Überreaktion in Wien
Der Wiener Leitindex ATX hat seine jüngste Kurskorrektur auch am Donnerstag fortgesetzt. In den vergangenen fünf Handelstagen hat der ATX rund 450 Punkte, das sind etwas mehr als zehn Prozent, abgegeben und ist unter die Marke von 4000 Punkten gefallen.
Getreu der Börsenweisheit "Sell in May and go away" hätten viele Marktteilnehmer Gewin 2. Spalte ne nach der guten Performance der Vormonate mitgenommen, erklärt Alfred Reisenberger, Analyst bei der BA-CA. Reisenberger spricht nach dem starken Anstieg der Märkte von einer "gesunden Korrektur". Der Wiener Markt sei mit einer Bewertung (KGV) von 14-15 noch immer nicht teuer. Die niedrigeren Kurse würden zudem Käufer anlocken. Da am Wiener Parkett vor allem Indexschwergewichte wie etwa die OMV unter Druck gekommen sind – der Öl-Titel hat innerhalb von fünf Tagen mehr als 18 Prozent verloren, der Verbund-Deal, enttäuschende Quartalszahlen und die Hausdurchsuchungen der EU-Wettbewerbsbehörde belasten den Titel –, erwartet Reisenberger eine "relativ rasche Rückkehr zur 4000er-Marke.
"Der Markt reagiert über", beschreibt Erste- Bank-Analyst Alexander Sikora-Sickl die Situation. Die enttäuschenden US-Daten und Gewinnmitnahmen hätten zu Einbrüchen geführt, die jedoch nicht "dramatisch sind". Auch Sikora- Sickl erwartet, dass sich der ATX bald erholen werde.
"Die Zutaten für einen Cocktail der Konsolidierung waren da", erklärt Erste-Bank-Chefanalyst Günther Artner die Situation. Steigende Zinsen, ein schwächerer Dollar und Bad News haben die Konsolidierung erwarten lassen. Für die nächsten sechs bis 12 Monate erwartet Artner jedoch eine positive Entwicklung. Bei manchen Werten sei jetzt ein gutes Einstiegsniveau erreicht.