Kabul/Kandahar - Ein Selbstmordattentäter hat sich am Donnerstag im Westen Afghanistans in der Nähe eines Truppenkonvois afghanischer und ausländischer Soldaten in die Luft gesprengt. Bis auf den Attentäter sei niemand zu Schaden gekommen, teilte die Polizei mit. Der Anschlag ereignete sich in der Nähe der Stadt Farah, 800 Kilometer südwestlich von Kabul, wenige hundert Meter von einem Truppenlager entfernt, in dem US-Soldaten stationiert sind.

Am Donnerstag übernahm die deutsche Bundeswehr das Kommando über die internationale Stabilisierungstruppe ISAF im Norden Afghanistans mit dem Hauptquartier in Mazar-i-Sharif. Insgesamt sind in Afghanistan derzeit rund 2.500 deutsche Soldaten stationiert.

Vor der Kommandoübernahme hatte Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) die Lage am neuen deutschen Standort als gefährlich eingeschätzt. Es gebe auch dort "vereinzelte hinterhältig Anschläge" der radikal-islamischen Taliban, sagte Jung am Mittwoch in der ARD. "Das ist das, was einem zurzeit Sorgen machen muss."

Derzeit sind 2850 deutsche Soldaten im Rahmen der ISAF eingesetzt. Bis Jahresende sollen 1700 davon in Mazar-i-Sharif stationiert sein. Dort baut die Bundeswehr derzeit ihr größtes Feldlager außerhalb Deutschlands auf. Der deutsche Brigadegeneral Markus Kneip, der das Kommando über die ISAF-Nord führt, hatte die Lage vor Ort zuvor als "eindeutig nicht ruhig und nicht stabil" eingeschätzt.

Jung sagte, der Süden und Osten des Landes seien gefährlicher als der Norden. "Aber auch der Einsatz im Norden Afghanistans ist nicht ungefährlich und nicht ohne Risiken." Der Einsatz sei aber sinnvoll und zeige auch Erfolg. Der Chef des Bundeswehrverbands, Bernhard Gertz, sagte der "Leipziger Volkszeitung" (Mittwoch) dagegen: "Unser Einsatz in Afghanistan basiert nicht auf einem wirklich schlüssigen Konzept. Die Aufgabenverteilung zwischen den Nationen funktioniert nicht richtig." Insgesamt werde das Ziel verfehlt, die Lebensverhältnisse der Menschen zu verbessern.

Im nordafghanischen Einsatzbereich der Bundeswehr waren am Dienstag drei afghanische Mitarbeiterinnen der internationalen Hilfsorganisation Action Aid und ihres Fahrers in Nordafghanistan getötet worden. Nach dem Mord und den Ausschreitungen in Kabul stellte die Hilfsorganisation medica mondiale ihre Arbeit nach vier Jahren in Kabul vorläufig ein. "Die Situation ist zu gefährlich für unsere Mitarbeiterinnen", teilte die Organisation in Köln mit. Der afghanische Präsident Hamid Karzai verurteilte den Mord scharf. (APA/dpa)