Früher als Zwangsneurosen bezeichnet, wird heute in Fachkreisen von Zwangsstörungen gesprochen, eine weitere Bezeichnung dafür ist Zwangskrankheit. "Aus heutiger Sicht ist es besser von einer Zwangsstörung zu sprechen, nicht vom Begriff Krankheit, weil es keine einheitliche Krankheitsentität ist sondern meist verschiedene", erklärt Martin Aigner von der Universitätsklinik für Psychiatrie in Wien den Begriff. Auch zwischen den Begriffen der Psychose und der Neurose werde heute nicht mehr so strikt unterschieden. Bei den Zwangsstörungen unterscheidet man hauptsächlich zwischen Zwangshandlungen und Zwangsgedanken.

Zwangshandlungen

Zu den häufigsten Zwangshandlungen gehören Wasch- und Putzzwänge, Ordnungs-, Kontroll- und Wiederholungszwänge:

Wasch- und Putzzwänge

Betroffene fürchten sich vor Verunreinigung oder Ansteckung mit schädlichen Keimen oder Krankheitserregern. Sie haben Angst krank zu werden, wenn Sie jemanden die Hand geben, oder wenn jemand Gegenstände berührt, die auch sie benützen. Als Folge waschen sich die Betroffenen immer wieder die Hände, suchen ständig einen Arzt auf oder reinigen übergründlich Schuhe, ihre Kleidung oder sterilisieren Gebrauchsgegenstände.

Ordnungszwänge

Menschen mit Ordnungszwängen strukturieren ihre Umwelt mit Hilfe eines für den Außenstehenden meist nicht nachzuvollziehenden Systems. Eine symmetrische Anordnung oder auch eine gewisse Anzahl von Dingen kann zum Beispiel sehr wichtig sein.

Kontrollzwänge

Aus Angst vor einem schrecklichen Umglück werden Kontrollzwänge ausgeführt. Die Betroffenen fühlen sich extrem verantwortlich für eventuelle Fehler und Folgen für andere Menschen und haben Angst ihre Mitmenschen durch ihre Unachtsamkeit zu gefährden. Durch ständige Kontrollen möchten sie ihre Angehörigen vor Gefahren bewahren.

Wiederholungszwänge

Auch Wiederholungszwänge stehen im Zusammenhang mit der Angst vor Katastrophen. Durch logisch nicht begründbare rituelle Wiederholungen soll Unheil verhindert werden. Beispiele sind die Wiederholung bestimmter Bewegungsabläufe oder Handlungsschritte.

Zwangsgedanken

Gedanken, Vorstellungen oder Bilder ängstigen die Betroffenen, sie werden als aufdringlich und unangenehm empfunden werden. Die Inhalte sind aggressiver, sexueller oder blasphemischer Natur. Die Betroffenen fürchten, dass sie aufgrund ihrer Gedanken schreckliche Dinge tun oder gegenüber anderen Menschen gewalttätig werden könnten. (red)