Die Risiken für die Preisstabilität im Euro-Währungsraum sind in den vergangenen Monaten weiter deutlich gestiegen, sichtbar an beiden Säulen der geldpolitischen Strategie der Europäischen Zentralbank (EZB). Mit diesen einleitenden Worten begründete EZB-Präsident Wim Duisenberg am Donnerstag in der Pressekonferenz nach der EZB-Rat-Sitzung die deutliche Zinserhöhung um 50 Basispunkte. Duisenberg zeigte auf die starke Expansion der Geldmenge M3 mit zuletzt 6,3 Prozent 3-Monats- Jahresrate bei einem EZB-Referenzwert von 4-1/2 Prozent und auf das schnelle Wachstum der Kredite an den privaten Sektor von über elf Prozent. "Klare Warnsignale" Die zweite Säule der EZB-Strategie zeige ebenfalls Handlungsbedarf. Duisenberg zitierte dazu Erwartungen und Prognosen für das Wirtschaftswachstum im Euro-Raum von über drei Prozent und Erwartungen von einer Inflationsrate (HVPI) von rund zwei Prozent für 2000 und 2001, was für die EZB "klare Warnsignale" seien. Auch die Finanzmärkte zeigen nach Duisenberg die Einschätzung einer starken Konjunktur im Euroland. Die Kurserholung beim Euro in den vergangenen Tagen und Wochen spiegelt nach Überzeugung des EZB-Präsidenten die positivere Einschätzung und die Wachstumskräfte im Euro-Währungsraum wider. Trendwende beim Euro-Wechselkurs Beim Wechselkurs des Euro sieht Duisenberg eine Trendwende. "Der Euro-Abwärtstrend scheint sich umgekehrt zu haben", sagte Duisenberg. Der Wechselkurs des Euro in den vergangenen Wochen berge immer noch Aufwärtspotenzial, sagte Duisenberg. Er sei in der Vergangenheit übertrieben niedrig gewesen. Die Politik der EZB bleibe nach der Zinserhöhung akkommodierend. EZB-Vizepräsident Christian Noyer sagte zum Tenderverfahren, die EZB werde den Geldmarkt bei den Hauptrefinanzierungsgeschäften im Hinblick auf den Liquiditätsbedarf führen. Im Hinblick auf die weitere Entwicklung der Teuerung in der Euro-Zone sagte Duisenberg, er erwarte mittelfristig eine Inflationsrate nahe zwei Prozent. (APA/Reuters/vwd)