Wien - Österreichs Unternehmen sind laut einer Studie bedeutenden finanziellen Risiken ausgesetzt. Der Umfang der überfälligen Forderungen per Ende 2005 habe 5,2 Milliarden Euro betragen, geht aus der Studie "European Payment Index 2006", die der Forderungsmanagement-Dienstleister Intrum Justitia in Auftrag gegeben hat. Die Studie vergleicht das Zahlungsverhalten in 22 europäischen Ländern.

Die Forderungsrisiken in Europa seien nach einer leichten Erholung im Vorjahr wieder angestiegen. Österreich weise erfreulicherweise eine Gegenbewegung aus und kann ein leichtes Absinken der Risiken ausweisen.

Pessimistische Entwicklung

Intrum Justitia geht von einer langfristig pessimistischen Entwicklung aus. Mit der Einführung der neuen Eigenkapitalunterlegungsrichtlinien der Banken (Basel II) werde eine zusätzliche Überwälzung der schlechten Risiken von den Banken auf die übrigen Finanzierungsquellen erfolgen, in erster Linie auf die Lieferanten, heißt es.

Wenig positives zeige sich für die Exportindustrie: Von den vier wichtigsten Exportmärkten weisen Deutschland und Großbritannien einen Anstieg der Zahlungsrisiken aus, während die Schweiz und Italien eine positive Entwicklung verzeichnet, dies jedoch nach einem starken Anstieg im Vorjahr.

Die geringsten Zahlungsrisiken finden sich trotz einer negativen Entwicklung erneut in Finnland, gefolgt von Schweden und Norwegen. Portugal weist die höchsten Risiken aus, gefolgt von den beiden Nachbarländern der Tschechischen Republik und Polen. Österreich hat sich im Vorjahresvergleich vom 10 auf den 9 Platz verbessert.

Durchschnittliche Zahlungsdauer verlängert

Die durchschnittliche Zahlungsdauer in Europa (vertraglich vereinbarte Zahlungsfrist plus Zahlungsverzug) verlängerte sich 2005 erneut auf 59,2 von 58,7 Tage. In Österreich beträgt die Zahlungsdauer bei den Privatkunden 38,3 Tage, bei den Geschäftskunden 49,0 Tage und bei der Öffentlichen Hand 55,1 Tage.

Der durchschnittliche Zahlungsverzug in Europa erhöhte sich auf 16,8 Tage per Ende 2005, was einem Buchwert der überfälligen Forderungen von insgesamt 250 Mrd. Euro entspreche - soviel wie dem Bruttoinlandprodukt (BIP) von Österreich. Der Anteil der österreichischen Wirtschaft betrage 5,2 Mrd. Euro.

In Österreich hat der Zahlungsverzug im Vorjahresvergleich leicht von 16,2 Tage auf 15,7 Tage abgenommen. Der Zahlungsverzug bei den Privatkunden beträgt 12,1 Tage, bei den Geschäftskunden 16,7 Tage und bei der Öffentlichen Hand 17,5 Tage.

Forderungsverlust in Österreich bei 1,8 Prozent

Der durchschnittliche Forderungsverlust in Europa stieg auf 1,8 (1,7) Prozent). Frankreich weist den stärksten Zuwachs aus, gefolgt von Island und Ungarn. Die positivste Entwicklung verzeichneten Spanien und Litauen gefolgt von Norwegen.

Der Forderungsverlust in Österreich beträgt 1,8 (1,7) Prozent und liegt damit nur knapp unter dem europäischen Durchschnitt. Die geringsten Verluste weisen Finnland, Italien und Dänemark mit 0,7, 0,9 und 1,1 Prozent auf. Die höchsten Verluste verzeichnen die Unternehmen in Estland und Lettland mit 3,6 bzw. 3,2 Prozent. Vorsicht für die Exportindustrie ist ebenfalls für Tschechien (3,3%), Litauen und Polen (3,1%) sowie Ungarn (2,7%) angezeigt.