indem der Dienstnehmer für diese Zeit freigestellt wird. Im Unternehmen war kein Betriebsrat etabliert.

Rockstar Vienna war 1993 von Nikolaus Laber, Hannes Seifert und Peter Baustädter als Neo Software Productions gegründet worden. Jänner 2003 wurde es in die Rockstar-Gruppe von Take 2 übernommen und in Rockstar Vienna umbenannt.

KPÖ: Die Globalisierung nimmt keine Rücksicht

"Die Globalisierung nimmt auf Menschen keine Rücksicht, dies zeigt das Beispiel der ca. 100 MitarbeiterInnen der Firma Rockstar Vienna eindrucksvoll", so KPÖ-Bezirksrätin Susanne Empacher.

Nicht rentabel

Wie Betroffene der KPÖ mitgeteilt haben, hat die Konzernzentrale der Firma, die in New York sitzt, entschieden, dass der Standort Wien nicht rentabel genug sei und daher ab sofort geschlossen werden muss, so die Partei in einer Aussendung. Die MitarbeiterInnen, die von den Absichten des Managements nicht informiert waren, wurden am Morgen des 11. Mai von einer Security Gruppe empfangen, die alle Arbeitsplätze sicherte und auch sicherstellen sollte, dass es zu keinen Ausschreitungen kommt, wenn verkündet wird, dass alle Dienstnehmer ab sofort gekündigt sind.

"Skandalös"

Empacher: "Die Vorgehensweise des Mangagements ist skandalös und zeigt ganz deutlich auf, dass selbst spezialisierte Arbeitskräfte tagtäglich um ihren Arbeitsplatz bangen müssen - einzig und allein weil am anderen Ende der Welt jemand eine einsame Entscheidung fällt und weil Gewinn- und Profitmaximierung das einzige Kriterium im kapitalistischen Wettbewerb zu sein scheint. Es wundert mich nicht, dass immer mehr Menschen auf allen Kontinenten nach einer Alternative suchen und linke Parteien unterstützen." (Karin Tzschentke/DER STANDARD, Printausgabe vom 12.5.2006/red)