Wien – Der Auftragspolster ist mit 120 Millionen Euro so gut gefüllt wie noch nie und das Geschäft mit Flugsicherungs- und integrierten Kommunikationssystemen für Polizei, Rettung und Katastrophendienste (Leitstellentechnik) brummt wieder: Der Wiener Flugsicherungsspezialist Frequentis ist nach vier mageren Jahren zurück auf dem Wachstumskurs.

Allein mit dem 50 Mio. Euro schweren Auftrag für die Metropolitan Police in London, der bis 2014 Entwicklung, Lieferung und Service eines integrierten Befehls- und Notfallkommunikationssystems umfasst, hätte Frequentis für heuer "ausgesorgt", sagt Geschäftsführer und Eigentümer Hannes Bardach im STANDARD-Gespräch nicht ohne Stolz.

Hinzu kommt ein zehn Millionen Euro schweres Tetra- Bündelfunknetz, mit dem Kohletagbau, Werksbahnen und kalorische Kraftwerke des deutschen Energieversorgers RWE Power bis 2008 ausfall- und abhörsicher vernetzt werden. Damit sei der heurige Businessplan bereits erfüllt.

"Sehr zufrieden" ist Bardarch mit dem Jahr 2005. Der Umsatz stieg von 88,7 auf 101,8 Mio. Euro, das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 3,3 auf 3,9 Mio. Euro und die Zahl der Mitarbeiter um 34 auf 621 – allesamt so hoch wie noch nie in der fast 60-jährigen Firmengeschichte. Eine höhere Steuerleistung drückte den Gewinn von 3,6 auf 3,4 Mio. Euro.

Impulse aus Großbritannien

Treibender Markt sei immer noch Großbritannien, wo nach den Terroranschlägen viele sicherheitsrelevante Leitsysteme aufgerüstet würden. Insgesamt sei der Markt für Flugsicherungsequipment aber immer noch um fast 40 Prozent kleiner als 2001, damals konzipierte Aufrüstungspläne werden teils erst jetzt wieder aufgenommen.

Dafür würden neue Projekte in Angriff genommen: Deutsche Städte etwa beginnen mit der Ausschreibung und Umstellung ihrer analogen Funknetze auf Digitalsysteme, bei denen private Anbieter im Auftrag der öffentlichen Hand Funknetze errichten und betreiben. Für Frequentis entstehen durch dieses Outsourcing neue Geschäftsfelder, etwa das Messen von Service-Level-Agreements. Dies ist notwendig, um Haftungsfragen zu klären, wenn ein System ausfällt. "Man muss ja wissen, wer schuld ist, wenn etwas schief geht", sagt Bardach. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.5.2006)