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Foto: EPA/ Luke Frazza
Wien - "Weg mit den Barrieren zwischen Grundlagenforschung und behandelnden Ärzten, die Zukunft in der Krebsforschung liegt in der Zusammenarbeit der beiden Bereiche", erklärt Harold Varmus in Wien. Bis zum Sieg über Krebs wird es laut dem Wissenschafter aber noch lange dauern.

Glückliche Zellen werden bösartig

Die moderne Medizin auf molekularer Ebene beginnt immer besser die Feinheiten der Krebsentstehung zu verstehen. Varmus: "Es wäre doch interessant zu verstehen, wie normale, 'glückliche' Zellen plötzlich die Aktivität von Onkogenen (Krebsgene) bekommen. Sie werden dann als bösartige Zellen richtig gehend abhängig von diesen Genen. Schaltet man sie aus, sterben die Krebszellen sogar ab, Tumore verschwinden."

Genmedikamente Glivec,Tarceva oder Iressa

Mutationen im so genannten ras-Gen oder in den Genen von Enzymen (Tyorosin-Kinasen) beziehungsweise den Erbanlagen für die Rezeptoren von Wachstumsfaktoren (zum Beispiel Epidermal Growth Factor - EGFR) sind Beispiele dafür. Varmus: "Hier gibt es bereits Medikamente, die auf diesen Erkenntnissen basieren." Mit Substanzen wie Tarceva oder Iressa (nur in bedingten Fällen hoch wirksam) lässt sich derzeit schon dieses Konzept verwirklichen. Ein anderes Beispiel ist das Medikament "Glivec", das eine Revolution in der Behandlung einer bestimmten Form der Leukämie bei Erwachsenen mit sich gebracht hat.

Krebs Gen Projekt in den USA

Doch trotz erster Erfolge ist der Großteil der Fragen in Sachen Krebs auch heute noch offen. Der Medizin-Nobelpreisträger: "Das ist auch der Grund, warum wir in den USA das Krebs-Gen-Projekt ins Leben gerufen haben. Man kennt ja bereits 400 bis 500 Gene, die in der Entstehung bösartiger Erkrankungen durch Mutationen eine Rolle spielen könnten oder vermutet das. Wir rechnen, dass wir für die wichtigsten Krebsarten nur rund 1.000 Gene mit ihren Mutationen sequenzieren müssen, um das notwendige Wissen zu erhalten."

"Die wollten von mir nichts wissen!"

Varmus, auch Streiter für den den freien Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen weltweit und ohne Hürden, glaubt jedenfalls an die Früchte der Zusammenarbeit der Grundlagenforscher mit den behandelnden Ärzten: "Als ich als Wissenschafter auf den Abteilungen auftauchte, um zum Beispiel Gewebeproben zu bekommen, war das frustrierend. Die wollten von mir nichts wissen. Anders herum war es wahrscheinlich auch so. Aber das ändert sich jetzt."

Trotzdem steht der schon so oft angekündigte Sieg über die Krebserkrankungen noch aus. Varmus: "Darauf werden wir noch lange warten müssen. Wir wissen einfach noch immer zu wenig."(APA)