Wien - Venezuelas Präsident Hugo Chavez hat beim Wiener EU-Lateinamerika-Karibik-Gipfel (EULAC) Europa aufgerufen, zu versuchen, die Politik seines bolivianischen Amtskollegen Evo Morales zu verstehen. "Bolivien erhebt sich. Aber in Frieden, nicht mit der Waffe in der Hand", sagte Chavez am Freitag laut spanischen und südamerikanischen Medienberichten. "Europa muss das hören."

Morales habe mit seiner Entscheidung, die Erdgas-Industrie zu verstaatlichen, nur ein Wahlversprechen eingehalten, sagte Chavez. Auch Spaniens Premier Jose Luis Rodriguez Zapatero habe vor den Wahlen angekündigt, die spanischen Truppen aus dem Irak abzuziehen. "Und er hat es gemacht". Morales habe erklärt, er werde den Ergas-Sektor verstaatlichen. "Und er hat es gemacht."

"Ein ehrlicher Politiker"

Morales "ist eine ehrlicher, transparenter und geradliniger Politiker und wir werden mit ihm zusammenarbeiten. "Auch Spanien sollte das tun", fügte Chavez laut Nachrichtenagentur EFE hinzu. Zwischen Spanien und Bolivien stehen die Zeichen aber seit gestern, Freitag, ohnehin auf Entspannung. Zapatero sprach nach einem Treffen mit dem bolivianischen Präsidenten Evo Morales im Rahmen des EU-Lateinamerika-Gipfels (EULAC) von einem "positiven, ehrlichen und klärenden Gespräch."

Zuvor hatte Morales der spanischen Regierung in einem Brief im Zusammenhang mit der Verstaatlichung der Erdgas-Industrie in seinem Land für ausländische Unternehmen "wirkliche und dauerhafte Rechtssicherheit" zugesichert. "Bolivien hat das Recht, eine Politik zu machen, die dem Land nützlich erscheint", erklärte Zapatero. Im Zusammenhang mit in Bolivien aktiven spanischen Firmen, vor allem dem Ölkonzern Repsol, müsse eines klar sein, forderte Zapatero: "Die Investition muss eine vernünftige Rendite haben."

Er habe mit Morales vereinbart, dass nun ein bilateraler Prozess in Gang kommen solle, an "dessen Ende ein Abkommen steht". Morales erklärte dazu, Repsol könne "Teilhaber, aber nicht Besitzer" der Bodenschätze Boliviens sein. Die Tür für Gespräche stehe jedenfalls immer offen. Am Donnerstag hatte der bolivianische Präsident bei einer Pressekonferenz in Wien unter anderem kritisiert, dass Zapatero seine Versprechen gegenüber Bolivien noch nicht erfüllt habe, wonach die Hilfe für den Anden-Staat verdoppelt und die Schulden erlassen werden sollten. Zudem hatte Morales erklärt, dass ausländische Unternehmen im Zuge der Verstaatlichung nicht entschädigt würden. (APA)