Das Schweizer Schiedsgericht will sich im Sommer eigens auf den Weg nach Wien machen, um im Streit über die Chefredaktion der Krone zu vermitteln. Das geht nach STANDARD-Infos aus der jüngsten Entscheidung der drei Richter hervor.

Wie bereits Dienstag berichtet, haben sie den Antrag von Hälfteeigentümer WAZ abgelehnt, Michael Kuhn wieder als Co-Chefredakteur von Christoph Dichand einzusetzen, bis sie im Hauptverfahren über die "Krone"-Führung entscheiden. Christophs Vater Hans hat Kuhn gegen den Willen der WAZ Ende Jänner abgesetzt. Ihm gehören die anderen 50 Prozent der "Krone".

Den Schlichtungsversuch in Wien dürften die Schiedsrichter auch zum Anlass nehmen, ihre Position zu den Streitfragen zwischen Dichand und WAZ darzulegen: Dichand will eine Vereinbarung mit seinen Mitgesellschaftern von Anfang 2003 kippen, die die Doppelchefredaktion der "Krone" vorsieht. Seinem Sohn Christoph soll das Schiedsgericht sämtliche redaktionelle Entscheidungen allein zugestehen. Die WAZ klagte im Gegenzug gegen Kuhns Rausschmiss, weil der ohne ihr Ok zustande kam.

"Nur Schaden angerichtet"

Der deutsche Medienkonzern will erst einen Nachfolger des 67-Jährigen installiert wissen. Das wiederum akzeptiert Dichand nicht: "Wir wollen keinen geschäftsführenden Chefredakteur", sagte Dichand Dienstag vor dem Wiener Arbeitsgericht, wo Kuhn seine Entlassung angefochten hat: "Er hat uns nichts gebracht, hat uns nur Schaden angerichtet in der Redaktion."

Damit scheiterten alle Vergleichsversuche der Richterin, sie entscheidet schriftlich.

"Krone"-Geschäftsführer und -Herausgeber Hans Dichand warf der WAZ in der Verhandlung zudem vor, sie blockiere Abwehrmaßnahmen gegen Wolfgang Fellners Zeitungsprojekt: "Alle Vorschläge sind abgelehnt worden." Wie berichtet, arbeitete die Mediaprint etwa an Konzepten für eine eigene Gratiszeitung. (Harald Fidler, DER STANDARD, Printausgabe, 7.6.2006)