"Die Chinesische Medizin kennt für den Hörsturz drei unterschiedliche Ursachen. Zwei Füllesituationen und eine Leere- oder Mangelsituation", so die TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) Ärztin Katrin Bienert aus Mödling.

Stress - Aufsteigendes Leber Yang

Im "Fachjargon" steigt das "Leber Yang" auf. In der Praxis heißt das: wenn man sich in etwas hineinsteigert oder sich sehr ärgern muss, so erzeugt dieser Stress Hitze im Körper. Kann diese nicht ausgeglichen werden steigt die Leberhitze auf und sorgt für das "Durchbrennen" - den Hörsturz.

Eu-Stress - Herzfeuer

Dieser Stress muss aber nicht negativ sein: Auch Jugendliche nach einem Konzertbesuch kann es treffen, die den freudig positiven Eustress erleben. Freude wird chinesisch gesehen dem Herz zugeordnet. Ist zuviel Freude da, kann auch da die Hitze zu groß werden - das "Herzfeuer lodert" und sorgt bei fehlender Ruhe für die unangenehme Folge: Hörsturz.

Fehlende Kühlung - Nierenschwäche

"Meistens handelt es sich beim Hörsturz aber um eine Schwächesituation im Körper", so die TCM Ärztin: "Wer an einer generellen Nierenenergieschwäche leidet, dem fehlt die Kühlflüssigkeit im Körper - das Nierenwasser." Das bedeutet, dass auf Dauer gesehen ein Gefühl wie "kurz vor dem Burnout" entsteht. Ist die Niere schwach, so wird zusätzlich immer mehr Kühlflüssigkeit verbraucht. "Dann reicht ein Tüpfelchen am 'i' und es kommt zum Hörsturz", erklärt Bienert.

Bewegung

Am besten ist es natürlich "Hitzesituationen" also Stressauslöser zu vermeiden. Gefragt ist der ruhige Ausgleich und das innere Gleichgewicht. Dafür ist Ausdauersport geeignet. "Allerdings keine Sportart, die zusätzlich auspowert, so wie Mountainbiken. Damit wird nur wieder Stress erzeugt". Besser sei es da schon mit dem Partner spazieren zu gehen. Auch harmonisierende Bewegungstechniken, die zusätzlich direkt auf die Meridiane wirken, empfielt die Expertin: Qi Gong oder Tai Chi helfen das Gleichgewicht zu finden.

Ernährung

Zusätzlich kann auch mit der Ernährung "Hitze gedrosselt" werden: Scharfes und Gegrilltes, viel Fleisch und Alkohol gelten in der chinesischen Ernährungslehre als thermisch "heiß" und sollten vermieden werden. Besser ist Gekochtes, Suppen, Getreide und Fische, als ausgleichende und stärkende Nahrungsmittel.

Tuina und Akupunktur

Mit der Chinesischen Manualtherapie Tuina wird durch Grifftechniken direkt am Körper entlastet und entspannt. Auch die Akupunktur wird entlang des Leber- oder Herzmeridians angewendet. Diese hilft in Akutsituationen punktgenau.

Chinesische Kräuter

Besonders häufig werden in China Kräuter Rezepte eingesetzt, die nach einer Puls- und Zungendiagnose individuell gemischt werden. "Zehn bis zwanzig Bestandteile sind in einer ausgewogenen TCM Rezeptur enthalten", so Bienert. Einzelne Kräuter, die auf die Leber, Herz oder Nierenenergie wirken, können ebenfalls verwendet werden. So zum Beispiel die Crysantemenblüten zur Harmonisierung der Leben, Longanenfrüchte gegen das Herzfeuer und Bocksdornfrüchte zur Stärkung der Nierenenergie.

Was bringts

Bei längeren chronischen Erkrankungen und Schmerzen hat die Traditionelle Chinesische Medizin gute therapeutische Möglichkeiten. Beim Hörsturz ist aber auch die TCM nicht ganz so erfolgreich: "Meine Erfahrungswerte liegen bei 30-40 Prozent Hilfe durch die TCM", sagt die Ärztin Bienert, "das ist nicht viel für die TCM, aber immerhin." (nia)