Franz Beckenbauer fährt dieser Tage nicht mit der Bahn. Selbst der flotteste ICE ist dem üppigen Spielspeisezettel des OK-Chefs einfach nicht gewachsen.

Dabei hat sich die Deutsche Bahn AG gründlich vorbereitet. Mit pfiffig beworbenen Angeboten für WM-Flüchtlinge ("Freunde zu Gast in der Welt"), vor allem aber mit Mitarbeitermotivation. So genossen alle 1600 Zugchefs des Fernverkehrs einen Vortrag von FIFA-Referee Markus Merk.

Der Zahnarzt hat angeblich den Nerv der Eisenbahner getroffen, schließlich sei er als Spielführer quasi auch ein Zugchef. "Wie ich, so müssen auch Sie selbstkritisch und unbestechlich sein. "Und hellwach (ganz wichtig!), wie Merk noch nachschob, ehe er mit einem wie in Stein gemeißelten Satz schloss: "Ein Spielführer lebt und lenkt die Emotionalität seiner Kunden und ist deshalb im besten Sinne nicht nur Spielführer, sondern auch Führungsspieler."

Merks Kollege im ICE zwischen Dortmund und Köln hatte am Mittwoch so geschult kein Problem mit der Kundenhorde im schwarz-rot-goldenen Rausch. "Grölen ist okay, Jungs, aber lasst die Einrichtung ganz." Es wurde gehorcht. (DER STANDARD Printausgabe 16.06.2006)