Wien - Überall auf dem afrikanischen Kontinent werden Kinder zu Hause, in Schulen und öffentlichen Einrichtungen zu Opfern von körperlichem, emotionalem und sexuellem Missbrauch. Dies teilte UNICEF in einer Aussendung anlässlich des Tages des afrikanischen Kindes am Freitag mit. Sexuelle Gewalt an Kindern scheine sich immer rascher auszubreiten, "unentschuldbar angetrieben durch bewaffnete Konflikte, bittere Armut und HIV/AIDS".

Straßenkinder seien ständig mit Gewalt und Brutalität konfrontiert, auch von Seiten der Polizei. Unzählige Kinder müssten unter gefährlichen Umständen arbeiten und würden missbraucht und ausgebeutet. Jedes Jahr würden drei Millionen Mädchen und Frauen dem Ritual der genitalen Verstümmelung unterzogen. In West- und Zentralafrika würden jährlich tausende Mädchen und Buben Opfer von Kinderhändlern.

Spitze des Eisbergs

Laut Per Engebak, UNICEF-Regionaldirektor für Ost- und Südafrika, sind diese Zahlen "nur die Spitze des Eisbergs": "Angst vor Vergeltung oder die Bereitschaft der Familien, eine Abfindung anzunehmen vertiefen eine Kultur des Schweigens und ermöglichen es dem Problem, unentdeckt und unbesprochen weiter zu gären."

Der Schaden sei enorm. Es gebe viele Beweise dafür, dass kleine Gewaltopfer oft selbst zu Tätern würden. Nur wenige Staaten seien ausreichend gerüstet, jugendliche Straftäter zu rehabilitieren. "Statt sich auf die Rehabilitation des Kindes zu konzentrieren wird eine Kultur von Bestrafung und Unterdrückung angewendet", konstatiert Esther Guluma, UNICEF-Regionaldirektorin für West- und Zentralafrika. "Wenn Kinder zu Haftstrafen verurteilt werden, müssen sie in einer Umgebung voll körperlicher und psychischer Gewalt leben."

Die "Organization of African Unity" erklärte den 16. Juni zum "Tag des afrikanischen Kindes", zum Andenken an jene Schulkinder, die am 16. Juni 1976 in Soweto ums Leben kamen. Der Tag ist aber allen Kindern Afrikas gewidmet.

Soweto (kurz für "South Western Townships") ist eine Millionenstadt in Südafrika und gleichzeitig ein Vorort im Südwesten der Wirtschaftsmetropole Johannesburg. Während der Apartheid diente es als Township zur Unterbringung der schwarzen Bevölkerung. 1976 erschütterten Schüler- und Studentenproteste Soweto, die sich gegen eine Direktive der Regierung wandten, in den höheren Schulklassen nur mehr auf Afrikaans und nicht mehr auf Englisch zu unterrichten. Die Sicherheitskräfte des Apartheid-Regimes richteten daraufhin ein Blutbad unter den Protestierenden an, dem 176 Menschen zum Opfer fielen.

Eine UN-Studie über Gewalt an Kindern wird voraussichtlich im Oktober 2006 der UN-Generalversammlung präsentiert werden. Die Studie soll ein detailliertes globales Bild von Gewalt an Kindern enthalten sowie Empfehlungen hinsichtlich Gesetzen, Strategien und Programmen. (APA)