Bild nicht mehr verfügbar.

In Kroatien hat sich der Anteil der Bevölkerung mit Krediten seit 2001 auf 22 Prozent verdoppelt.

Foto: Jan Pitman/Getty Images
London/Wien - In den Ländern Mittel- und Osteuropas (CEE) hat sich das Volumen der Privatkredite seit 2000 bereits verzehnfacht, die Nachfrage nach Finanzierungen steigt aber auf Grund des enormen Aufholbedarfs weiterhin deutlich. "Lebe jetzt, zahle später" - das ist offenbar die Devise vieler Bankkunden in den CEE-Ländern, wie aus kürzlich durchgeführten Marktuntersuchungen im Auftrag der Bank Austria Creditanstalt hervorgeht.

Vorreiter bei dem Trend sind, im Vergleich zur Anzahl der Bankkunden des Landes, die Rumänen: Heute haben 16 Prozent der Bevölkerung über 15 Jahre einen Privatkredit, vor vier Jahren waren es noch drei Prozent. Neben Rumänien konnten die Kroaten das stärkste Wachstum verzeichnen, hier hat sich der Anteil der Bevölkerung mit Krediten seit 2001 auf 22 Prozent verdoppelt. Ebenso steil angestiegen sind die Kreditnutzungsraten in Serbien und Montenegro (von 3 Prozent in 2001 auf 9 Prozent in 2005) und Bulgarien (von 3 Prozent auf 7 Prozent 2005). Gleichzeitig sinkt in beinahe allen Ländern die Verwendung von Sparprodukten, mit den größten Rückgängen in Kroatien (von 38 Prozent in 2001 auf 26 Prozent in 2005), in der Slowakei (von 67 zu 56 Prozent) und in Tschechien (von 62 auf 56 Prozent).

Geld bleibt am Konto

"Die Gründe dieses Trends sind einfach: Wie in Westeuropa möchten die Leute gut leben, also konsumieren und kaufen - und zwar hier und heute", erklärte der CEE-Marktforschungsexperte der BA-CA, Martin Mayr, am Sonntag bei einer Pressekonferenz im Rahmen des EBRD-Jahrestreffens in London. "Daher bleiben die Gehälter für die tägliche Verfügbarkeit auf den Konten, anstatt wie zuvor aufs Sparbuch zu wandern. Gleichzeitig werden, wenn das Geld am Konto nicht reicht, Kleinkredite für Anschaffungen wie Fernseher oder Computer aufgenommen. Der Bedarf an solchen Finanzierungsformen steigt kontinuierlich" sagt Mayr.

Wachstumschancen

Generell werden in der Region immer mehr Bankdienstleistungen in Anspruch genommen, wobei es große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern gibt. Slowenien ist das Land mit der höchsten Durchdringung, 99 Prozent der Bevölkerung über 15 Jahren haben hier Geschäftsbeziehungen zu einer Bank. Am anderen Ende der Skala liegen Bosnien-Herzegowina und Bulgarien mit 37 Prozent der Bevölkerung mit Bankverbindung.

"Das zeigt das große Potenzial der Region. Insgesamt haben 150 Millionen Menschen in den Ländern Zentral- und Osteuropas noch keine Bankverbindung. Das bietet den hier tätigen Finanzinstituten exzellente Wachstumschancen", sagte der neue CEE-Vorstand der BA-CA, Andrea Moneta. (APA)