Amsterdam - Die wegen ihres Vorgehens gegen die somalisch-stämmige Exabgeordnete Ayaan Hirsi Ali unter Druck geratene niederländische Einwanderungsministerin Rita Verdonk ist im Rennen um den Vorsitz ihrer Partei unterlegen. Verdonk musste sich am Mittwoch auf dem Parteitag ihrer rechtsliberalen Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD) ihrem Konkurrenten Mark Rutte (39) geschlagen geben, wie die VVD bekannt gab.

Verdonk gilt als Hardlinerin in Einwanderungsfragen, der einstige Staatssekretär Rutte vertritt eine gemäßigtere Linie. Für Rutte sprachen sich nach Angaben der VVD 51 Prozent der Delegierten aus, für Verdonk 46 Prozent. An der Wahl hatten sich 74 Prozent aller 40.000 Parteimitglieder beteiligt.

Noch vor wenigen Wochen galt Verdonk als Favoritin für das höchste Parteiamt. Nach der Affäre um die aus Somalia stammende Hirsi Ali verlor sie jedoch an Unterstützung. Für ihre Drohung, der Exabgeordneten, die ebenfalls Mitglied der VVD war, die niederländische Staatsangehörigkeit zu entziehen, wurde Verdonk überhastetes Handeln vorgeworfen.

Hintergrund ist eine öffentliche Kontroverse über falsche Angaben, die die 36-Jährige Hirsi Ali 1992 in ihrem Asylantrag gemacht hatte. Dabei gab sie einen falschen Nachnamen und ein falsches Geburtsdatum an und verschwieg, dass sie seit ihrer Ausreise aus Somalia bereits in drei weiteren Ländern gelebt hatte. 1997 wurde sie niederländische Staatsbürgerin. Eine Entscheidung über eine Aberkennung der Staatsangehörigkeit steht noch aus.

Die Schriftstellerin und Abgeordnete wurde bekannt als Drehbuchautorin des Films "Submission" (Unterwerfung). In dem Film wird die Behandlung von Frauen im Islam angeprangert. Regisseur Theo van Gogh wurde im November 2004 von einem islamischen Fundamentalisten ermordet. (APA/AP/dpa)