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Kupfer erreichte mit 8800 Dollar pro Tonne einen Höchststand, doch am 15. Mai brach der Markt ein. (Bild: Recyceltes Kupfer in der Norddeutschen Affinerie in Hamburg)

Foto: EPA/Gambarini
Es sind gigantisch große Räder, die die Speziallastwagen der Goldmine in Yanacocha, im Norden von Peru antreiben. Ihr Durchmesser erreicht fast die Höhe der Container, in denen das Kontrollzentrum für die Operationen untergebracht ist. 24 Stunden am Tag rollen die Lastwägen über die Schotterpisten der Mine. Standort, Geschwindigkeit, Ladung werden per Satellit beobachtet, auf den Monitoren bildet jeder Laster einen grünen Punkt, per Mausklick kann sogar der Öldruck abgefragt werden - Maßarbeit mit Monstern. Diesen Aufwand können sich Bergbaukonzerne wie Newmont Mining oder BHP Billiton leisten. Der Goldpreis hat inzwischen alle Barrieren durchbrochen. Auch andere Aluminium, Kupfer, Zink kennen kein Halten. Zumindest bis zur vergangenen Woche.

In den vergangenen zwölf Monaten kletterte der Goldpreis um 30 Prozent bis auf 720 Dollar die Feinunze. Kupfer erreichte mit 8800 Dollar pro Tonne einen Höchststand. Doch am 15. Mai brach der Markt ein, Kupfer fiel um neun Prozent, Gold auf 666 Dollar. Und beim Aktieneinbruch dieser Woche erwischte es auch die Bergbaukonzerne.

Markt-Einbruch gibt Rätsel auf

Seither rätseln die Investoren: Ist das schon das Ende des Rohstoffbooms? Die hohen Rohstoffpreise wurden von einer anziehenden Weltkonjunktur getrieben, vor allem durch die enorme Nachfrage aus China. Neun Prozent des weltweit verfügbaren Rohöls werden ins Riesenreich gepumpt, 20 Prozent allen angebotenen Aluminiums nach China verschifft, mehr als 30 Prozent allen abgebauten Eisens.

Viel spricht dafür, dass der Einbruch der Rohstoffmärkte vor allem darauf zurückzuführen ist, dass Hedge Fonds die Metalle fallen ließen, als sie ihnen zu heiß wurden. Auch Zweifel an der Stabilität der Weltkonjunktur beschleunigten die Flucht aus den Rohstoffen. Steigende Zinsen würden Wachstum und Nachfrage bremsen; selbst China kann die Preise nicht ewig anheizen.

Dazu kommt, dass Öl- und Gasfelder in politisch unruhigen Regionen liegen, im Nahen Osten oder Westafrika. In Lateinamerika weht politisch ein neuer Wind, Venezuela hat mehrere Ölfelder privater Betreiber unter staatliche Kontrolle gestellt, Bolivien die Erdgasproduktion verstaatlicht und Ecuador einen Ölkonzern enteignet. Im südafrikanischen Simbabwe fordert die Regierung Teilhaberschaft an allen Rohstoffprojekten von Investoren.

"Angebotsseite muss sich anstrengen"

Bereits am Dienstag stiegen die Preise vieler Rohstoffe wieder. "Am Angebot und der weltweiten Nachfrage hat sich nichts verändert", sagte Charles Goodyear, Chef des weltgrößten Bergbaukonzerns BHP Billiton. "Die Angebotsseite muss sich anstrengen, um die Nachfrage zu befriedigen." Das dauert: Ehe ein neues Ölfeld Öl produziert, vergehen zehn Jahre, ehe aus einer Kupfermine Kupfer gehackt wird, sieben. Selbst auf die Riesenreifen der Speziallastwagen muss man bis zu 18 Monate warten. (Ingo Malcher aus London, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.5.2006)