
Klaus Christian Kleinfeld, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG.
Kritik unerwünscht
Der Eintrag über den seit gut einem Jahr amtierenden neuen Siemens- Lenker enthält auch kritische Anmerkungen zu Kleinfelds Geschäftspolitik. "Da es Siemens nicht gelang", seine Handy-Sparte "erfolgreich zu sanieren", heißt es darin etwa, "verkaufte Siemens unter Führung von Kleinfeld diesen Bereich zu einem negativen Preis an das taiwanesische Unternehmen BenQ".
Umfärbung
Nach Informationen des deutschen Nachrichtenmagazins Spiegel begannen Konzernmitarbeiter, einzelne Formulierungen zu entschärfen, komplette Absätze und Verweise zu streichen oder zu ergänzen, um ihren Chef in einem besseren Licht erscheinen zu lassen. In der Siemens-Variante fiel so einfach der erste Halbsatz über die misslungene Sanierung des Handy-Geschäfts weg, auch von dem Aufgeld für BenQ war zeitweise nicht mehr die Rede. Parallel dazu gelang es Siemens, lobende Passagen über Kleinfelds Verdienste als US-Chef einzustreuen und die Behauptung zu tilgen, ihr Boss sei "neoliberal".
Watch-List
Seit wachsame Wikipedianer die PR-Aktion Mitte Mai entdeckten, tobt auf den Diskussionsseiten des Laienforums ein erbitterter Kleinkrieg um die kosmetischen Eingriffe. Inzwischen wird der Kleinfeld-Beitrag sogar auf der internen Watch-List für besonders umstrittene Artikel geführt.
Kein Problem
Ein Siemens-Sprecher verteidigt seine Kollegen und argumentiert, das System stehe jedermann offen. Außerdem seien die Autoren nach den Richtlinien von Wikipedia zur Neutralität verpflichtet.
Die Korrektur in eigener Sache ist kein Einzelfall: Bereits Anfang des Jahres wurde bekannt, dass in Hunderten von Fällen von Rechnern des US- Kongresses Wikipedia- Einträge verändert worden sind. Fleißige Helfer verschönerten die Biografien ihrer Abgeordneten, der politische Gegner wurde diffamiert und beleidigt - und die Geschichte umgeschrieben.
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