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Foto: REUTERS/Toby Melville
Dresden - Anlässlich ihres 56. Jahreskongresses in Dresden hat die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) ein neues Behandlungskonzept für Kieferengstände präsentiert, das Zähneziehen vollkommen erübrigt. Mit der technisch relativ unkomplizierten Distraktionsosteogenese kann der Kiefer so gedehnt werden, dass sogar einem ausgeprägten Missverhältnis zwischen Zahn- und Kiefergröße abgeholfen werden kann. Mit dieser Methode werden gesunde Zähne erhalten, die Behandlungszeit ist erheblich reduziert und das ästhetische Erscheinungsbild des Mittelgesichtsbereiches ist optimiert.

Bisher langwierige Behandlung

Bei einem Kieferengstand ist die Kieferbasis zu klein, so dass die Zähne nicht den notwendigen Platz finden können, um in einem geraden Zahnbogen zu wachsen. Bisher mussten immer ein oder mehrere Zähne gezogen werden. Die Fehlstellung der verbliebenen Zähne wird darauf durch eine kieferorthopädische Behandlung beseitigt, so dass der Betroffene wieder richtig kauen und kraftvoll zubeißen kann. Diese Behandlung zieht sich über drei bis vier Jahre hin und ist damit sehr langwierig. Zusätzlicher Nachteil ist, dass mit dieser Methode an der Ästhetik der unschönen Kieferstruktur nichts geändert werden kann.

Dehnen statt Ziehen

Mit der Distraktionsosteogenese bildet sich auf natürliche Weise neues Knochengewebe, so dass alle Zähne gleichmäßig nebeneinander Platz finden können. Die Knochenneubildung wird von einem kleinen Apparat ermöglicht, der in eine zuvor angelegte künstliche Wachstumsfuge des Kieferknochens eingesetzt wird und den Kiefer kontinuierlich über mehrere Wochen aufdehnt.

Ähnlich wie bei der Heilung eines Knochenbruchs entsteht dabei neues Knochengewebe, das nach etwa drei Monaten genau so stabil ist wie der übrige Kieferknochen. Da die umgebenden Muskeln, Gefäße und Nerven mitwachsen, wird im Ergebnis auch eine wesentliche ästhetische Optimierung dieses Gesichtsbereichs erreicht.

Methode bereits bewährt

Das Verfahren der Distraktionsosteogenese ist nicht neu. Bereits 1960 wurde es zur Knochenkorrektur an Armen und Beinen eingesetzt. Auch in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie wurde es in den vergangenen zehn Jahren erfolgreich zur Knochengewinnung bei Gesichtsfehlbildungen eingesetzt. Durch technische Verbesserungen des zur Knochendehnung benötigten kleinen Apparates ist jetzt auch der Einsatz im Kieferbereich
möglich. (pte)