Eine Delegation von EU-Parlamentariern, die mehrere Auffanglager für Immigranten auf den Kanareninseln inspizierte, hat zum Abschluss des Besuchs die "menschenwürdige Unterbringung und ordentliche Verpflegung" der afrikanischen Einwanderer durch die spanischen Behörden bestätigt, berichtete allerdings auch von Klagen über die "Monotonie des Lageralltags".

Die Abgeordneten fanden – rechtzeitig zum Beginn der Fußball-WM – ein passendes Rezept gegen die Langeweile des Lageralltags und legten aus eigener Tasche genügend Geld zusammen, um drei Fernsehgeräte anzukaufen.

Von Ratlosigkeit und Improvisationsgeist ist auch die Reaktion der spanischen Regierung auf die jüngste Immigrationswelle aus Afrika bestimmt. So will ein Professor für Meereskunde ein Computerprogramm zur Ortung von Fischschwärmen weiterentwickeln, um mithilfe von Satellitenbildern die von den Küsten Mauretaniens und Senegals in See stechenden Fischerkähne rechtzeitig aufzuspüren, die mit bis zu 80 Personen an Bord in Richtung Kanarische Inseln unterwegs sind.

Riesige Datenflut

Während die Fachwelt noch Zweifel äußert, ob Computer an Universitäten über genügend Prozessorleistung verfügen, die entsprechend dem überwachten Seegebiet "riesige" Flut an Satellitenbildern mithilfe von Bilderkennungsprogrammen so weit auszuwerten, dass die Holzboote erfasst und deren Position und Kurs an die Küstenwache weitergegeben werden können, zeigt sich Professor António Ramos optimistisch. Bereits im Sommer könnten Satelliten zur Ortung der Flüchtlingsströme eingesetzt werden.

Ungewiss ist indes noch, welche Staaten beim Einsatz der neuen EU-Behörde zur Sicherung der Außengrenzen ("Frontex") gegen die illegalen Schifffahrer vor Spanien bereit sind. Während in Madrid von neun fixen Partnern, darunter Österreich, die Rede ist, wird laut Wiener Innenministerium über die Beteiligung an dem Grenzeinsatz erst Ende Juni entschieden. (DER SSTANDARD, Printausgabe, 13.6.2006)