Bild nicht mehr verfügbar.

Der rote Sonnenhut (Echinacea)ist keine Alternative zu Antibiotika.

Foto: dpa/ Stefan Puchner
Will man nicht "sicherheitshalber" zu Antibiotika greifen, ist ein Bluttest eine gute Methode, um virale und bakterielle Infektionen zu unterscheiden. Aus Zeit- und Kostengründen haben aber noch nicht viele Ärzte das Testgerät zur Hand. Deshalb muss in der Praxis nachgefragt werden. Wolfgang Graninger, Leiter der Klinischen Abteilung für Infektionen und Chemotherapie, Universitätsklinik für Innere Medizin I der Medizinuniversität am Wiener AKH, zu dieser Methode: "Wir wissen, dass man mit Hilfe eines CRP Schnelltests 50 Prozent aller Antibiotikagaben einsparen könnte. Nachteil ist, dass sich die Menschen nicht gern stechen lassen und diese einfache Lösung leider noch nicht sehr verbreitet ist."

CRP Bestimmung im Blut

CRP ist die Abkürzung für C-reaktives Protein, ein Eiweiß, das im Blut vorkommt. Bei Infektionskrankheiten, die durch Bakterien verursacht werden, steigt der CRP-Wert stark an. Die Ursache dafür ist ein wesentlich stärkerer Zellzerfall bei bakteriellen als bei viralen Infektionen. Die CRP Bestimmung kann mit einem Blutstropfen aus dem Finger innerhalb von fünf Minuten ermittelt werden. Ein normaler CRP-Wert bedeutet, dass die Infektion mit großer Wahrscheinlichkeit (95 Prozent) durch Viren ausgelöst wurde. Bei erhöhten CRP-Werten liegt die Vermutung einer bakteriellen Infektion nahe.

Homöopatie und Antibiotika

Die Leiterin der Homöopathieambulanz für Kinderheilkunde und Neonatologie in der Wiener Rudolfstiftung Bettina Baltacis, schließt Antibiotika bei fieberhaften Infekten ohne eitriges Geschehen aus. Im Zweifelsfall empfiehlt sie Eltern und Erwachsenen die oben erwähnte CRP Bestimmung, auch wenn Kinder nicht gerne gestochen werden. Zusätzlich setzt sie auch auf das Prinzip "Abwarten". Denn solange keine eitrigen Entzündungen festzustellen sind, reichen "Essigpatscherl", viel Trinken und Bettruhe. "Leider erwarten aber viele Eltern, dass die Kinder spätestens nach zwei Tagen wieder in den Kindergarten sollen." Das macht alternatives Therapieren schwierig, so die Medizinerin.

Bei viralen Infekten kennt die Homöopathie prinzipiell zwei akute Hilfen, die auch ohne genaue Typbestimmung eingenommen werden können: Aconit in der Fröstelphase und Belladonna, wenn die hitzige Fieberphase einsetzt.

Antibiotische Wirkung von Heilpflanzen

Vielen Heilkräutern wird eine "antibiotische" Wirkung nachgesagt. Ob Isländische Flechte, Habichtskraut oder Zimtöl. "Heilkräuter sind leider keine echten Alternativen zu Antibiotika", stellt Herbert Wicho, Leiter des pharmazeutischen Informationsdienstes der Österreichischen Apothekerkammer klar, "da sie keine keim - und bakterienabtötende Wirkung haben". Das gilt auch für das häufig zitierte Teebaumöl. Der alternative Nutzen von Heilkräutern ist seiner Meinung nach präventiv zu sehen. Denn vorbeugend können immunsystemstärkende Kräuter wie der rote Sonnenhut (Echinacea) oder Knoblauch eingenommen werden.

Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)

Anders ist die Ausrichtung in der TCM. "Hier gibt es Kräuterrezepte mit antiseptischer Wirkung, die seit 2000 Jahren als erprobt gelten", so der TCM Mediziner Antonio Martins. In Akutsituationen mit bakteriellen Infektionen sind aber auch für ihn Antibiotika obligat. "Die meisten Infekte brauchen aber keine Antibiotika", weiß Martins aus seiner Praxis. "Bei Infekten, die trotz Antibiotika immer wieder kommen, wie zum Beispiel die Otitis media (Mittelohrentzündung) bei Kindern wird in der TCM die Ursache in den Lebensumständen gesucht. Hier kann eine Ernährungsumstellung, wie das Weglassen von weißem Zucker schon zum Erfolg führen", erläutert der Präsident der Akademie für Traditionelle Chinesische Wissenschaften. (nia)