So genannte österreichische Lösungen sind grundsätzlich ungustiös. Wo Ösl draufsteht, ist immer die Ausschaltung des Wettbewerbs drin. Das gilt im Besonderen für die E-Wirtschaft, seit Jahrzehnten ein Hort für Zank und Hader. Kontrahenten sind Bund und Länder, deren Mannschaften heißen Verbundgesellschaft und EVN - und die Matches laufen ungefähr so brutal ab wie Simmering gegen Kapfenberg.

Nachdem bis jetzt jeder Versuch einer Bündelung der Kräfte bei den im Europavergleich als Zwergengesellschaften einzustufenden Landesgesellschaften im Sand verlaufen ist und sogar eine Wasserkraft-Allianz mit Europaformat verhindert wurde, die der Verbund vor sechs Jahren mit dem deutschen Energieriesen Eon schmieden wollte, steht jetzt der spektakulärste Versuch auf der Kippe: die Fusion von OMV und Verbund.

Dass sie den Segen der Verbund-Aktionäre EVN, Wienstrom und Tiwag nicht bekommen würde, war absehbar, wenngleich Regierung, ÖIAG, OMV und Verbund diesmal relativ weit gekommen sind. Sogar lobbyingmäßig war alles so halbwegs gut auf Schiene, dass der kritische Beobachter misstrauisch werden musste. Das liegt allerdings nicht daran, dass der Zusammenschluss inhaltlich nicht sinnvoll und konsistent ist oder die Länder nicht genug verdienen an dem Deal.

Der Grund, warum EVN, Wienstrom und Co sowie mit ihnen im Schlepptau die Landeshauptleute aufschreien, liegt auch nicht im drohenden Ausverkauf der Wasserkraft. Der Grund ist viel banaler. So banal, dass es sich kaum jemand auszusprechen getraut: Die Landesversorger wollen nicht den billigen, sauberen Wasserkraftstrom kaufen (das tun sie schon jetzt nur teilweise), sie wollen sich die Verbundkraftwerke einverleiben. Die produzieren billigsten Strom und bringen höchsten Ertrag. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.5.2006)