Wien – Die Europäischen Börsen fahren derzeit einen Zickzack-Kurs. Nach den Verlusten der Vortage haben die Börsen am Donnerstag fester eröffnet, im Handelsverlauf jedoch wieder mit schwächeren Kursen tendiert. Vor allem Quartalsergebnisse, besonders aus der Finanzbranche, haben die Börsenkurse in Europa etwas stabilisiert, wodurch ein Teil der Verluste der Vortage wettgemacht werden konnte, denn nach den enttäuschenden US-Konjunkturdaten vom Mittwoch hatten die europäischen Aktienmärkte mit herben Verlusten geschlossen. Neu erwachte Inflationssorgen in den USA hatten die Indizes sowohl an der Wall Street als auch in Europa weit in den Minusbereich gedrückt.

Überreaktion in Wien

Der Wiener Leitindex ATX hat seine jüngste Kurskorrektur auch am Donnerstag fortgesetzt. In den vergangenen fünf Handelstagen hat der ATX rund 450 Punkte, das sind etwas mehr als zehn Prozent, abgegeben und ist unter die Marke von 4000 Punkten gefallen.

Getreu der Börsenweisheit "Sell in May and go away" hätten viele Marktteilnehmer Gewin 2. Spalte ne nach der guten Performance der Vormonate mitgenommen, erklärt Alfred Reisenberger, Analyst bei der BA-CA. Reisenberger spricht nach dem starken Anstieg der Märkte von einer "gesunden Korrektur". Der Wiener Markt sei mit einer Bewertung (KGV) von 14-15 noch immer nicht teuer. Die niedrigeren Kurse würden zudem Käufer anlocken. Da am Wiener Parkett vor allem Indexschwergewichte wie etwa die OMV unter Druck gekommen sind – der Öl-Titel hat innerhalb von fünf Tagen mehr als 18 Prozent verloren, der Verbund-Deal, enttäuschende Quartalszahlen und die Hausdurchsuchungen der EU-Wettbewerbsbehörde belasten den Titel –, erwartet Reisenberger eine "relativ rasche Rückkehr zur 4000er-Marke.

"Der Markt reagiert über", beschreibt Erste- Bank-Analyst Alexander Sikora-Sickl die Situation. Die enttäuschenden US-Daten und Gewinnmitnahmen hätten zu Einbrüchen geführt, die jedoch nicht "dramatisch sind". Auch Sikora- Sickl erwartet, dass sich der ATX bald erholen werde.

"Die Zutaten für einen Cocktail der Konsolidierung waren da", erklärt Erste-Bank-Chefanalyst Günther Artner die Situation. Steigende Zinsen, ein schwächerer Dollar und Bad News haben die Konsolidierung erwarten lassen. Für die nächsten sechs bis 12 Monate erwartet Artner jedoch eine positive Entwicklung. Bei manchen Werten sei jetzt ein gutes Einstiegsniveau erreicht.

Die US-Börsen sind fester in den Handel gestartet. Der Dow Jones Industrial Index hat 0,31 zugelegt, der S&P 500 notierte 0,28 Prozent fester, und die Nasdaq legte 0,72 Prozent zu. (bpf, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.5.2006)