Newcastle/Washington - Die Zukunft für die Korallenriffe sieht nicht gerade rosig aus. Ein Forscherteam der University of Newcastle hat nun weitere Details über das komplexe Leben innerhalb der riffbildenden Tierkolonien entdeckt. Einmal zerstörte Korallenriffe erholen sich schlechter als bisher angenommen. Zudem kommt noch ein massives Artensterben von Fischen sowie vermehrtes Algenwachstum, berichten sie in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Proceedings of the National Academy of Sciences".

Das Forscherteam um Nick Graham hat ein Riff vor den Seychellen untersucht. Dort war 1998 nach einer Erwärmung des Meeres ein Großteil der Korallen abgestorben. Nach ersten Schätzungen waren fast 90 Prozent aller Korallen in der Region um die Inselgruppe schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die gefürchtete Korallenbleiche gilt als unmittelbare Folge der Ozeanerwärmung, wie Experten dies mehrmals berichtet haben. "Die Korallenbleiche tritt häufiger auf. Nach Vorhersagen wird sich diese Situation in den kommenden Jahren weiter verschärfen", so Graham.

Symbiose in Gefahr

Korallen leben mit den photosynthetisch lebenden Algen in einer Symbiose. Wenn allerdings die Temperatur des Meerwassers steigt, geraten die Korallen unter Stress und stoßen die Algen ab. Forscher vermuten, dass die Algen unter den veränderten Temperaturen Toxine produzieren. Die Algen sind für das Überleben der Korallen lebensnotwendig. Sie sind es auch, die den Korallen ihre Farbe verleihen. Wenn die warmen Temperaturen anhalten, sterben die Korallen in Massen ab und verlieren ihre Farbe.

Das Jahr 1998 ist als "Katastrophenjahr" für die weltweiten Riffe in die Geschichte eingegangen. 16 Prozent aller Korallen sind allein in diesem Jahr abgestorben. Der westliche Indik war am härtesten betroffen, da es hier zu einer Interaktion zwischen dem El Nino und dem auf den Indischen Ozean beschränkten Ozean-Atmosphären-System (Dipol-Modus) gekommen war. Während der vergangenen sieben Jahre haben sich vieler dieser Riffe nicht mehr erholt, sondern sind zu einem riesigen Korallenfriedhof geworden, der mit dicken Algenschichten überzogen ist. Dieser Kollaps habe dazu geführt, dass der Schutz- und Nahrungseffekt eines intakten Riffsystems für zahlreiche andere Lebewesen weggefallen ist. In der untersuchten Region waren vier Fischspezies überhaupt völlig verschwunden, sechs andere waren nur in sehr geringer Häufigkeit vorhanden. Generell hat die Diversität von Fisch-Spezies in den untersuchten Riffen um 50 Prozent abgenommen.

Korallenbleiche tritt immer häufiger auf

Reduzierte Biodiversität macht ein Korallenriff zu einem fragilen und instabilen Ökosystem. Nach Aussagen der Forscher hat auch die Zahl der kleinen Fische rapide abgenommen. Am schlimmsten beurteilen die Wissenschaftler das Verschwinden der pflanzenfressenden Fische - diese spielen gerade bei der Reduzierung der Algenbewüchse eine wichtige Rolle. Das untersuchte Riff, das weit abgelegen von anderen Riffen lag, war aufgrund der Isolation besonders beeinträchtigt. In geschlossenen Systemen wie etwa dem Great Barriere Reef in Nordost-Australien gebe es einen besseren Schutz. Hier könne es rascher zu einer Neuansiedlung kommen, meinen Experten.

Seit 1998 hat es im Indischen Ozean mindestens drei weitere massive Erwärmungen gegeben, im Pazifik mindestens zwei. "Verschiedene Computer-Simulationen haben gezeigt, dass solche Massenbleichungen in Zukunft einmal jährlich stattfinden könnten. Daran kann man sich ausrechnen, wie es um den Fortbestand der Korallenriffe steht", meint Graham. Weltweit existieren etwa 285.000 Quadratkilometer Korallenriffe. In diesen lebt rund ein Viertel alle marinen Lebewesen. (pte)