Nürnberg - Die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) hat am Sonntag am Rande der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland gegen Menschenrechtsverletzungen in Iran und anderen Staaten demonstriert. Bei einer Mahnwache am Tag des ersten WM-Spiels der Iraner (gegen Mexiko) stellten etwa 15 Aktivisten in der Nürnberger Innenstadt zwei kleine Fußballtore auf, zwischen die sie sich in Häftlingsmontur aufstellten. Dabei trugen sie Schilder mit Aufschriften wie "Fair Play für politische Gefangene" oder "Folter im Abseits". Bayerns Innenminister Günther Beckstein nannte den iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad einen Verbrecher, der in Deutschland nicht erwünscht sei.

Die ai-Aktion ging allerdings in den ausgelassenen Feiern mexikanischer und iranischer Fußballfans mit jeweils grünen Trikots auf den Nürnberger Straßen ein wenig unter. Vertreter von ai betonten, ihr Protest richte sich nicht nur gegen Menschenrechtsverletzungen in Iran, sondern auch allen anderen WM-Teilnehmerstaaten. Außerdem wurde eine Unterschriftenliste ausgelegt, um den iranischen Religionsführer Ayatollah Ali Khamenei zur Abschaffung der Todesstrafe bei unter 18-Jährigen zu bewegen.

"In Deutschland nicht willkommen"

Beckstein sagte bei einer Demonstration kurz vor Beginn des ersten WM-Spiels mit der iranischen Mannschaft in Nürnberg, wer wie Ahmadinejad die Vernichtung Israels fordere und die Juden ins Meer treiben wolle, stehe außerhalb des Bodens jeder Zivilisation. "Wenn er nach Deutschland käme, würde ihn nur der Diplomatenpass davor bewahren, verhaftet zu werden. Ein Verbrecher wie Ahmadinejad ist in Deutschland nicht willkommen", rief Beckstein den etwa 1.000 Demonstranten zu.

Zu der Demonstration hatte die israelitische Kultusgemeinde in Nürnberg aufgerufen, zahlreiche Teilnehmer trugen israelische Nationalflaggen. Auch einige Exil-Iraner nahmen an der Protestaktion auf dem Jakobsplatz in der historischen Nürnberger Innenstadt teil.

Auf Plakaten forderten Demonstranten, dass der Staat Israel erhalten bleiben müsse. "Viva Israel - Es lebe die Freiheit", stand auf einem Transparent. Ein anderes Flugblatt forderte mit Blick auf den iranischen Präsidenten, der den Holocaust leugnet: "Rote Karte für Ahmadinejad." Redner sagten, die Demonstration richte sich nicht gegen die iranischen Spieler. An der Demonstration beteiligten sich auch einige Exil-Iraner.

Bereits am Vormittag hatte am Rande der Nürnberger Altstadt eine kleine Gruppe von Anhängern der rechtsextremistischen NPD für Ahmadinejad demonstriert. Bei der nicht angekündigten oder genehmigten Aktion trugen sie iranische Flaggen und Bilder des Staatschefs.

Als Zuschauer bei dem Spiel WM-Spiel zwischen dem Iran und Mexiko (Anpfiff 18.00 Uhr) wird auch der iranische Vizepräsident Mohammed Aliabadi erwartet, für dessen Sicherheit in Deutschland die Polizei sorgt. Die deutsche Regierung vermeidet jeglichen diplomatischen Kontakt mit ihm. (APA/AP/Reuters)