Foto: Robert Fessler
Hohenems – Fast zwei Jahre nach der inoffiziellen Eröffnung und drei Jahre nach der Sanierung wird der Salomon Sulzer Saal, die frühere Synagoge von Hohenems, am 21. Mai seiner neuen Bestimmung übergeben. Damit findet das bisher letzte unrühmliche Kapitel in der wechselvollen Geschichte des Hauses einen Abschluss. Der Barockbau – die Synagoge wurde 1771 errichtet – hatte nach der Plünderung durch die Nationalsozialisten über Jahrzehnte als Feuerwehrhaus dienen musste, 2003 wurde er saniert.

Kein Fest

„Das Haus lebt ja eigentlich seit zwei Jahren“, sagt Hanno Loewy, Direktor des benachbarten Jüdischen Museums. Warum wurde dann noch kein Fest gefeiert? Die Antwort ist im Streit zwischen der Stadt als Hauptmieterin und der Bauberechtigtengemeinschaft zu suchen. Man stritt um säumige Mieten und Baubescheide, um Nachbarschaftsrechte und Lüftungsschächte. Es gäbe nun keine „Reibungspunkte“ mehr, versichert Kulturstadtrat Günter Linder (VP).

Der Salomon Sulzer Saal steht nun der Musikschule „tonart“, dem Jüdischen Museum und privaten Veranstaltern zur Verfügung. „Ein Leben der kulturellen Vielfalt, das seiner ehemaligen Geschichte und Atmosphäre entspricht, soll das Haus entwickeln“, hofft Hanno Loewy.

Bewusste Leere

Das Architektenpaar Ada und Reinhard Rinderer schuf mit einer behutsamen Sanierung die Voraussetzung dafür. „Nüchtern und würdevoll“ (Reinhard Rinderer) stehe der Saal für sich. Auf Ornamente verzichtete man bewusst, Rundbogenfenster, Ochsenaugen und gewölbte Decke wurden wiederhergestellt. Wo einst der Thoraschrein stand, „ist jetzt Leere spürbar, die auch durch die neue Nutzung nicht gefüllt werden kann“.

Gefeiert wird der neue Saal vom 21. bis 27. Mai mit David Orlowskys Klezmorium, dem Jüdischen Theater Wien und einer Aufführung der Kammeroper. Die Einsegnung werden ein katholischer Priester, ein Rabbiner und ein Imam vornehmen. (jub, DER STANDARD Printausgabe, 13./14.05.2006)