ANSICHTSSACHE
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Bilder von Steve Ballmers Besuch in Wien
Im Jänner dieses Jahres löste Steve Ballmer Bill Gates als Vorstandsvorsitzenden von Microsoft ab. Am Dienstag besuchte er Wien - zum ersten Mal in seiner neuen Funktion. Dementsprechend groß war auch der Andrang bei der Pressekonferenz, zu der Microsoft Österreich auf eigens gedrucktem "Steve Ballmer in Wien 2000"-Briefpapier geladen hatte. Selbstverständlich konnte sich auch der WebStandard nicht dieser Veranstaltung entziehen, war aber personell eindeutig unterbesetzt. Das Vorhaben des Redakteurs, innerhalb einer knapp 30-minütigen Pressekonferenz gleichzeitig alles zu notieren und mit der Digitalkamera festzuhalten, war wohl illusorisch. Der Platzkampf mit routinierten Agenturfotografen und ORF-Kamerateams in einem ohnehin viel zu engen Raum konnte so nicht gewonnen werden. Vielleicht sind ja auch die Kameras mit beeindruckend großen Objektiven die besseren Waffen im Vergleich zu einer mickrigen DigiCam, die einen Großteil der Bilder unterbelichtete (es war bestimmt die Kamera schuld!). Die Zukunft des Internet - wie Microsoft sie sieht. Sichtlich stolz auf den hohen Besuch präsentierte Microsoft Österreich-Chef Alexander Stüger den Bill Gates-Nachfolger. Steve Ballmer leitete mit einem Rückblick der IT-Geschichte ein - von Mainframes über Text-orientierte Systeme bis zu den Grafischen Benützeroberflächen zum heutigen Stand, den Ballmer als "Internet - First Generation Web Ära" beichnet. Das lässt bereits ahnen, dass er eine weitere Web-Ära erwartet, die wohl von Microsoft-Technologie definiert werden soll. Details wollte der Microsoft-CEO noch nicht verraten, denn die auf das Windows 2000 Betriebssystem basierenden "Next Generaton Windows Services" (NGWS) sollen erst Ende des Monats offiziell vorgestellt werden. Eine zentrale Rolle soll dabei XML spielen. Das verwunderte die anwesenden Journalisten ein wenig, schaltet Microsoft damit doch selbst die Notwendigkeit für ein einheitliches Betriebssystem aus. Steve Ballmer dazu: Es werde eine Reihe von Geräten für den Internet Zugang geben, "einige davon werden keinen Micorsoft Code enthalten." Dennoch ist man um eine Vorherrschaft sichtlich bemüht. Bei Set Top Boxen, denen eine große Zukunft für den Internet Zugang nachgesagt wird, führe Microsoft Gespräche mit einer Reihe von Netz-Betreibern, etwa AT&T, Sprint, British Telecom und UPC, zu der auch die Wiener Telekabel gehört. Der Wunsch, in die Handys zu kommen... Aber nicht nur das Kabel, sondern auch Mobilfunknetze werden für den Internet-Zugang enorm an Bedeutung gewinnen. Man spreche etwa mit Nokia über drei Dinge: Embedded-Technologie von Microsoft in Nokia-Handys zu integrieren (daran sei Nokia "derzeit nicht so interessiert"), Firmen-Information für Wireless-Geräte aufzubereiten und MSN-Services in Nokia-Telefone zu integrieren. Das leidige Thema Microsoft-Prozess Natürlich kann der Microsoft-CEO derzeit nirgends auftauchen, ohne zum Thema Microsoft-Prozess befragt zu werden. Es ist wohl kaum überraschend, dass er die Ansicht einiger Aktien-Analysten nicht teilt, nach der eine Aufspaltung Microsofts für die Aktienbesitzer sogar gut wäre. Ballmer meint eine Aufteilung wäre "schlecht für Aktionäre und noch schlechter für Konsumenten." Außerdem habe Microsoft seiner Ansicht nach gar keine so absolute Marktdominanz. Arbeiten, damit Windows stabiler wird als Linux... So sei Linux etwa ein sehr guter Konkurrent der den Markt mit Microsoft teilt. Man könne sich nicht auf der Marktdominanz ausruhen sondern müsse tagtäglich daran arbeiten, damit Windows stabiler als Linux wird. Termin beim Innenminister Einen weiteren Termin hatte Ballmer während der Pressekonferenz noch vor sich: Am Dienstag Nachmittag traf er Minister Strasser zu einem Arbeitsgespräch. Auf die Frage, worüber er mit dem Minister sprechen möchte meinte Ballmer am Vormittag: Er sei ein "Heavy User of IT", man möchte schauen, wie man die IT-Anwendungen noch verbessern kann. Dann fügte er noch beinahe leise ein weiteres Thema hinzu: "E-Government." Im Anschluß an das Treffen mit Strasser meinte Ballmer dann, es sei ein "Kundengespräch" gewesen, bei dem es um Themen wie Computerkriminalität und E-Government ging. Das Ausfüllen von Formularen auf Papier soll demnach bald Vergangenheit sein - die Identitätsfeststellung, Sicherheit und Benützerfreundlichkeit müsse aber erst entwickelt werden. Auch über die Virusattacken der letzten Wochen habe man sich unterhalten. Die Zusammenarbeit mit Microsoft sei gut, hörte man im Innenministerium, sie basiere aber nicht auf Verträgen. Es gäbe allerdings laufend Gespräche zwischen dem Software-Konzern und dem Ministerium, betonte Ballmer. Andreas Roesler-Schmidt