Wien - Franz Häußler, Generaldirektor der Vereinigten Bühnen Wien (VBW), gibt ungern Auskünfte. Vor der Aufsichtsratssitzung Mitte Juni will er überhaupt keine geben: "Das werden Sie verstehen", meint seine Pressesprecherin.

Dem trend gelang es dennoch, Häußler zumindest einen Satz von Belang zu entlocken: "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand." Denn die respektablen Rücklagen, in den frühen 90er-Jahren aufgrund viel zu hoher Subventionen angehäuft, mussten nach heftiger Kritik mehr oder weniger aufgelöst werden. Was dazu führt, dass die VBW heuer gerade einmal das prognostizierte Defizit im Musicalbereich (600.000 Euro) über Rückstellungen auffangen können.

Im Opernbereich hingegen - das Theater an der Wien wird seit Jänner als Stagione-Betrieb geführt - ist mit einem Fehlbetrag von 3,3 Millionen Euro zu rechnen. Dennoch beteuert Häußlers Pressesprecherin: "Von einer Budgetkrise ist keine Rede." Denn die 3,3 Millionen Euro müssten erst "bis einschließlich 2009 eingespart werden". Das habe die Stadt genehmigt.

Marie Ringler, Kultursprecherin der Wiener Grünen, fühlt sich hingegen bestätigt: "Bei den Vereinigten Bühnen herrscht völliges Chaos."

In der Tat dürfte einiges aus dem Ruder gelaufen sein. Denn die Stadt gewährte eine erhöhte Subvention von 24,5 Millionen Euro; die Oper benötigt aber 20 Millionen und das Musical deren 14,5 Millionen. Es fehlen also nicht nur 3,3 Millionen: weitere 6,7 Millionen werden, wie bereits am 20. April berichtet, vom Eigentümer, der Wien Holding, "bereitgestellt" - in Form eines drei Jahre laufenden Überbrückungskredits, den natürlich die Kommune zu tilgen hat.

Ernst Woller, Kultursprecher der Wiener SP, spricht dennoch von einer "absolut künstlichen Aufregung". Es sei klar gewesen, dass eine Opernbespielung des Theaters an der Wien mehr finanzielle Mittel erfordere, die von der Stadt "selbstverständlich bereitgestellt" würden.

Was bei Ringler für Verwirrung sorgt: Laut einer Presseaussendung von Häußler stellt eben die Holding 6,7 Millionen Euro "bereit". Sie glaubt daher, dass den Mitgliedern des Kulturausschusses "Informationen vorenthalten" würden: "Hier herrscht dringender Handlungsbedarf!" Sie fordert von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) die "sofortige Einberufung eines Sonderausschusses" unter Anwesenheit von Häußler und den beiden Intendanten.

Laut der dem Gemeinderat übermittelten VBW-Kalkulation wird zudem ersichtlich, dass im Opernbereich mit einem Eigendeckungsgrad von nur 14 Prozent gerechnet wird (Gesamtkosten: 23,3 Millionen, Erlöse: 3,2 Millionen). Zum Vergleich: Die Staatsoper spielt trotz des weit aufwändigeren Repertoirebetriebs 47 Prozent der Kosten ein . . .