Geschlechterpolitik
"Frauen müssen um ihre Rechte wissen"
Ringen um Abschlussdokument der New Yorker Konferenz
"Menschenrechtsverletzungen und starke Unterentwicklung verbinden sich oft
zu einer besonders schändlichen Form von Gewalt gegen
Frauen - etwa das Verbrechen
des Mädchenhandels für sexuelle Ausbeutung. Schätzungen der Internationalen
Organisation für Migration ergeben, dass jährlich etwa
500.000 Frauen aus Zentral-
und Osteuropa verschleppt
werden, viele durch mein eigenes Land", erklärte die Leiterin der österreichischen
Delegation, Botschafterin Irene Freudenschuss-Reichl,
Mittwochabend vor der UNO-Sondergeneralversammlung
zum Thema "Frauen 2000" in
New York. Auch HIV/AIDS
stellten ein großes Problem
dar: "Es ist meine feste Hoffnung, dass wir hier neuen Boden erschließen können", sagte die Botschafterin. Sozialministerin Elisabeth Sickl
(FPÖ), die auch für Frauenangelegenheiten zuständig ist,
war aus Termingründen nicht
nach New York gefahren.
Eine Voraussetzung für die
Bekämpfung von Menschenrechtsverletzungen, so Freudenschuss-Reichl, sei jedoch,
dass die gefährdeten Frauen
überhaupt von der Existenz
dieser Menschenrechte informiert seien: "Menschenrechtserziehung und rechtliches Wissen sind daher unerhört wichtig."
Freudenschuss-Reichl zeigte sich im Gespräch mit dem
Standard
vorsichtig optimistisch: "Es handelt sich hier um
einen langsamen und zähen
Prozess, der ohne diese Konferenzen noch langsamer und
noch zäher wäre. Diese internationalen Treffen geben den
Frauen die Möglichkeit, sich
gegenseitig zu unterstützen,
zu ermutigen, Strategien auszutauschen, Netzwerke zu
bilden, die Weltöffentlichkeit
aufmerksam zu machen und
die Politik zumindest während eines kurzen Zeitraumes
mit diesen Angelegenheiten
zu befassen."
Freudenschuss-Reichl erwartet, dass es in fünf Jahren
wieder eine ähnliche Weltkonferenz geben wird wie in
Beijing im Jahre 1995 oder die
derzeitige in New York.
Frauenrechtlerinnen haben
dem Vatikan und mehreren
islamischen Staaten indes
vorgeworfen, eine Einigung
über das Abschlussdokument
der New Yorker Konferenz zu
blockieren. Abtreibungsgegner machten hingegen westliche Staaten für die schwierigen Verhandlungen verantwortlich. Durch radikale
Sprache über sexuelle Rechte
und Abtreibung würden sie
eine Einigung verzögern. Heute, Freitag, wollen die Delegierten aus mehr als 180 Staaten einen Aktionsplan verabschieden, der die Gleichberechtigung der Frauen beschleunigen soll.
(
Standard
-Korrespondentin
Susi Schneider
aus New York)