Das gespaltene Verhältnis Europas und der USA zueinander rühre aus der Geschichte her. Amerika war für Europa immer viel mehr als ein Staat, es sei "ein Symbol für Ängste und Fantasien, ein Sinneszustand" gewesen. So hätte im Dialog der beiden untereinander mehr "ein Austausch von Metaphern stattgefunden als ein richtiger Informationsaustausch". Die Europäer hätten Amerika seit dem 19. Jahrhundert als materialistisch, kultur- und seelenlos angesehen, während die Amerikaner die Europäer als dekadent, ideologisch und zynisch betrachtet hätten. Dennoch wären beide Seiten voneinander fasziniert gewesen.
"Ernüchterung über die USA"
Seit Beginn des Irak-Krieges habe sich in den vergangenen drei Jahren die Beziehung zwischen den USA und Europa sehr verschlechtert, es sei in Europa "eine Ernüchterung über die USA" eingetreten. Pells verwendete für die Beziehung der beiden Kontinente zueinander die Metapher eines "Familienstreits". So bestünden Familien aus Eltern und Kindern, dabei hätten die Kinder oft das Gefühl, von den Eltern enttäuscht oder sogar verraten zu werden.
Die Frage sei nur, "wer dabei die Rolle der Eltern und wer die des Kindes innehätte". Pells vertrat die Ansicht, sowohl die USA als auch Europa würden in ihrem Verhältnis zueinander abwechselnd beide Rollen einnehmen. So hätten europäische Staaten, wie etwa Frankreich, das Gefühl, von den Vereinigten Staaten nicht ernst genommen zu werden, während andererseits die Vereinigten Staaten im Bezug auf Kenntnisse über die Welt oft "unwissend bis geradezu naiv seien".
"Rolle des Sündenbocks"
In einer Familie würde oft ein Mitglied "die Rolle des Sündenbocks" einnehmen. In den Augen der Europäer dienten die USA "als Sündenbock für alles, was schief ginge", so Pells. Manche US-"Politik-Macher" hätten eine "messianische Weltanschauung", was an sich ja ein "edles Konzept" sei, sagte Pells und zitierte in diesem Zusammenhang aus Graham Greenes 1955 erschienenem Buch "The quiet American". Darin heißt es über die Titelfigur "I never knew a man who had nobler motives for all the trouble he caused" ("Ich habe nie einen Menschen kennen gelernt, der edlere Motive für die ganzen Probleme hatte, die er verursachte"). Laut Pells schildert dieses Buch heutzutage ganz aktuell das Auftreten Amerikas in der Welt und die Reaktionen der Europäer darauf.