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Wenige Minuten zuvor eingewechselt, hatte Juliano Belletti das Siegestor für den FC Barcelona erzielt. Wenige Minuten danach küsste der Brasilianer die wichtigste Trophäe Fußball-Europas.

Foto:Reuters/Regan
Paris - Ronaldinho machte nach Barcelonas Triumph seinem Spitznamen "fröhlichster Fußballer der Welt"(El Pais) alle Ehre. "Das ist unglaublich. Diesen speziellen Moment werde ich niemals vergessen", frohlockte, jawohl, frohlockte Brasiliens Superstar nach dem hart erkämpften 2:1-Finalsieg in St. Denis/Paris über Arsenal London, mit dem er nun alle großen Titel gewonnen hat. Doch der Weltmeister und Weltfußballer war diesmal nicht der Matchwinner für Spaniens Meister. Diese Rolle teilten sich Kameruns Angreifer Samuel Eto'o, der den Ausgleich besorgte (76.), Siegtorschütze und Ersatz-Verteidiger Juliano Belletti aus Brasilien (80.) sowie der Schwede Henrik Larsson, der wie Belletti erst in Hälfte zwei kam und seinen Barca-Abschied mit zwei Torvorlagen krönte.

Die Notbremse

Doch auch Ronaldinho hatte seinen Anteil am zweiten Triumph von Barcelona, der dem Klub insgesamt knapp 18 Millionen Euro an Prämien einbrachte. Sein Traumpass auf Eto'o nach 17 Minuten führte zum Ausschluss von Arsenals "unbezwingbarem"Rekord-Tormann Jens Lehmann. Der Deutsche war bis zu dieser "Notbremse"in der Champions League 763 Minuten ohne Gegentor geblieben. Sein spanischer Ersatzmann Manuel Almunia hielt dann zwar lange dem Offensivdrang von Eto'o und Co stand, doch nach 995 Minuten wurde die Torsperre der Londoner gebrochen. Nur vier Minuten später folgte der Treffer, der Arsenals Niederlage besiegelte. Bei beiden Gegentoren machte Almunia alles andere als gute Figur. Beim Ausgleich deckte er das kurze Eck schlecht ab, beim 1:2 bekam er ein "Gurkerl". Nicht von ungefähr kam deshalb am Donnerstag die Daily Mailzum Schluss: "Lehmann ruiniert den Traum."

Belletti war fassungslos nach seinem ersten Tor für Barcelona: "Das ist schier unglaublich! Ich habe nicht einmal zu träumen gewagt, dass ich jemals in einem Finale einen Treffer erzielen werde. Für einen Verteidiger ist das ja auch alles andere als leicht."In der letzten halben Stunde der Partie standen mit Ronaldinho, Guily, Eto'o sowie den eingewechselten Iniesta und Larsson gleich fünf Barcelona-Stürmer auf dem Feld, um den Kopfball-Treffer von Englands Teamverteidiger Sol Campbell (37.) zu egalisieren.

Mit Risiko zum Sieg

Dieses enorme Risiko, das Barcelona-Trainer Frank Rij-kaard nahm, führte zunächst fast zum 0:2, Ljungberg (67.) und Henry (70.) vergaben tolle Chancen. Neben Lehmann wurde Henry damit zur traurigen Final-Figur, und nur im ORF konnte die Rede davon sein, Henry habe Ronaldinho in den Schatten gestellt. Am Ende ging die Rechnung von Rijkaard auf, der bereits als Spieler 1995 in Wien mit Ajax Amsterdam die begehrteste Klubtrophäe im Fußball erobert hatte. Ein solches "Double"war in der Champions League noch keinem und im Meistercup nur einem Quartett gelungen - dem Spanier Miguel Munoz, dem Niederländer Johan Cruyff sowie den Italienern Giovanni Trapattoni und Carlo Ancelotti.

Arsenal-Trainer Arsene Wenger beklagte sich über den norwegischen Schiedsrichter Terje Hauge, der habe vor Eto'os Ausgleich ein Abseits übersehen. Henry: "Wir wurden wie Hunde geschlagen."Eto'o ging darauf gar nicht erst ein und resümierte: "Es war nicht meine oder Bellettis Nacht. Es war die Nacht von Barcelona."In eben dieser Nacht, das sei nicht verschwiegen, kam es in Barcelona bei Siegesfeiern zu Randalen mit 107 Verletzten und 29 Festnahmen. (DER STANDARD Printausgabe 19.05.2006)