Glückliche Zellen werden bösartig
Die moderne Medizin auf molekularer Ebene beginnt immer besser die
Feinheiten der Krebsentstehung zu verstehen. Varmus: "Es wäre doch
interessant zu verstehen, wie normale, 'glückliche' Zellen plötzlich
die Aktivität von Onkogenen (Krebsgene) bekommen. Sie werden
dann als bösartige Zellen richtig gehend abhängig von diesen Genen.
Schaltet man sie aus, sterben die Krebszellen sogar ab, Tumore
verschwinden."
Genmedikamente Glivec,Tarceva oder Iressa
Mutationen im so genannten ras-Gen oder in den Genen von Enzymen
(Tyorosin-Kinasen) beziehungsweise den Erbanlagen für die Rezeptoren
von Wachstumsfaktoren (zum Beispiel Epidermal Growth Factor - EGFR)
sind Beispiele dafür. Varmus: "Hier gibt es bereits Medikamente, die
auf diesen Erkenntnissen basieren." Mit Substanzen wie Tarceva oder
Iressa (nur in bedingten Fällen hoch wirksam) lässt sich derzeit
schon dieses Konzept verwirklichen. Ein anderes Beispiel ist das
Medikament "Glivec", das eine Revolution in der Behandlung einer
bestimmten Form der Leukämie bei Erwachsenen mit sich gebracht hat.
Krebs Gen Projekt in den USA
Doch trotz erster Erfolge ist der Großteil der Fragen in Sachen
Krebs auch heute noch offen. Der Medizin-Nobelpreisträger: "Das ist
auch der Grund, warum wir in den USA das Krebs-Gen-Projekt ins Leben
gerufen haben. Man kennt ja bereits 400 bis 500 Gene, die in der
Entstehung bösartiger Erkrankungen durch Mutationen eine Rolle
spielen könnten oder vermutet das. Wir rechnen, dass wir für die
wichtigsten Krebsarten nur rund 1.000 Gene mit ihren Mutationen
sequenzieren müssen, um das notwendige Wissen zu erhalten."
"Die wollten von mir nichts wissen!"
Varmus, auch Streiter für den den freien Zugang zu
wissenschaftlichen Erkenntnissen weltweit und ohne Hürden, glaubt
jedenfalls an die Früchte der Zusammenarbeit der Grundlagenforscher
mit den behandelnden Ärzten: "Als ich als Wissenschafter auf den
Abteilungen auftauchte, um zum Beispiel Gewebeproben zu bekommen, war
das frustrierend. Die wollten von mir nichts wissen. Anders herum war
es wahrscheinlich auch so. Aber das ändert sich jetzt."