Gaza - Die israelische Armee hat offenbar den Sicherheitschef der radikalen Hamas-Regierung bei einem Luftangriff getötet. Jamal Abu Samhadana sei bei dem israelischen Angriff auf ein Lager des militanten Volkswiderstandskomitees (PRC) im südlichen Gazastreifen ums Leben gekommen, berichteten Sanitäter und Augenzeugen am Donnerstag. Neben dem Sicherheitschef seien noch drei weitere Menschen getötet worden.

Israels Militär bestätigte den Luftangriff. Man habe aber keine bestimmte Person ins Visier genommen, sagte eine Armeesprecherin. Nach israelischen Militärangaben galt der Angriff dem Ausbildungslager der PRC, in dem sich Abu Samhadana gerade aufhielt. Die dort versammelten Extremisten hätten einen groß angelegten Angriff auf Israel geplant, hieß es. Bei dem Luftangriff wurden vier Raketen auf das Lager abgefeuert. Neben Abu Samhadana starben drei weitere Menschen, zehn wurden verletzt, wie die Polizei mitteilte.

Rache angekündigt

Die PRC kündigte umgehend Racheakte gegen Israel an. "Unsere Raketen werden auf das zionistische Gebilde herunterregnen und unsere Helden werden sich zwischen ihren schmutzigen Körpern in die Luft sprengen", sagte ein Sprecher der militanten Gruppe.

PRC-Sprecher Abu Abir kündigte Vergeltung an: "Die Zionisten und Israelis haben mit der Ermordung von Abu Samhadana die Tore der Hölle geöffnet." Tausende strömten zu der Moschee, in die Samhadanas Leichnam gebracht worden war. Und der Sprecher des von der Hamas geführten Innenministeriums, Khaled Abu Hilal, sagte: "Das ist eine kriminelle Ermordung und alle Palästinenser haben das Recht, mit allen Mitteln auf dieses hässliche Verbrechen zu reagieren."

Samhadana war Führer der militanten Volkswiderstandskomitees und zuletzt auch Sicherheitschef der Hamas-Regierung, was nicht nur in Israel, sondern auch bei der Fatah-Organisation des palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas auf Empörung stieß.

Er stand auf Platz zwei der von Israel meistgesuchten palästinensischen Extremisten und galt als Drahtzieher zahlreicher Raketenangriffe auf Israel. Auch soll er für einen Bombenanschlag auf einen US-Konvoi im Gazastreifen 2003 verantwortlich gewesen sein. Die Ernennung des 43-jährigen Sprengstoffexperten zum Sicherheitschef der Hamas-Regierung im April wurde mit dafür verantwortlich gemacht, dass es in den vergangenen Wochen zu den Kämpfen zwischen Anhängern der Hamas und der Fatah im Gazastreifen kam, bei denen zehn Menschen getötet wurden.

Es wäre das erste Mal seit der Regierungsübernahme der Hamas, dass Israel einen ranghohen Beamten der Palästinenser-Regierung getötet hätte. Zwischen der Hamas und der Fatah-Bewegung von Abbas tobt seit dem Regierungswechsel in den Palästinensergebieten ein interner Machtkampf. Die Hamas weigert sich, Israel anzuerkennen und die Waffen niederzulegen. Abbas will dagegen die palästinensische Bevölkerung über einen Plan abstimmen lassen, der einen palästinensischen Staat an der Seite Israels vorsieht. (APA/Reuters/dpa/AP)