Bei Tag sind es Staus und einzuhaltende Ruhezeiten, die für steigende Auslastung der "Rollenden Landstraße" sorgen. Nächtens wirkt das Fahrverbot auf der Straße als Treiber.

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Wien - Im Wettlauf zwischen Straße und Schiene um den Spitzenplatz beim Gütertransport hat mit Ausnahme der Schweiz überall sonst in Europa die Straße die Nase vorn. Weil es sich mit zunehmendem Verkehr auf den Straßen immer öfter staut, feiert eine von manchen längst totgesagte Transportart ein Revival: die Beförderung von Lkws auf Niederflurwaggons, genannt "Rollende Landstraße" (RoLa).

Allein auf der Brennerroute waren in den ersten vier Monaten 2006 um die Hälfte mehr Laster auf der Schiene unterwegs als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. "Von Jänner bis April 2005 hatten wird 14.700 Lkws auf der Brenner-RoLa, heuer waren es bis April rund 22.000; bis Jahresende kommen wir sicher auf 100.000", sagte der Vorstandssprecher der Rail Cargo Austria (RCA), Ferdinand Schmidt, dem STANDARD. Zum Vergleich: Auf der Brennerautobahn sind pro Jahr rund zwei Mio. Lkws unterwegs.

Kampfpreise Unter dem Dach der RCA sind die Güterverkehrsaktivitäten der ÖBB gebündelt. Vor einem Jahr hat sich die Bahn die nach dem Auslaufen der Ökopunkteregelung Ende 2003 in arge Nöte geratene Kombiverkehrsgesellschaft Ökombi einverleibt.

"Wir sind mit Kampfpreisen in den Markt gegangen und haben das Angebot ausgeweitet. Diese Strategie trägt jetzt Früchte", sagte Schmidt.

Auf Österreichs wichtigster RoLa-Strecke, der Brennerroute, verkehren derzeit täglich 34 Züge, 20 mehr als vor einem Jahr. Ab Herbst sollen vier weitere dazukommen; auch ist eine komplett neue RoLa im Gespräch, die zwischen Trient und Regensburg oder Trient und Manching (bei München) verkehren soll.

Der Bund lässt sich die RoLa rund 40 Mio. Euro pro Jahr kosten. Zuschüsse gibt es für den Betreiber ÖBB nur mehr pro transportierten Lkw, nicht wie früher pro Zug. Damals hatte die Ökombi kein Auslastungsrisiko. Egal, ob fünf oder fünfzig Lkws auf dem Zug waren - den Fehlbetrag mussten die ÖBB zahlen, die sich das Geld vom Bund holten.

Die Förderung je Lkw beträgt auf der Brennerroute 90 Euro. In der Nacht gibt es nur die Hälfte, weil es wegen des Nachtfahrverbots keine alternative Fahrmöglichkeit gibt. Auf der Donauachse liegt der Fördersatz bei einheitlich 70 Euro je Lkw, auf der Tauernstrecke bei 75 Euro.

Während die Schweiz beim alpenquerenden Güterverkehr auf einen Schienenanteil von 65 Prozent kommt, sind es auf der Brennerstrecke vergleichsweise bescheidene 23 Prozent. Die Schweiz liege uneinholbar vorn, was die Höhe des Schienenanteils betreffe. Schmidt: "Wir könnten bestenfalls 50 Prozent erreichen. Uns fehlen die Kapazitäten." (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.6.2006)