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Die mögliche positive Wirkung von moderatem Alkoholkonsum ist in der Wissenschaft stark umstritten

Foto: apa/dpa/Rolf Haid
London - Viele Studien versuchen zu zeigen, dass moderater Alkoholkonsum positive Auswirkungen auf koronare Herzkrankheiten hat. Eine neue Erhebung will nun beweisen, dass es dabei Geschlechterunterschiede gibt. Bei Männern fiel das Krankheitsrisiko um 41 Prozent, wenn sie täglich in kleinen Mengen Alkohol konsumierten. Wenn sie nur einmal pro Woche tranken, verringerte sich das Risiko nur um sieben Prozent.

Frauen

Beim anderen Geschlecht ließ sich dieser Unterschied nicht feststellen: Frauen die einmal pro Woche tranken, hatten ein um 36 Prozent geringeres Krankheitsrisiko. Bei täglichem Konsum ließ sich allerdings keine weitere Verbesserung feststellen. Die Wissenschafter meinen, bei Frauen sei möglicherweise die Menge bedeutender als die Häufigkeit.

Möglicherweise hormonell bedingt

Experten haben mehrere mögliche Erklärungen für diesen Unterschied parat. Es könnte beispielsweise hormonell bedingt sein, oder aber in Zusammenhang mit der Art des Alkohols stehen. Vielleicht gibt es auch Geschlechterunterschiede bezüglich der Art, wie Alkohol vom Körper verarbeitet wird. Klar ist, dass mit Steigerung der Menge nicht die positive Wirkung erhöht werden kann. Die Wissenschaftler weisen ausdrücklich darauf hin, dass mögliche positive Wirkungen gegen die Gefahr von Leberschäden und Krebs abgewogen werden müssen. Auf jeden Fall sollten Antialkoholiker nicht mit dem Trinken anfangen, meinte Judy O'Sullivan von der gegenüber BBC.

Studie mit Vorsicht genießen

Die Studie wurde bei 50.000 Menschen im Alter zwischen 50 und 65 Jahren durchgeführt. Die Teilnehmer machten Angaben über ihre Trinkgewohnheiten, die dann über einen Zeitraum von sechs Jahren verfolgt wurden. Im Durchschnitt tranken Frauen fünfeinhalb Getränke pro Woche und Männer elf. Annie Britton vom University College London warnt aber, das die Studie möglicherweise nicht repräsentativ für alle Altersgruppen sei. Die untersuchte Gruppe war aufgrund ihres hohen Alters von vornherein dafür anfällig, an Herzkranzgefäßverengung zu erkranken. "Wir wissen noch nicht, ob diese positiven Effekte sich im Lauf des Lebens steigern, oder ob wir, aus rein gesundheitlicher Perspektive, mit dem Trinken warten sollten bis wir alt sind und Herzkrankheiten auftreten."

Wissenschaftliche Streitfrage

Die mögliche positive Wirkung von moderatem Alkoholkonsum ist in der Wissenschaft stark umstritten. Oftmals wird darauf hingewiesen, dass schon durch den Konsum geringer Mengen die Krebsgefahr erheblich steigt. So werden die vordergründig positiven Effekte von Alkohol schnell wieder aufgehoben. Deshalb darf man sie auch nicht aus dem Gesamtzusammenhang reißen, wie Wissenschaftler betonen. Außerdem muss man beachten, dass zum Beispiel roter Traubensaft die gleichen herzstärkenden Wirkstoffe enthält wie Rotwein. (pte)