Eine Weltausstellung mag vor gut hundert Jahren die Tore des Fortschritts für eine staunende Öffentlichkeit bis zum Anschlag aufgerissen haben: Mit Pomp wurden in Paris und anderswo die Segnungen der Elektrifizierung hell leuchtend vorgeführt. Der Eiffelturm wuchs förmlich in den Himmel; Turbinen drehten sich, Motoren keuchten, und eine wachstumsgierige Gründerzeit feierte sich anhand der Segnungen, die sie sozusagen zeitversetzt denen, die später erst von ihnen profitieren sollten, glücksverheißend vor Augen führte. Die Weltausstellung 2000 mag die niedersächsische Provinz mit der Vorspiegelung gelockt haben, für die Repräsentationsbedürfnisse der "Berliner Republik" aufzukommen - und damit auch noch ein gutes Geschäft zu machen. Nur müsste die Welt von heute dafür jener trostlose Verbund von Dörfern sein, für den man sie einmal hielt. In den Tagen der Vernetzung kann man ganze Länder, oder doch zumindest deren Mentalitäten, problemlos in enge Container sperren. Die Zukunftsressourcen dagegen sind leidlich aufgebraucht. Der Bepflanzung von baltischen Pavillon-Dächern mit üppigem Grünzeug schert, ganz naturwüchsig gesprochen, niemanden. Das EXPO-Gelände in Hannover betreibt aber Schrebergärtnerei, und sie zitiert dabei die abgeschmacktesten Beispiele einer Ästhetik, die auf Überwältigung zielt. Anders gesagt: Früher einmal erhielt man mit der Vorführung der schönsten Zukunftsaussichten die Möglichkeit eingeräumt, an einem bescheidenen Wachstumsrausch teilzuhaben. Das war, in Maßen, ein symbolischer Genuss. Heute wird man mit Schlagwörtern wie "Mensch - Natur - Technik" zurückgelotst. In eine Vergangenheit, die das letzte, bis zum Abwinken fortschrittsgläubige Jahrhundert ad absurdum geführt hat.