Eine neue Navigationstechnik macht Hüft-Patienten schneller wieder fit

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Graz – Internationale Top-Orthopäden beschäftigen sich in Graz ab ersten Juni mit intelligenter Hüftchirurgie. Im Zentrum steht ein neuer Ansatz für differenzierte, individuelle und maßgeschneiderte künstliche Gelenke.

Lebensdauer, Funktion und Genesung optimieren

"Wir haben heute eine große Zahl ausgezeichneter Produkte zur Verfügung, damit aber die drei wichtigsten Aspekte erfolgreicher Eingriffe, nämlich maximierte Lebensdauer des künstlichen Gelenks, optimierte Funktion und schnelle Genesung voll zum Tragen kommen, braucht es einen guten und erfahrenen Operateur. Er muss zuallererst aus der Vielzahl der Möglichkeiten die Entscheidung für die ideale Therapie und das individuell optimale Implantat treffen und dann präzise operieren", umreißt Reinhard Windhager, Vorstand der Grazer Universitätsklinik für Orthopädie, das Konzept der "Intelligenten Operation".

ASR-Navigation

Ein Neuheit ist das navigierte System "Artificial Surface Replacement" (ASR -´Oberflächenersatz´) im Hüftgelenk. Navigation bedeutet, dass während der Operation das Gelenk vermessen und digitalisiert wird. Die Darstellung des Gelenks wird in drei-dimensionalen Bildern und in Echtzeit auf den Bildschirm gesendet, wodurch die Instrumente und das Implantat exakt positioniert werden können. Die Klinik in Graz ist das einzige Krankenhaus in Österreich, an dem ASR-navigiert operiert wird.

Präzision durch Navigation

"Die Navigation macht sehr präzise Eingriffe möglich und wir können mit kleineren Zugängen arbeiten, als bei Eingriffen, bei denen wir uns direkt im Operationsgebiet orientieren müssen", erläutert Windhager die Vorteile der neuen Methode und ergänzt: "Natürlich bedeuten kleinere Schnitte und geringere Verletzungen der Muskulatur und des Bindegewebes für die PatientInnen geringere Schmerzen und eine schnellere Genesung; sie könnten das Krankenhaus bereits nach drei bis vier Tagen verlassen."

Eignung

Geeignet ist das ASR-System speziell für Personen unter 65 Jahren oder für ältere, die sportlich sehr aktiv sind. Ihnen kann eine maximale Bewegungsfreiheit zurückgegeben werden, sie können danach zum Beispiel auch wieder Yoga machen. Nicht geeignet ist das System beispielsweise für Patienten mit Zysten am Oberschenkelkopf, für solche, deren Schenkelhals kürzer als zwei Zentimeter ist, oder für Personen mit verminderter Knochendichte.

Optimale Anpassung

Basis sind Implantate, die nur wenige Millimeter stark sind und die weitgehend Knochen erhaltende Operationen gestatten. Dabei wird der Oberschenkel-Kopf quasi wie ein Zahn "überkront" beziehungsweise kann die Pfanne anatomisch korrekt konstruiert werden. "Durch die Navigation erreichen wir, dass die Implantate anatomisch optimal eingepasst werden können, was zur Folge hat, dass die Implantate eine wesentlich längere Lebensdauer haben."

<> Das Instrumenten-Set, das die schonende Methode erst möglich macht, ist ebenfalls eine Neuentwicklung. Der Schnitt kann entweder an der Vorder- oder an der Rückseite des Hüftgelenks durchgeführt werden, wobei beim Schnitt an der Vorderseite kein Ablösen der Muskulatur mehr nötig ist, was wiederum geringere Schmerzen und eine schnellere Genesung bedeutet.

Oberflächenersatz und Pfannen-Implantate gibt es jeweils in 14 unterschiedlichen Größen. Damit ist sichergestellt, dass für jeden Patienten eine optimale Wiederherstellung möglich ist. Diese Form der Metall-Metall-Gleitpaarung gewährleistet, dass sich der Zwischenraum zwischen Gelenkspfanne und Gelenkskopf – wie beim natürlichen Gelenk – mit Gelenksflüssigkeit füllt. (red)