Sarajevo/Banja Luka - Im Sog des Unabhängigkeits-Referendums in Montenegro werden nun auch in der Republika Srpska, dem serbischen Landesteil von Bosnien-Herzegowina, Rufe nach einer Volksabstimmung zur Erlangung der Eigenständigkeit laut. Eine NGO namens Serbische Nationalbewegung (SNP) hat nach eigenen Angaben bereits 50.000 Unterschriften dafür gesammelt. Der internationale Beauftragte für Bosnien-Herzegowina, Christian Schwarz-Schilling, sieht indes keinen Platz für derartige Avancen.

"Das Referendum in Montenegro war ein besonderer Fall in Übereinstimmung mit der Verfassung der ehemaligen Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien", erklärte Schwarz-Schilling laut den Nachrichtenagenturen Hina und Tanjug nach Treffen mit dem serbischen Präsidenten Boris Tadic und Premier Vojislav Kostunica in Belgrad. Weiters hielt Schwarz-Schilling am Montag in einem Statement fest: "Die Internationale Gemeinschaft wird eine Gefährdung der Souveränität und der territorialen Integrität von Bosnien-Herzegowina nicht zulassen, Bosnien-Herzegowina steht weder jetzt noch in der Zukunft in Frage."

"Wille der Bürger"

In Banja Luka, der Haupstadt der Republika Srpska, wurden am Montag unter dem Motto "Wir haben die Wahl" aber weiter Unterschriften für die Abhaltung einer Volksabstimmung gesammelt. "Der Wille der Bürger kann nicht ignoriert werden", erklärte der Präsident der Serbischen Nationalbewegung, Dane Cankovic. "Das serbische Volk will eine freie Republika Srpska, die losgelöst ist von Bosnien-Herzegowina. Es ist unser Recht, dass wir Selbstbestimmung verlangen, weil die UNO-Charta allen Nationen dieses Recht einräumt."

In einer Stellungnahme von "Spona", einer weiteren serbischen NGO in Bosnien-Herzegowina hieß es am Montag: "Unter Berücksichtigung der Vorschläge der Internationalen Gemeinschaft für eine Lösung des Statuts im Kosovo und beim Referendum in Montenegro, haben auch die Bürger der Republika Srpska die Legitimität ihr Recht auf Selbstständigkeit zu realisieren."

Umfragen

Laut Umfragen sprechen sich angeblich über 90 Prozent der Bevölkerung in der Republika Srpska für eine Loslösung von Bosnien-Herzegowina aus. Etwas überraschend schloss auch der Regierungschef der Republika Srpska, Milorad Dodik, eine entsprechende Volksabstimmung nicht aus: "Setzt uns ein Limit von 90 Prozent und wir werden es erreichen", erklärte er gegenüber Tanjug in Anspielung an die 55-Prozent-Hürde, welche die EU für das Montenegro-Referendum verlangt hatte.

Bosnien-Herzegowina ist seit dem Vertrag von Dayton in zwei Entitäten geteilt: In die (serbische) Republika Srpska und die bosniakisch-kroatische Föderation. (APA)