Washington - Nach einer emotionsgeladenen Debatte über die geplante Reform der Einwanderungsgesetze hat der US-Senat Englisch zur "Nationalsprache" erklärt. Mit der Resolution, für die am Donnerstagabend (Ortszeit) 63 der 100 Senatoren stimmten, wird die Regierung angehalten, die Rolle von Englisch in den USA "zu erhalten und zu fördern". Die US-Presse sah dies am Freitag als Sieg der Konservativen, die gegen eine Legalisierung der elf Millionen Illegalen in den USA kämpfen.

Die Resolution soll in ein umfangreiches Reformpaket einfließen. Am Mittwoch hatte der Senat sich für den Bau eines 600 Kilometer langen dreireihigen Grenzzauns ausgesprochen. Eine Abstimmung über das Gesamtpaket wird kommende Woche erwartet. Es wird erst Gesetz, wenn ein Vermittlungsausschuss die Differenzen zwischen Senats- und Repräsentantenhausversion ausgebügelt und Präsident George W. Bush das Gesetz unterzeichnet hat.

Hilfsorganisationen, die sich für mehr Rechte für Einwanderer einsetzen, kritisierten die Resolution. "Verheerend", sagte Raul Gonzalez von der Gruppe "National Council of La Raza" der "Washington Post". Oppositionsführer Harry Reid bezeichnete die Resolution als rassistisch. Knapp 18 Prozent der Einwohner der USA sprechen zu Hause nicht Englisch. Zehn Prozent gaben bei der Volksbefragung 2000 Spanisch als Muttersprache an.

Bush trifft auf Widerstand in eigenen Reihen

Präsident Bush, der gegen Widerstand in den Reihen seiner eigenen Partei für ein Gastarbeiterprogramm wirbt und auch den Illegalen die Chance auf die US-Staatsbürgerschaft zubilligen will, beantragte am Donnerstag 1,9 Milliarden Dollar für die Grenzsicherung. Mit dem Geld soll der Anfang der Woche angekündigte Einsatz von 6000 Nationalgardisten an der Grenze zu Mexiko und die Ausbildung weiterer Grenzbeamter finanziert werden.

Bush machte sich am Donnerstag in Arizona selbst ein Bild der Grenze. Er bezeichnete die von Konservativen geforderte Abschiebung von Millionen von Illegalen als nicht praktikabel. Wenn die Menschen Englisch lernten, Strafen und Steuern zahlten, sollten sie die Möglichkeit bekommen, die US-Staatsbürgerschaft zu beantragen. Am Grenzübergang in San Diego einige hundert Kilometer weiter westlich erschossen Grenzbeamte zum gleichen Zeitpunkt einen Grenzgänger, den sie als Schlepper verdächtigten. Fünf Passagiere in seinem Auto wurden festgenommen. (APA/dpa)