Klagenfurt – Die Hypo Alpe-Adria-Bank plant eine kräftige Kapitalaufstockung. Der Bank sollen laut Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider 200 bis 250 Mio. Euro frisches Kapital zugeschossen werden, was sie vor dem Börsengang "noch attraktiver" machen werde. Aber nicht nur die Hypo, auch das Land Kärnten als 51-Prozent-Eigner und der Syndikatspartner Grazer Wechselseitige – die Grawe hält 49 Prozent – wollen neuerlich Bares lukrieren. Und zwar (wie bei der bereits abgeschöpften Wandelschuld-Anleihe von 500 Mio. Euro) noch vor dem geplanten Börsengang, dessen Zeitpunkt ungewiss ist.

In Summe spricht Haider von 500 bis 800 Mio. Euro, die die "Cash-Cow" Hypo zusätzlich abwerfen soll. Dazu müssten Land und Grawe bis zu 15 Prozent ihrer Anteile abgeben.

"Rasch weiter expandieren"

Grawe-Chef Othmar Ederer bringt den Grund für die Geldspritze auf den Punkt: "Wegen der Bilanzen 2004 und 2005 ist ein Beibehalten der Wachstumsdynamik der Hypo Alpe-Adria derzeit nicht möglich." Weil man aber wolle, dass diese "nicht eingeschränkt" werde, sei die Kapitalaufstockung nötig. Er spielt damit auf die Folgen des Spekulationsverlusts von 288 Mio. Euro im Jahr 2004 an.

Sein Landes- und der Bankchef, Wolfgang Kulterer, argumentieren diametral entgegengesetzt. Haider versichert, die Kapitalaufstockung habe mit den Turbulenzen nichts zu tun, Kulterer sagt so: "Unsere Hypo-Leasing ist extrem erfolgreich und soll die Chance bekommen, rasch weiter zu expandieren."

"Vertiefte Verhandlungen"

Als potenzielle Investoren nennt Haider die Londoner HSBC-Bank und die Investmentgruppe Texas Pacific Group. Erstere komme für vertiefte Verhandlungen infrage, weil sie im Gegensatz zu den Amerikanern kein Interesse an operativer Mitgestaltung der Hypo habe. Warum sich ausgerechnet die HSBC, die größte Bank der Welt, für eine Hypo-Beteiligung ohne Stimmrechte interessieren soll, erklärt Haider mit dem Wertzuwachs der Bank von 2,5 auf 3,5 Milliarden Euro bis zum Börsengang. Von der HSBC war am Freitag für den STANDARD keine Stellungnahme zu bekommen.

In Finanzkreisen wird Haiders Hypo-Vorstoß als Ausstiegsszenario für Hypo-Chef Kulterer interpretiert. Gegen ihn laufen Ermittlungen wegen des Verdachts der Bilanzfälschung (es gilt die Unschuldsvermutung), vonseiten der Finanzmarktaufsicht droht ihm ein Enthebungsverfahren. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20./21.5.2006)