Rom - Drei Wochen nach seinem Amtsantritt muss sich Italiens neuer Regierungschef Romano Prodi mit dem heiklen Thema der ausufernden Pensionsausgaben auseinander setzen. Um die Rentenkosten unter Kontrolle zu bringen, überlegt die Mitte-Links-Regierung eine Anhebung des tatsächlichen Pensionsantrittsalters. Mit der gestiegenen Lebenserwartung sei die Erhöhung des Pensionsantrittsalters unbedingt erforderlich, um die Ausgaben für Pensionen (15,4 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt) einzudämmen, so Draghi.

Die Regierung Prodi überlegt daher eine Anhebung des Ruhestandsalters für Frauen auf 63 Jahre. Bisher mussten die Italienerinnen bis zum 60. Lebensjahr arbeiten. Die Pläne der Regierung lösten jedoch den Protest der Frauenverbände und der Gewerkschaften aus. "Die Italienerinnen sind auf dem Arbeitsmarkt schon stark benachteiligt. Die Beschäftigungsrate der italienischen Frauen zählt ohnehin zu den niedrigsten in Europa. Die Frauen kümmern sich mehr um Kinder und Haushalt. Sie länger am Arbeitsplatz zu halten, wäre eine Ungerechtigkeit", sagte eine Sprecherin des Gewerkschaftsverbands CGIL.

Verteidigung durch Unternehmerin

Die italienische Unternehmerin, Marina Salamon, verteidigte dagegen die Pläne der Regierung. "Frauen leben länger. Mit 60 sind ihre Kinder bereits erwachsen. Frauen in diesem Alter haben mehr Zeit zum Arbeiten. Man sollte dagegen jüngeren Frauen helfen, die arbeiten, aber auf Familie nicht verzichten wollen", so Salamon.

Gegen eine neue Pensionsreform, die zweite nach jener, die Prodis Vorgänger Silvio Berlusconi im Jahr 2002 über die Bühne gebracht hatte, stemmen sich auch die beiden kommunistischen Parteien in der Mitte-Links-Koalition, die im April die Parlamentswahlen gewonnen hat. "Die italienischen Arbeitgeber haben bereits Opfer gemacht. In Italien gehen die Arbeitnehmer durchschnittlich mit 60 Jahren in den Ruhestand, genau wie in Deutschland. Sollte Italien weiterhin das Ruhestandsalter anheben, würden wir die ältesten Arbeitnehmer in ganz Europa haben", sagte der Gewerkschaftschef Guglielmo Epifani. (APA)