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Foto: REUTERS/Miguel Vidal
Berlin - Nach einer Roten Karte spielt eine Fußballmannschaft entgegen einer alten Fußballweisheit nicht besser als das vollzählige Team. Laut einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) schieße bei einem Platzverweis zu Beginn des Spiels die vollzählige Mannschaft im Durchschnitt drei Tore mehr. Das in Unterzahl spielende Team erziele dagegen nur ein einziges zusätzliches Tor, wie die Analyse aller WM-Spiele seit 1930 ergeben habe.

Erst bei einer Roten Karte ab der 60. Spielminute würde sich der Nachteil ausgleichen. Somit sollte also erst ab diesem Zeitpunkt über ein strategisches Foul nachgedacht werden. Dem DIW zufolge gab es in den 643 WM-Spielen seit 1930 bei 89 Partien mindestens eine Rote Karte, in 64 Prozent der Fälle habe sie keinen Einfluss auf das Ergebnis gehabt. "In 20 Prozent der Fälle verschlechterte sich die betroffene Mannschaft, und nur in 16 Prozent aller Fälle konnte die betroffene Mannschaft ihr Ergebnis noch verbessern", hieß es in der Untersuchung.

Vorher-Nachher-Vergleich

Dem DIW zufolge sagen die Zahlen allein jedoch noch nichts über den tatsächlichen Effekt einer Roten Karte aus. "Was wäre, wenn zum Beispiel die schwächere Mannschaft häufiger eine Rote Karte erhielte oder die Rote Karte häufiger gegen Ende des Spiels gegeben würde?" Um das herauszufinden, führten die Forscher einen Vorher-Nachher-Vergleich zwischen der in Unterzahl spielenden und der vollzähligen Mannschaft durch.

Für jede der beiden Mannschaften schätzten sie zunächst die durchschnittliche Torintensität pro Minute - vor und nach dem Platzverweis. Dabei wurden Faktoren wie etwa der Spielstand bei Ausschluss oder die Minute des Ausschlusses sowie Besonderheiten von WM-Turnieren wie Vor- oder K.o-Runde berücksichtigt. In einem zweiten Schritt ermittelten die Forscher dann die Veränderung der Torintensitäten nach einer Roten Karte und verglichen diese. (APA/dpa)